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Rezension zu
Die Geschichte der Bienen

Die Zukunft liegt in unseren Händen

Von: YukBook
17.04.2017

Der Titel allein hätte vermutlich nicht mein Interesse geweckt. In diesem Roman geht es aber um weit mehr als die Imkerei. Raffiniert ist schon der Aufbau: drei Handlungsstränge aus verschiedenen Zeitepochen werden im Wechsel weitergesponnen und im großen Finale zusammengeführt. Die Geschichte des Biologen William spielt in England im Jahr 1852. Seine Leidenschaft für Bienen und sein Forschungsdrang werden nach einer langen Phase der Enttäuschung und Lethargie durch ein Buch über die Imkerei neu entfacht. Seine Familie erwartet jedoch von ihm, dass er sich um das Saatgutgeschäft kümmert und die Familie ernährt, statt an neuartigen Bienenstöcken herumzutüfteln. Auch George, Protagonist der zweiten Geschichte, die 2007 in Ohio spielt, stößt auf wenig Verständnis, wenn es um die Haltung und die Zukunft seiner Bienenstöcke geht. Er ging fest davon aus, dass sein Sohn Tom den Hof übernimmt – dieser will jedoch Journalist werden und hat im Familientwist die Mutter auf seiner Seite. Ein beängstigendes Zukunftsszenario entfaltet die dritte Handlung, die im Jahr 2098 angesiedelt ist. Nach einem weltweiten Bienensterben müssen die Blumen per Hand bestäubt werden. Inmitten dieser trostlosen Welt erleidet im chinesischen Sichuan der kleine Sohn des Paares Tao und Kuan einen mysteriösen Unfall und verschwindet. Trotz der unterschiedlichen Figuren, Schauplätze und Zeitebenen liest sich der Roman sehr flüssig. Alle drei Geschichten werden aus der Ich-Perspektive erzählt, so dass man schnell in das jeweilige Geschehen und die Gefühlswelten der Protagonisten hineinfindet. Hilfreich ist auch, dass der Name der Hauptfigur auf jeder Seite unten abgedruckt ist. Sehr nahe ging mir die Beschreibung der zwischenmenschlichen Konflikte, die sich wie ein roter Faden durch den Roman ziehen. William kann sich nur schwer mit seiner Rolle als Händler und reiner Ernährer der Familie abfinden, die er als „Fass ohne Boden“ empfindet; George will mit seiner Bienenzucht ein Erbe hinterlassen und kann sich ein beschauliches Leben in Gulf Harbors, das sich seine Frau so sehr wünscht, nicht vorstellen. Auch die Beziehung zwischen Tao und Kuan wird durch den Unfall des Sohnes auf die Probe gestellt. Die verzweifelten Gesten, stummen Erwartungen und das Gefühl der Machtlosigkeit beschreibt die norwegische Autorin mit feinen Zwischentönen und baut dabei systematisch eine unheilvolle Stimmung und Spannung auf. Der Roman bietet nicht nur ein außerordentliches Lesevergnügen, sondern ist auch sehr lehrreich. Maja Lunde konfrontiert uns mit der Frage, was für eine Umwelt wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen wollen, und appelliert an unsere ökologische Verantwortung.

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