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Rezension zu
Under Ground

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Charakterstudien mit Ausnahmezustand

Von: Kasin von KeJas-BlogBuch
20.01.2017

„So was passiert doch jeden Tag. Das war eben Krieg. Man tut, was man tun muss, um zu überleben.“ (Buch Seite 380) Während an der Erdoberfläche eine tödliche Grippewelle Angst, Schrecken und Tot verbreitet, haben sich ein paar Familien im Sanctum verschanzt. Eine gigantische Bunkeranlage unter der Erde, 8 Etagen tief, ausgestattet mit allerlei Schnickschnack und Luxus. Kein Wunder dass es deswegen eben nur eine kleine Auswahl sehr betuchter Menschen bis dorthin geschafft haben. Männer und Frauen die paranoid genug waren sich früh genug einzukaufen um dann bei ihrer Ankunft festzustellen, dass von dem versprochenen Luxus noch gar nicht soviel vorhanden ist. Durch einen Unglücksfall wird dieses rettende ‚Eiland‘ zur tödlichen Falle. Wie lange wird die Nahrung ausreichen? Wie lange das Trinkwasser? Wie werden all diese unterschiedliche Personen auf dieses Eingesperrtsein reagieren? Es dauert nicht lange und es kommt zu ersten Konflikten – tödlichen Konflikten. Aber wer hat den ersten Stein geworfen, wer hat diese Saat von Hass in diese Gruppe gepflanzt? Bereits mit dem Prolog erfährt man dass etwas geschehen ist im Bunker und genau dieses Wissen begleitet einen sehr lange. So nach und nach treffen alle ein, Männer, Frauen, Jugendliche, ein Kind und ein Hund. Alle vollkommen unterschiedlich bis auf die Tatsache dass viel Geld investiert wurde um diesen Unterschlupf im Ernstfall zu haben. Nicht alle sind glücklich, weder mit der Situation, noch mit ihrem Leben und irgendwie hatte mich genau das fasziniert. Den Ein-oder Überblick zu bekommen (auch da oft aus in der Ich-Form erzählt wird) wer denn da ein Geheimnis mit sich herumschleppt. All diese Probleme, Sorgen, Ängste und Unzulänglichkeiten. Jeder hat irgendetwas zu verbergen und jeder kämpft letztendlich nicht nur gegen die anderen, sondern auch gegen sich selbst. Die Geschichte kommt nicht unbedingt mit einer wahnsinns Spannung daher und doch hat sie mich sehr gefesselt. Eben wegen den gemeinen Seitenhieben die da untereinander zugeworfen wurden, kleine Spitzen und Bemerkungen die immer genau die treffen, die es eben treffen soll. Da ist so ziemlich alles vorhanden – Rassismus, Neid, sexuelle Belästigung, Drohung, Erpressung bis hin zu dem Zeitpunkt wo alles aus dem Ruder läuft und man so langsam aber sicher damit beginnt sich gegenseitig kaltzumachen. Nur wer wen? Das bleibt sehr lange alles im Dunkeln und – super gemacht – der Täter (Mann oder Frau?) wird konstant verschwiegen, bleibt im Verborgenen und ich habe verdächtigt was das Zeugs hält und abgewogen, mir sogar einen Personenplan gemacht wer wann wo war und bin doch nicht darauf gekommen. So etwas macht mir die Spannung aus, genau wie diese Charakterstudien. Zu erfahren dass zum Beispiel ein religiöser Eifer in einen Wahn umgeschlagen ist und Nichtwissen zu falschen Beschuldigungen führt. Dieser Luxusbunker hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht. Die Ausstattung ist gut beschrieben und im laufe des Buches bin ich mit so manchem im Treppenhaus umhergeschlichen. Stellenweise spannend, unheimlich und bedrohlich. Es gab aber auch ein paar richtig humorvolle Szenen – halten Sie sich an Vicki & James ;-) Diese tödliche Grippewelle ist eher Nebensache, aber eben der Auslöser für alle Geschehnisse im Sanctum. Der Ort, bestehend aus dicken Mauern, einer Hydrokulturanlage mit selbstreinigendem Wassersystem, einem Fitnessraum mit Pool und vielen Bildschirmen die eine reale Welt vortäuschen, verbirgt hinter all dem Luxus ein klaustrophobisches Gefängnis. Eine Art Heilanstalt für fehlgeleitete Menschen, die wohl irgendwann auch an der Erdoberfläche ihr wahres Gesicht gezeigt hätten. Aber hier wurde es komprimiert auf ein paar Räume und eine kurze Zeitspanne, der Lagerkoller erwischt alle. Richtig gut gemacht. Unter den Protagonisten waren ein paar, die kaum eine Rolle spielten, Statisten die aber irgendwie auch wichtig waren. Besonders gelungen fand ich diese herrlich zickige Vicki Maddox, sie teilt besonders gut aus und hat Haare auf den Zähne und immer einen sehr bösen Spruch auf den Lippen. Aber den Vogel abgeschossen hatte für mich Brett. Selten habe ich einen so unsympathischen Protagonisten gelesen. Ihn so darzustellen, dass man ihn vom ersten Kennenlernen her hasst, ist mehr als gelungen. Die vielen Kapitel, immer im Wechsel einzelner Personen, haben sehr aufgelockert und einen durch die Cliffhänger zum stetigen weiterlesen animiert. Das Buch hat mich sehr unterhalten, auch wenn ich des öfteren den Eindruck hatte, dass gerade die weiblichen Protagonisten viel zu schlecht wegkommen.

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