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Rezension zu
Der stille Putsch

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Demokratie oder Reichtum?

Von: V. Wedler aus Neuss
19.04.2014

Die Verflechtungen von Politik und Wirtschaft - eigentlich kein neues Thema - werden in Jürgen Roths neuem Buch kritisch und gründlich unter die Lupe genommen. Engagiert erläutert Roth, wie Lobbyisten versuchen, im Interesse großer Banken und Konzerne Einfluss auf die Politik in Europa zu nehmen bzw. bereits erfolgreich damit waren. Die Bankenkrise dient hier als Vorwand für die Gelegenheit zu „Reformen“, die eine staatliche Regulierung unterwandern und profitable Geschäfte ermöglichen sollen. Vor allem an den Beispielen der Länder Griechenland und Portugal beschreibt Roth, wie dort der Schuldenabbau durch Sparprogramme und Privatisierung staatlicher Bereiche, kontrolliert von der Troika, vorangetrieben wird. Detaillierte Aussagen belegen, dass hier in erster Linie an der Bevölkerung gespart wird: Gelder für (Aus-)Bildung, öffentliche Einrichtungen und soziale Maßnahmen werden ebenso rigoros gekürzt wie Löhne und Gehälter, die Arbeitslosenzahlen explodieren. Es findet eine Prekarisierung der Gesellschaft statt, (Grund-) Rechte werden eingeschränkt. Und wer denkt, dieses düstere Szenario sei weit entfernt: auch in Deutschland haben bereits viele Menschen am eigenen Leib erlebt, was die Begriffe „Flexibilität“ und „Liberalisierung“ auf dem heutigen Arbeitsmarkt tatsächlich bedeuten. Exakt recherchiert Roth über die Mächtigen in Wirtschaft und Bankengewerbe, nennt Namen und Hintergründe, erklärt die Bedeutung der unterschiedlichen Interessengruppen wie etwa die diversen Roundtables und ihre Mitglieder. Der Leser erhält Einblick in Lebensläufe etlicher Akteure des Who is Who aus Politik und Wirtschaft, die den „Profit zum Maß aller Dinge“ stilisieren. Die einzelnen Kapitel lesen sich spannend; die Zusammenhänge sind gut erklärt und verständlich beschrieben. Bleibt zum Schluss nur die Frage: wie kann dieser „stille Putsch“ aufgehalten werden? Eine Antwort darauf kann Roth nicht geben. Er verweist auf die Vernetzung von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen in ganz Europa, die sich zu gemeinsamem Handeln zusammenfinden. Da ist der "Alter Summit", das Treffen europäischer sozialer Bewegungen in Athen 2013, ein Anfang. Und das "Manifest der Menschen in Europa" ein Lichtblick.

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