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Rezension zu
Schlaflied

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Extraklasse

Von: Michael Lehmann-Pape
09.03.2017

Im neuesten Fall von Tom Stilton, ehemaliger Kommissar, ehemaliger Obdachloser, Lebensgefährte von Luna, lebend auf einem Hausboot und nun mit Lärm und Enge konfontiert, da Luna in der angespannten Lage des Jahres 2015 ernst macht mit „Refugees Welcome“ und 11 Flüchtlinge auf dem Boot aufgenommen hat, setzen die beiden Bestsellerautoren ein intensives, spannendes und in die tiefsten Dunkelheit der menschlichen Seele führenden Thriller in den Raum, der in allen Elementen hervorragend zu lesen ist. Die Verbindung von Pädophilie, dem Mord an einem kleinen Jungen, den Lebensumständen der Roma, den Flüchtlingen, die in Massen in Schweden ankommen, von Fremdenhass und Menschenliebe einerseits und von differenzierten Charakteren, die allesamt von den Autoren (mal präzise, knapp auf den Punkt, bei den Hauptfiguren ausführlich, aber immer in den Ablauf der Ermittlungen integriert) bestens entfaltet werden, ergibt Seite für Seite eine düstere, dichte und packende Atmosphäre. Wenn Lisa der „neuen Kollegin“ Olivia (die mit Stilton mal ein Paar war) in einem einfachen Hotelzimmer am Rande der Zivilisation das Träume ihrer Vergangenheit offenbart. Wenn zugleich in diesem Zimmer anonyme Anrufe stattfinden, bei denen nur Raben-Gekrächze zu hören ist, dann wird es drückend und spannend. Wenn dann noch auf einer Fensterbank Fingerknochen liegen, eine übel zugerichtete Jungenleiche im Wald gefunden wird (zuerst von einem Eber, nichts für schwache Nerven) und sich Tom Stilton auf den „Weg zurück“ begibt, dann entfaltet der Thriller eine Breite, die nicht auf Kosten des Tempos und der Spannung geht, den Leser aber umfassend mit hineinnimmt in diese „Schattenseite des Lebens“. Mal kurz und filigran, wie nebenbei, die Lebensordnung der Roma vor Augen geführt (vor einem Supermarkt) und umgehend die Reibung zwischen (vielleicht auch berechtigen) Vorurteilen und dem Versuch, allen gegenüber offen zu bleiben (auf Ermittlerseite) in den Raum gesetzt, um dann ausführlich bei einer zerstörten Frau zu verweilen, der ein Kind zuläuft du die darin die Kraft findet, ihrer Sucht zu widerstehen. Um dann wieder, ebenfalls kurz und wie nebenbei, einem „Gutmenschen“ wirklich nahe zu kommen, der ein offenes Herz für jeden Gestrandeten des Lebens hat und selber doch einen tiefen See der Trauer in sich trägt. Das alles (und noch viel mehr) zusammengehalten durch den roten Faden der Ermittlungen, den rumänischen Dolch, der gefunden wurde, den (wirklich miesen) Pädophilen, bei dem die Autoren dem Leser ein- um das andere Mal einen tiefen und verstörenden Blick in dessen innere Empfindungen zumuten, ergibt eine Melange von Spannung, Mitleid, Trauer und Abscheu, die den Leser durchgehend bei der Lektüre begleiten werden. Dabei setzten die Autoren auf realistische Figuren, auch wenn das ein oder andere Verhalten, das ein oder andere Träume überspitz wirken. Aber hinter fast allen Fassaden der Mitmenschen werden eben auch solche dunklen Seiten und belastenden „Lebensereignisse“ zu finden sein, das ist nicht übertrieben. Alles in allem düster, packend, voller Einzelteile und inneren Entwicklungen und Entfaltungen mit einer Atmosphäre hintergründiger, ständig drohender Gefahr eine intensive und hervorragende Lektüre.

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