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Rezension zu
Was alles war

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Lebensmodelle im Wandel der Zeit

Von: Frau Goethe
18.06.2017

Susa wurde schon als Baby adoptiert und wuchs in einer liebevollen Familie auf. Zu ihren Eltern hat sie ein vertrauensvolles Verhältnis. Inzwischen ist sie erwachsen und hat eine eigene Familie. Ihr Mann Henryk ist verwitwet und hat aus dieser Ehe zwei Töchter. Ihr gemeinsamer Sohn ist noch ein Säugling. Das geregelte Familienleben erfährt kleine Schwankungen als Susa ihre leibliche Mutter Viola kennenlernt. Die freiheitsliebende Frau hält es nirgends länger aus und hat ihre vier Kinder zur Adoption freigegeben. Susa erfährt also nicht nur, wie ihre biologische Mutter ist, sondern dass sie auch noch drei Halbgeschwister hat. Viola überlässt ihr ebenfalls einen zerknitterten Brief ihres mutmaßlichen Vaters. Nun hat sie einen Namen und stellt Nachforschungen an. Annette Mingels schreibt in ihrem fünften Roman über das Thema Familie und beleuchtet dabei verschiedene Verwandtschaftsbeziehungen. Dabei stellt sich unweigerlich die Frage, ob eine Bindung fester ist, wenn man zumindest die Hälfte der Gene teilt oder ob sich Bindungen durch den liebevollen Umgang miteinander entwickeln. Susa ist mit ihren Adoptiveltern immer offen mit dem Thema Adoption umgegangen und empfindet auch nicht das Gefühl des Ausgegrenztseins. Als sie nun ihre Halbgeschwister kennenlernt, sucht sie nach Gemeinsamkeiten und eben diesen natürlichen Gemeinsamkeiten. Als erwachsener Mensch seine leiblichen Eltern kennenzulernen, bedeutet eine ganz andere Sicht auf das Verhältnis. Man ist unabhängig voneinander und kann sich auf die Eigenheiten des anderen konzentrieren. Susa sucht verständlicherweise etwas in ihrer Mutter, was sie sich als Kind immer vorgestellt hat. Die Autorin hat dieses Gefühl des Zögerns, eigentlich doch Wollens und dann die Erkenntnis nachfühlbar beschrieben, ohne dass ich als Leser eine vorgefertigte Meinung ausgezwungen bekam. Gleichzeitig wird die moderne Patchworkfamilie vorgestellt, in der die Kinder nicht alle dieselben Elternteile haben. Henryk bringt zwei Teenagertöchter mit in die Ehe, die sich erst mal an Susa gewöhnen müssen. Sie müssen nicht nur den Verlust ihrer eigenen Mutter verarbeiten, sondern sich auch noch an Susa als jemanden gewöhnen, der Entscheidungen trifft. Als Leve geboren wird, nimmt er als gemeinsamer Sohn nochmal eine andere Stellung in der Familie ein. Die Familienstruktur mit allen Verpflichtungen gegenüber Kindern, Eltern und Beruf belastet die Beziehung von Susa und Henryk. Dies wird ebenfalls während des Lesens spürbar, aber gleichzeitig begibt man sich als Beobachter in eine unparteiische Position. Die Geschichte lässt sich leicht lesen, allerdings hat es der Text durchaus in sich. Er weckt Emotionen, die dann auch mal eine Verschnaufpause fordern, was aber vermutlich auch mit den Erfahrungen des Lesers zusammenhängt. Das Buch handelt vom Suchen, Finden und Verlieren und welche Verantwortung man selber am Verlauf des Lebens hat. Die Hauptfiguren werden so deutlich erarbeitet, dass man das Gefühl hat, direkt in ihre Leben hineinzublicken. Auf knapp 300 Seiten drängen sich die Themen, bei denen man merkt, dass sich Mingels wirklich mit ihnen auseinandergesetzt hat. Der in leiser Tonart geschriebene Roman lässt sich nicht pauschal empfehlen, sondern wird wohl eher nach eigenen Interessen ausgewählt.

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