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Rezension zu
Das Zimmer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

im Zimmer nichts Neues

Von: der Michi
24.10.2016

Kaum hat sich ein Staat von der Industrienation zur Dienstleistungsgesellschaft entwickelt, mutiert der Büroangestellte zum neuen Fließbandarbeiter. Ein Beruf, der mindestens ebenso viele Klischees und Vorurteile mit sich bringt, die nicht samt und sonders zu Unrecht existieren. Bürocomedy-Formate wie "Stromberg" haben sich diesem Phänomen schon aus der humoristischen Perspektive genähert, aber auch der seriöse Buchmarkt zieht mit. Jonas Karlsson nimmt hier besonders die Absurdität des Büroalltags ins Visier. Björn kann sich eigentlich kaum beklagen. Er hat eine Festanstellung bei einer Behörde, ein anständiges Gehalt und ist gut in dem, was er tut. Eines Tages entdeckt er unweit seines Großraumbüros ein kleines Zimmer, das nicht sonderlich spektakulär, aber irgendwie doch anders als alles andere ist. Dort kann er auftanken und Kraft schöpfen. Doch seinen Kollegen ist Björns Verhalten unheimlich. Obendrein tun sie so, als ob das Zimmer gar nicht existiert. Die Prämisse dieses Romans erinnert stark an Lars Berges "Der Büro-Ninja", in dem ebenfalls ein Angestellter eines großen Unternehmens mit der Beliebigkeit des Alltags im Großraumbüro nicht mehr zurechtkommt. Jonas Karlssons Antiheld Björn steigert sich allerdings erst so richtig in seine Arbeit hinein, nachdem er das geheime Zimmer entdeckt hat. Was dieses von der Kritik einhellig gefeierte Buch aber am Ende eigentlich aussagen will, muss sich der Leser selbst zusammenreimen. Die Handlung verläuft ohne allzu große Höhepunkte, die zentrale Frage, ob das Zimmer denn nun wirklich existiert oder nicht, verliert schließlich an Bedeutung. Die Krisengespräche mit dem Chef, das Intrigieren der Mitarbeiter, die sofort misstrauisch werden wenn jemand Spaß bei der Arbeit hat, indirekte Belobigungen vom Direktor und gezwungen lustige Weihnachtsfeiern mag manch einer aus dem eigenen Büroalltag kennen, sie wurden aber auch schon kurzweiliger in Szene gesetzt. Immerhin entlarvt Karlsson die postmoderne Bürowelt als vermutlich absurdeste Erfindung aller Zeiten. Eine Umgebung, in der eigentlich niemand arbeiten will, was aber zugleich niemanden davon abhält, es doch zu tun. Früher oder später wahnsinnig zu werden, die Wirklichkeit auszublenden und sich in mehr oder weniger imaginäre Zimmer zurückzuziehen scheint also nur die logische Konsequenz aus der unemotionalen Gleichschaltung der Arbeitsplätze zu sein. Das alle vermittelt der Autor mit sparsamer Sprache in kurzen Kapiteln, die bis zum Ende des kaum zweihundert Seiten langen Romans leicht zu lesen sind. Interpretationsfreudigen Literaturkritikern dürften sich noch tiefere philosophische Schichten in der Handlung offenbaren, als die beworbene scharfsinnige Parodie oder gar Satire taugt "Das Zimmer" allerdings nur bedingt. Originaltitel: "Rummet" ("Der Raum"/"Das Zimmer") Seitenzahl: 176 Format: 13,5 x 20,5 cm, gebunden Verlag: Luchterhand

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