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Rezension zu
Gray

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Fulminant

Von: Michael Lehmann-Pape
07.06.2017

Schon die „Schafkrimis“ von Leonie Swann haben hervorragend funktioniert (was man beim ersten Nachdenken nicht gedacht hätte). Mit „Gray“, dem Papagei, setzt Leonie Swann nun aber die Messlatte noch ein Stück höher und legt einen fulminanten Kriminalroman mit einem ausgeklügelten Fall, einer perfekt getroffenen Atmosphäre (zu Cambridge passen z.B. schwarz-weiß Bilder ganz gut. Wenn auch nicht unbedingt in dem, was darauf abgebildet ist. Aber auch das fügt sich wieder zusammen, wenn Dr. Augustus Huff an einem bestimmten Ellbogen vorbei in die Kamera schaut, von deren Existenz er gar nichts weiß. In diesem Augenblick) und einem Ermittlerduo, das Seinesgleichen sucht. Dabei nimmt Dr. Huff den Papagei zunächst nur bei sich auf, weil er nicht weiß, wie er ihn von seiner Schulter loswerden könnte. Muss mit dem Vogel auf den Schultern schon in den ersten Stunden einiges an Peinlichkeiten über sich ergehen lassen, denn Gray hat keine Hemmungen, seine Gefühlslagen auszudrücken („Stinker!“, „Monster“!). Nur aus Trotz einer (noch) Vorgesetzten gegenüber macht Huff das Tier „offiziell“, holt sich die Genehmigung aufgrund von „Sprachforschungen“. Wobei manchmal ein wenig verwischt, wer wen da eigentlich erforscht und wer wessen Sprache versucht, zu enträtseln. Auf jeden Fall merkt Huff schnell, dass Gray nicht wahllos vor sich in plappert, sondern einiges zu sagen hat. Was den Tod eines überaus unbeliebten, nichtsdestotrotz sehr guten Studenten aus noch besserem Haus angeht. Ein bekannter, eher berüchtigter „Fassadenkletterer“, eine Art „Studentensport“ in Cambridge. Bei dem ein tritt zumindest wohl schiefgegangen ist. Sonst läge der junge Mann nicht (leicht zermatscht) unten auf dem Boden vor der Kapelle, Aber Huff erkennt Ungereimtheiten. Und trotz seiner nicht wenigen Zwänge, vor allem den, alles in perfekter Ordnung immer auszurichten und sich beständig die Hände zu waschen (was Swann bestens einbaut und trotz der häufigen Wiederholungen den Leser damit amüsiert und nicht nervt) ist er bereit, sich im realen und übertragenen Sinne des Wortes „die Hände schmutzig zu machen“, durchaus auch mal in seiner Badewanne zu schlafen und hartnäckig, trotz einer gewissen Unbeholfenheit und leichter Ängstlichkeit (die ebenfalls den Charakter des leicht verschrobenen Akademikers im Tonfall und Inhalt bestens nahebringen), seine Ermittlungen voranbringt. Was natürlich auch Gefahr für ihn (und seinen „Schulterbewohner“ mit sich bringt. Leonie Swann ist eine wunderbare Erzählerin. Flüssig, locker und doch immer auf den Punkt, spinnt sie den Erzählfaden beredt und bildkräftig immer weiter. Dabei erreicht sie den Leser einerseits emotional (die „Helden“ wachsen einem schnell ans Herz), zeichnet ihre Figuren durchweg präzise und prägnant und bietet damit einen anregendes, unterhaltsames und kaum freiwillig aus der Hand zu legendes Leseerlebnis der Extra-Klasse.

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