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Rezension zu
Die Fliederinsel

Fünen – Glück, Trennung und Entbehrung

Von: Frau Goethe
09.06.2017

Celia verbringt ihren Urlaub ohne ihre Familie auf der dänischen Insel Fünen, nachdem sie ein Haus aufgrund einer alten Kindheitserinnerung recherchiert hatte. Zu ihrem Glück ist das Haus immer noch zu mieten. Auf der Veranda des Ferienhauses entdeckt sie ein Gemälde, das lange verschollen galt. Es zeigt einen Strauß Flieder, wie er für die Gegend typisch ist. Um mehr über dieses Bild zu erfahren, fragt Celia ihre Vermieterin Inger nach dessen Herkunft. Daraufhin wird ihr nach und nach die Geschichte von Ingers Eltern erzählt. Sylvia Lott hat ein weiteres Mal eine berührende Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen als Grundlage für ihren Roman genommen. Sie führt die junge Frau Celia ein, die nun den Anstoß für den Rückblick nach 1938 bis Kriegsende gibt. Während dieser Zeit ist die junge Malerin Ruth frisch verheiratet mit dem Schriftsteller Jakob Liebermann. Das Paar mit jüdischen Wurzeln bekommt in Nazi-Deutschland die Ablehnung zu spüren und flüchtet nach Dänemark. Jakob wünscht sich zwar eine Auswanderung in die USA, was aber von den Behörden abgelehnt wird. Da Ruth ein Haus – Celias Ferienhaus – auf Fünen geerbt hat, klingt es nur vernünftig, dass beide dorthin ziehen. Ruth schafft es, mit ihren Bildern so viel Geld zu verdienen, dass es zum Überleben reicht. Als die gemeinsame Tochter Ingrid geboren wird, scheint das Familienglück perfekt zu sein. Doch dann sickert durch, dass die Deutschen alle Juden in Dänemark in der Nacht des jüdischen Neujahrsfestes in ihren Wohnungen festnehmen und in Konzentrationslager bringen wollen. Ruth und Jakob müssen ihre schwerste, eine folgenschwere Entscheidung treffen. Die tragische Geschichte wird in Rückblicken aus Ingers Sicht erzählt. Es wird nicht nur die Familiengeschichte erzählt, sondern auf eine wichtige historische Entscheidung aufmerksam gemacht. Obwohl Dänemark unter der deutschen Besetzung litt, konnten nahezu alle Juden durch die Flucht nach Schweden gerettet werden. Dieser nationale Zusammenhalt beschreibt die Gesellschaft auf sympathische Weise. Es zeigt auf, wie trotz der grausamen Zeiten die Menschlichkeit siegte. Man ist als Leser sehr nah an den Figuren in diesem Handlungsstrang, um mit ihnen mitfühlen zu können, ihre Sorgen und Entbehrungen werden greifbar und vor allem die psychische Belastung. Dass das so ist, ist natürlich auch die schriftstellerische Leistung von Sylvia Lott. Das berührende Thema wird dennoch mit einem außergewöhnlich leichten Erzählstil vorgetragen. Fiktive Personen treffen dabei auf Persönlichkeiten wie Berthold Brecht oder Karin Michaelis, die ebenfalls auf Fünen lebten. Das Buch fesselt vor allem mit dem historischen Teil. Es ist keine leichte Kost für zwischendurch, sondern hallt gerade wegen der bedrückenden Umstände nach. Manchmal wäre ich gerne früher zu Celia und Inger zurückgekehrt, um einfach eine Verschnaufpause zu haben. Aber dann hätte Ruths Geschichte an Intensität verloren. Sie verdient diese Bühne auf alle Fälle, die vom Flieder und dem idyllischen Fünen eingerahmt wird. Der Roman bekommt von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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