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Rezension zu
Hallo Leben, hörst du mich?

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Reise, auf der man dabei sein sollte

Von: Buchstabenträumerin
25.03.2017

„… und jetzt kommt es mir so vor, als würde ich eigentlich nie das finden, wonach ich suche, aber dafür finde ich lauter andere Dinge, die auch schön sind.“ (Seite 235) Wo soll man bloß anfangen zu erzählen, wenn eine Geschichte perfekt ist? Wobei, auf den ersten Blick war sie noch gar nicht perfekt, erst später und schleichend immer mehr. Anfangs war „Hallo Leben, hörst du mich?“ süß erzählt und mal etwas anderes. Ein Junge, der eine Rakete ins Weltall schicken möchte, um Außerirdischen das Leben auf der Erde näherzubringen? Das hat mich von Anfang an sehr gereizt. Doch Jack Cheng setzt dem Ganzen noch den Hut auf, indem er eine wirklich, wirklich herzerwärmende und traurig-schöne Geschichte daraus gestrickt hat. Ich habe lange nicht mehr bei einem Buch gleichzeitig lachen und weinen wollen, und zwar aus ganzem Herzen. Alex‘ Erlebnisse und die Menschen um ihn herum, Familie und Freunde, haben mich zutiefst berührt. Nicht auf die offensichtliche, unausweichliche Art und Weise, sondern so subtil und unauffällig, dass ich irgendwann nur noch mit offenem Mund dasaß und etwas fassungslos war. Im Grunde ist der Roman von Jack Cheng eine klassischer Roadtrip- inklusive Coming-of-Age-Geschichte. Menschen, die sich auf eine Reise begeben, etwas suchen, und dabei etwas ganz anderes finden – und am Ende vielleicht sogar sich selbst. Ich liebe diese Art der Erzählungen sowieso und diese finde ich sehr gelungen, da sie ungewöhnlich ist, aber gleichzeitig völlig alltäglich daherkommt. Das liegt maßgeblich am vom Autor gewählten Schreibstil. Schreibstil „Und ich versuch ja immer, nicht zu heulen. Aber manchmal kann ich einfach nicht anders. Manchmal sind die Wolken in meinem Kopf so groß und grau und dick, dass sich dann durch meine Augen Sturm und Gewitter entladen.“ (Seite 29) Das Besondere ist nämlich, dass man fast ausschließlich die Stimme von Alex hört, ungefiltert und direkt, da er in seinen iPod spricht. Auch seine Umwelt erlebt der Leser über diese Aufnahmen, Gespräche, die in Teilen mit aufgezeichnet werden, Geräusche, die im Hintergrund zu hören sind. Das verleiht der Geschichte einen auf den ersten Blick einfachen Ton, eine charmante kindliche Naivität, die die Geschichte trägt, sie aber nicht dominiert. Denn Alex ist nicht auf den Kopf gefallen. Im Gegenteil, er ist ein ziemlich schlaues Köpfchen, der ziemlich kluge Sachen sagt und manchmal erstaunlich scharfsinnig ist. Trotzdem kann er vieles nicht verstehen, was um ihn herum passiert. Hier möchte ich nichts verraten, denn dies Stück für Stück herauszufinden macht einen großen Teil des Reizes aus. Ich fand es enorm faszinierend, wie es Cheng dem Leser ermöglicht, fast ausschließlich über die Beobachtungen von Alex herauszulesen, was geschieht und was im familiären Umfeld von Alex geschieht. Die sich daraus ergebende Spannung hat mich völlig mitgerissen. Erst gegen Ende übernehmen auch andere Charaktere das Wort und bringen die nötigen Erklärungen. Charaktere „Was, wenn wir jedes Mal, wenn wir Liebe verspüren oder tapfer sind oder die Wahrheit sagen, selber vierdimensional sind? Wenn wir dann so groß und allüberall wie der Kosmos sind?“ (Seite 360) Alex, wow. Dieser Junge ist einer meiner liebsten Buchcharaktere geworden. Dass er klug ist, hatte ich ja bereits gesagt. Darüber hinaus ist er auf eine nerdige Weise enorm liebenswert. Er ist gradlinig und ehrlich, er liebt Raketen, das Weltall, seine Mutter und seinen Bruder und macht stets das Beste aus jeder Situation. Trotzdem ist er kein starker Kerl, der sich überall durchbeißt. Er braucht durchaus Unterstützung und es gibt Momente, in denen er einfach nichts weiter tun kann als zu weinen. Für mich fühlte sich diese Mischung sehr echt und nachvollziehbar an. Auf Terra möchte ich nicht zu sehr zu sprechen kommen, um nichts vorweg zu nehmen, nur so viel: Auch wenn sie selbst kaum zu Wort kommt, ist sie doch ein sehr präsenter Charakter. Überhaupt gilt das eigentlich für alle anderen Charaktere neben Alex, auch für Zed und Steve und Ronnie. Sie haben kaum Redeanteil, ihre Rolle wird mehr oder weniger über Alex‘ Beobachtungen und Erzählungen definiert. Doch in meinem Kopf waren sie lebendig und ich wusste zu jeder Zeit, was in ihnen vorging und was sie antrieb. Fazit „Hallo Leben, hörst du mich?“ ist eines meiner Buch-Highlights 2017. Jack Cheng hat eine einfühlsame, spannende und ungewöhnliche Geschichte über einen ziemlich ungewöhnlichen und liebenswerten Jungen geschrieben, dessen Leben innerhalb weniger Wochen eine vollkommen überraschende Wende nimmt. Ich kann nur jedem Leser empfehlen, diese Reise mitzumachen.

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