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Rezension zu
Weil wir Flügel haben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Holpriger Neustart

Von: YukBook
04.08.2016

Manche alleinerziehende Mütter haben das Glück, dass ihnen Verwandte oder Freunde zur Seite stehen und ihnen im Alltag unter die Arme greifen. Doch was ist, wenn die Vertrauensperson von einem Tag auf den anderen verschwindet? Genau das passiert der 33-jährigen Letty Espinosa, Hauptfigur dieses Romans. 15 Jahre lang hat sich ihre Mutter Maria Elena um die Enkelkinder Alex und Luna gekümmert während sie selbst in einer Bar am Flughafen den Lebensunterhalt verdiente. Als ihre Eltern plötzlich beschließen, in die mexikanische Heimat zurückzukehren, ist sie in der Kleinstadt The Landing, südlich von San Francisco, das erste Mal auf sich allein gestellt. Hier baut sich der erste Spannungsbogen auf, denn zu gern will man wissen, wie Letty mit der neuen Situation umgeht. Ausgerechnet jetzt, wo sie mit der Erziehung ihrer Kinder völlig überfordert ist, treten auch noch zwei Männer in ihr Leben und bringen sie emotional durcheinander. Anfangs wirkt Letty, die ihre Mutterpflichten jahrelang vernachlässigt hat, nicht sonderlich sympathisch. Doch die Art und Weise, wie sie langsam in die Mutterrolle hineinwächst, sich durchbeißt und nichts unversucht lässt, um ihren Kindern ein besseres Milieu und ihrem intelligenten Sohn die bestmöglichen Zukunftsperspektiven zu bieten, gehen einem doch nahe. Interessant wird die Geschichte vor allem durch den Perspektivenwechsel zwischen Mutter und Sohn. Aus der Sicht des 15-jährigen Alex erleben wir das ohnehin nicht leichte Erwachsenwerden unter nochmals erschwerten Bedingungen. Ich finde, der Autorin ist hier eine sehr vielschichtige Figur gelungen: Alex ist ein Jugendlicher, der die Faszination für Federmosaiken von seinem Großvater geerbt hat, einerseits verantwortungsvoll und besonnen handelt und stets bemüht ist, das Richtige zu tun – andererseits durch die Begegnung mit seinem Vater aus der Bahn geworfen wird, bei seiner ersten großen Liebe unbedarft und unsicher wirkt und sich zu impulsiven und folgenschweren Taten verleiten lässt. Sicher hat die Autorin, die Mutter von zwei Pflegesöhnen ist, eigene Erfahrungen einfließen lassen. Es ist eine Geschichte, die immer mehr an Tiefe gewinnt und sowohl die innere Zerrissenheit der Figuren als auch die sozialen Missstände in einer klaren und flüssigen Sprache sehr authentisch wiedergibt.

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