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Rezension zu
Der weite Raum der Zeit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Zwischen Raum & Zeit

Von: literaturELLE aus Berlin
10.06.2016

Nach einer charmanten Empfehlung konnte ich als Shakespeare-Liebhaberin natürlich nicht widerstehen und schnappte mir „Der weite Raum der Zeit“ von Jeanette Winterson – trotz meines immensen SbB’s (= Stapel ungelesener Bücher). Und: ich sollte nicht enttäuscht werden. Dieser Roman hier war von Beginn an anders. Wow. Ganz anders. Heftig anders. Krass. Schockierend sogar. Aber zurück auf Start! Das Cover – hmm, eher unspektakulär, zurückhaltend, dezent, hätte mich nicht wirklich zum Kauf animiert. Die Titel – oh je, den konnte ich mir während der ganzen Zeit der Lektüre nicht merken. Warum eigentlich nicht? Die Autorin greift die Symbolik des Satzes immer wieder auf. Vielleicht ist er einfach zu abstrakt gewählt? Zum Einstieg wird ein kleiner Einblick in die Handlung des Romans gewährt und die Autorin vorgestellt – eine typische Klappe also. Und schon kommt Mr Shakespeare ins Spiel und betritt die Bühne. Tadaaaa. Das Original wird vorgestellt. Thema der Neufassung von Mrs Winterson ist das Theaterstück „Das Wintermärchen“ oder „The Winter’s Tale“ von William Shakespeare, das vermutlich um 1610 entstand und die Geschichte eines vor Eifersucht blinden, rasenden Königs Leontes erzählt. Der Leser erfährt in aller Kürze die ganze Geschichte um König Polixenes und seinen Freund Leontes, dessen Frau Hermione, dem Diener Camillo, vielen weiteren Beteiligten sowie natürlich Perdita – die kleine verlorene Tochter. Jeder dieser Gestalten haucht Jeanette Winterson neues Leben ein und überträgt die 400 Jahre alte Story ins heutige London, Paris und die Vereinigten Staaten. Die Charaktere werden wunderbar mit Buchstaben gezeichnet, ungefragt erhält der Leser Einblick in die Abgründe der Seele der Protagonisten. Es gibt einige Zeitsprünge und der Knoten löst sich nur ganz langsam. Denn obwohl ich die Geschichte ja nun kannte, war es spannend die Entwicklung des Romans in der Gegenwart zu beobachten. Wird es der Autorin gelingen, das Verhalten der Charaktere glaubwürdig zu transportieren und dabei dem Original so treu wie möglich zu bleiben? Für mich ist es gelungen. Die Geschichte um Perdita ist rund und in sich schlüssig und vor allem niemals langweilig. Wer Shakespeare liebt und offen für Neues ist, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Ich werde mir die anderen Teile des Projekts auf jeden Fall näher ansehen! Und hier ein paar Zitate als Appetit-Häppchen: „…und dann war Nacht, und nichts war anders geworden, weil alles anders war.“ S.12 „Yogi Bär isst Erdnussbutter-Sandwiches“ S.156 „Wir können’s nicht, weil wir’s nicht tun, und wir tuns’s nicht, weil wir’s nicht können.“ S.210 „Das viele Nichts ist nichts. Und der Himmel ist nichts, die Erde ist nichts, ich bin nichts, Liebe ist nichts, Verlust ist nichts.“ S.232 „…und was ist Erinnerung, wenn nicht ein Seil, das die Zeit überspannt?“ S.269 5 von 5 Sternen für eine großartige Idee, die wortgewandt mit viel Esprit umgesetzt wurde.

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