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Rezension zu
Das Haus in der Nebelgasse

Spurensuche in der Vergangenheit

Von: Karin Wenz-Langhans aus Limbach
12.02.2017

London 1900: Nach den Sommerferien erscheint eine der begabtesten Schülerinnen der jungen Lehrerin Matilda Gray nicht mehr zum Unterricht – Grund ist eine Erkrankung der Atemwege. Jedoch hat Matilda den Verdacht, dass etwas anderes hinter Lauras Wegbleiben stecken könnte, etwas, das mit einem Geständnis von vor einigen Wochen zu tun haben könnte. Als Matilda dann eine unverfängliche Ansichtskarte von Laura erhält, schürt das noch mehr ihren Argwohn. Und tatsächlich findet sie unter der Briefmarke eine geheime Botschaft, die sie zu einem Holzkasten führt, den Laura in ihrem Zimmer in der Schule versteckt hält und dessen Inhalt in die Vergangenheit führt. Mit Matilda Gray und dem sympathischen Professor Stephen Fleming hat die Autorin Susanne Goga ein flottes und kluges Ermittlerduo geschaffen, von dem ich hoffe, in Zukunft noch mehr lesen zu können. Matilda Gray lebt in einer Zeit, in der die Rechte der Frauen noch sehr beschnitten sind. Als junge Frau ist sie jedoch einer moderneren gesellschaftlichen Rolle der Frauen zugetan, allerdings sind ihr – zu ihrem größten Bedauern - in ihrem Lehrberuf die Hände gebunden, da junge Mädchen zwar Bildung erhalten, aber höchstes Ziel immer noch eine vorteilhafte Heirat ist, die die Frauen danach an Heim und Herd bindet. Mit ihren Ermittlungen wegen Lauras Schicksal und dem Rätsel in dem Holzkasten, das in das 17. Jahrhundert zurückführt, muss sie sehr vorsichtig sein, um ihren Arbeitsplatz nicht zu riskieren, da es nicht gerne gesehen wird, wenn die Lehrerinnen sich zu sehr für ihre Schülerinnen interessieren. Was die Lösung des Rätsels in dem Holzkasten angeht, war ich zwar ziemlich schnell auf der richtigen Spur, aber das hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan, denn die teilweise unkonventionellen Ermittlungsmethoden der cleveren Matilda sowie ihrem Begleiter, dem Historiker Fleming, fand ich äußerst unterhaltsam und spannend. Und mindestens ebenso spannend wie die Spurensuche fand ich die Entdeckungsreise des historischen Untergrunds Londons, der Stadt unter der Stadt, auf welche Fleming Matilda und uns Leser mitnimmt. Der Professor Stephen Fleming ist ein moderner Mann, der das Studium von Frauen an seiner Universität fördert und für seine etwas unkonventionelle Lehrweise im Kollegenkreis bekannt ist. Er hilft Matilda gerne bei der Entschlüsselung eines alten Notizbuches, erkennt er doch schnell, dass sie eine kluge Frau ist, die die richtigen Schlüsse zieht. Allerdings hütet er ein Geheimnis, das mich ziemlich verblüfft hat. Der Roman ist in meinen Augen aber auch deswegen so lesenswert, weil die Autorin den Leser mit vielen Details und Informationen aus dem Londoner Leben der damaligen Zeit versorgt. Zum Beispiel findet auch der Burenkrieg in Südafrika Erwähnung, in dem Matildas Bruder mitkämpft. Nicht nur diesen Krieg betrachtet die Autorin aus verschiedenen Perspektiven, auch die Lösung von Lauras Rätsel ist vielschichtig, so dass der Roman alles andere als einseitig ist. Ein weitere wunderbare Figur ist Matildas Vermieterin Mrs. Westlake, eine wohlhabende Witwe, die sich ihre Zeit mit dem Schreiben von Abenteuerromanen vertreibt, in denen eine weibliche Heldin die Hauptrolle spielt. Wenn sie Matilda von den neuesten Erlebnissen ihrer Romanheldin erzählt, möchte man sich am liebsten mit einer heißen Tasse Tee dazusetzen und ihren Erzählungen lauschen. Außerdem hat sie ein offenes Ohr für Matildas Sorgen und kann ihr immer wieder mit gutem Rat zur Seite stehen. Für mich ist „Das Haus in der Nebelgasse“ ein rundum gelungener Roman, ebenso das Nachwort, welches den Leser mit weiteren interessanten Hintergrundinformationen versorgt. Ich hoffe sehr, dass es ein Wiedersehen mit Matilda Gray und Professor Stephen Fleming geben wird.

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