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Rezension zu
Die Schatten von Edinburgh

Alles in allem ein interessanter, vielversprechender Auftakt zu einer neuen historischen Krimiserie, die Humor mit kniffligen Ermittlungen verbindet und dazu reichlich historisches Flair zu bieten hat

Von: Happy-End-Buecher.de-Nicole
15.03.2017

November 1888: Weil der Scotland Yard Ermittler aus hochherrschaftlichem Hause, Ian Frey, einst eine knifflige Mordserie aufklärte, bleibt er über Umwege verschont von einer Kündigung. Zwar möchte ihn sein tumber Vorgesetzte zu gern vor die Tür setzen, doch wird das in letzter Minute von höchster Stelle verhindert, da es im fernen Schottland zu einem Mord gekommen ist, der brisanter nicht sein könnte, würde die Öffentlichkeit davon erfahren. Denn genau wie auch Jack the Ripper, weidete der Mörder in Schottland sein Opfer aus. Ian soll nun auf schnellstem Wege dorthin reisen, um an Ort und Stelle zusammen mit dem knorrigen, bärbeißigen Original von einem Schotten, Inspector McGray, zu ermitteln und nebenbei untersuchen, ob Jack the Ripper seine Tätigkeit womöglich ins ferne Schottland verlegt hat. Ian, ein typischer, versnobter Engländer, der äußert viel Wert auf Kleidung und Etikette legt, fällt aus allen Wolken, als er sein Ziel erreicht hat. Nicht nur ist seine vorübergehende Unterkunft in McGrays Haus ein einziges Dreckloch, auch das Essen, das ihm von dessen Hausangestellter serviert wird, lässt zu wünschen übrig. Und zu allem Überfluss macht McGray kein Hehl daraus, dass er Ian für ein memmenhaftes, verzarteltes Weichei hält. Doch was Ian so gar nicht fassen kann, ist, dass McGrays Abteilung sogar unerklärliche Phänomene wie Geisterspuk untersucht. Ian glaubt sich am Ende der Welt und wünscht sich zunächst schnellstmöglich zurück in sein wohlgeordnetes London. Doch dort wartet eigentlich keiner auf ihn. Denn seine eiskalte Verlobte, hat ihn kurz zuvor abserviert und seine Familie könnte anstrengender nicht sein. Sein Vater mag es beispielsweise gar nicht, dass sich Ian als Ermittler betätigt, fürchtet andererseits aber nun auch um den guten Ruf der Familie, nachdem er von Ians Kündigung/Versetzung erfahren hat. Der Mord jedoch, den Ian und McGray aufklären sollen, hat durchaus seinen Reiz, denn die Lösung erscheint äußerst knifflig. Wie konnte ein musischer Virtuose, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, jeden Tag in seinem von innen abgesperrten Turmzimmer ungestört Geige zu spielen, umgebracht werden? Und wieso nahm der Mörder, nach seiner Tat diverse Organe mit? Bei der Testamentseröffnung tut sich zumindest ein mögliches Motiv für einen Mord auf. Der Ermordete besaß mehrere Instrumente, die äußert wertvoll waren und auf denen angeblich sogar einst Paganini selbst spielte. Doch die Erben, die unterschiedlicher nicht sein könnten, wirken so gar nicht verdächtig. Werden Ian und McGray Licht ins Dunkel bringen können? Aber dafür müssen sie sich zunächst zusammenraufen… Zugegeben, die Geige auf dem Buchcover hat mich zunächst auf diesen Kriminalroman aufmerksam gemacht, denn ich liebe Sherlock Holmes Romane und hoffte hier auf eine Art Holmes und Watson Story. Doch es kam natürlich völlig anders. Die Geige steht für das Milieu, in dem dieser Krimi spielt, denn es ist die Welt der musisch begabten Menschen, die im ersten Frey & McGray Band durch mehrere Morde erschüttert wird. Und das Ermittlerduo hat so gar nichts vom gutmütigen Dr. Watson oder vom brillanten Kombinationskünstler Sherlock Holmes. Dennoch hat mich „Die Schatten von Edinburgh“, in seinen Bann ziehen können. Sowohl die Ermittlungen, als auch die humorigen Dialoge zwischen den ungleichen Ermittlern Frey und McGray, gestalten sich sehr unterhaltsam und spannend. Hier tappt man als Leser eigentlich bis zuletzt ob der Tätersuche im Dunklen. Und das neue Ermittlerduo weist bereits jetzt, charakterlich äußerst interessante Facetten auf. Dazu hat es der Autor nicht versäumt, seiner Geschichte das nötige historische Flair zu verpassen, das sehr authentisch beschrieben wirkt und das alte Edinburgh bildhaft vor den Augen des Lesers entstehen lässt. Ich las vor einer nicht allzu langen Weile eine andere historische Krimireihe (Antonia Hodgsons grandiose Tom Hawkins Reihe- Lesetipp!) und stieß dort bereits auf eine Serie, der historisches Flair aus allen Poren tropft, doch auch Oscar de Muriels Erstling muss sich diesbezüglich nicht verstecken. Im Gegenteil! Man bekommt auch hier Akteure mit Ecken und Kanten geboten, allerdings habe ich doch einen klitzekleinen Kritikpunkt anzubringen. McGray betitelt Ian Frey ständig mit Schimpfnamen oder herablassenden Bezeichnungen wie „Jungchen“. Das würde passen, wenn McGray tatsächlich schon ein alter erfahrener „Hase“ wäre, doch im Laufe der Story erwähnt Ian irgendwann, dass McGray wohl nur rein optisch vor seiner Zeit gealtert ist- ob seiner Sorgen und womöglich sogar noch jünger sei als er selbst, was, wie ich finde dann nicht zu McGrays väterlich ermahnender Art passt. Interessant beschrieben fand ich dagegen aber wieder, wie intensiv die Geigenbauerkunst vom Autor beleuchtet wird, der entweder intensive Vorrecherche betrieben haben muss, oder womöglich selbst Musiker ist. Kurz gefasst: Alles in allem ein interessanter, vielversprechender Auftakt zu einer neuen historischen Krimiserie, die Humor mit kniffligen Ermittlungen verbindet und dazu reichlich historisches Flair zu bieten hat. 4.5 von 5 Punkten.

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