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Rezension zu
Die Geschichte der Bienen

Maja Lunde - Die Geschichte der Bienen

Von: Eva
30.08.2017

Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr. Albert Einstein Seit vielen Jahren wird bereits vor dem Bienensterben gewarnt. Erst letzte Woche hat Sarah Wiener, die vor allen Dingen als TV-Köchin bekannt ist, eine Petition gegen das Bienensterben gestartet. Und die Zahlen sind tatsächlich erschreckend. 1990 gab es noch 1,1 Millionen Honigbienen in Deutschland, mittlerweile sind es noch 700 000 Bienen. Die geschichte der bienenDie Norwegerin Maja Lunde macht in ihrem internationalen Bestseller Die Geschichte der Bienen das Bienensterben und die Folgen für Mensch und Umwelt zum Thema. Aber es geht nicht nur um Bienen. Die Osloerin, die bereits zahlreiche erfolgreiche Kinder- und Jugendbücher schrieb, erzählt die Geschichte von drei unterschiedlichen Menschen, die in verschiedenen Epochen und auf unterschiedlichen Kontinenten leben und deren Schicksal durch die kleinen Insekten entscheidend mitbestimmt wird. Zum einen gibt es den Samenhändler und Bienenforscher William Savage aus England. William hatte eigentlich vor, eine Karriere als Naturforscher zu beginnen. Aber sein Mentor glaubt nicht mehr an ihn und als Familienvater muss er dafür sorgen, dass seine Kinder und seine Frau einigermaßen versorgt sind. Das gelingt ihm mehr schlecht als recht, sein Laden läuft nicht, in der Forschung fühlt er sich verloren. Schwermütig liegt er tagelang im Bett und hofft wenigstens seinen ältesten Sohn Edward für eine naturwissenschaftliche Karriere erwärmen zu können. Aber Edward denkt nicht einmal daran, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Für den Vater überraschend, kann sich Williams Tochter Charlotte für die Forschung ihres Vaters begeistern. Gemeinsam basteln sie an einem Bienenstock, der es den Imkern erleichtern soll, den Honig zu ernten, ohne die Bienen zu gefährden. Die Bienen könnten stattdessen domestiziert werden, wie andere Nutztiere. William glaubt, am Höhepunkt seiner Forschung angekommen zu sein. Ich fing mit Skizzen an, leichte Kohlestriche auf dem Papier, ungenauer Größenangaben, (…) und allmählich nahm er vor meinen Augen Form an, wurde deutlicher, die Striche wurden präziser, die Maße genauer. Und endlich, am 21. Tag, war der Bienenstock fertig. Dann gibt es den Imker George, der in Ohio daran arbeitet, seinen Hof zu vergrößern. Wie viele seiner Kolleg*innen reist er mit seinen Bienen durch das Land, damit sie die Blüten bestäuben. Anders als seine Kolleg*innen versucht George alles, damit sich die Bienen wohl fühlen, damit sie nicht gestresst sind. Irgendwann soll sein Sohn die Farm und die Bienenstöcke übernehmen. Aber Tom hat kein Interesse an den Bienen, sondern möchte Journalist werden. Der Schock ist groß, als George zu den ersten Farmer*innen gehört, die 2007 vom Colony Collapse Disorder bedroht sind, einem spontanen Bienensterben, das viele Imker überraschend traf. Georges Existenz steht vor dem Aus – soll er weitermachen oder die Imkerei aufgeben? Eine der spannendsten und eindrücklichsten Figuren ist die Arbeiterin Tao. Sie lebt im Jahr 2098 in China und bestäubt Blüten mit der Hand, weil es mittlerweile kaum noch Bienen oder andere Insekten auf der Welt gibt. Jetzt summte aus Richtung des Waldes eine Fliege heran, ein seltener Anblick, sowie ich schon seit Tagen keine Vögel mehr gesehen hatte, auch sie waren weniger geworden. Sie machten Jagd auf die wenigen Insekten, die es noch gab, und hungerten ansonsten wie der Rest der Welt auch. Bei einem Ausflug mit ihrem Mann Kuon und ihrem Sohn Wei-Wen kommt es zu einem Zwischenfall. Ihr Sohn wird nach Peking in ein Krankenhaus gebracht, aber niemand erklärt den Eltern, was passiert ist. Tao fährt nach Peking – in eine Stadt, die aufgrund der Nahrungsmittelknappheit fast ausgestorben ist und versucht ihren Sohn zu finden. In jeder Episode, die um die Hauptfiguren William, George und Tao kreist, geht es um das Verhältnis der Menschen zu den Bienen. Maja Lunde zeigt anhand ihrer unterschiedlichen Figuren, welche Folgen das Bienensterben haben kann und in der Episode um Tao auch die globalen Folgen dieser Katastrophe. Das ist ein spannender Aspekt, der besonders in Taos Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Aber es werden nicht nur bestehende Probleme fiktionalisiert und auf den Punkt gebracht. In allen drei Episoden spielen auch immer wieder Familien und die Beziehungen zwischen Eltern und ihren Kindern eine wichtige Rolle. Die Geschichte der Bienen ist thematisch aktueller, als sicherlich die meisten von uns denken. Ich habe vor Kurzem den Dokumentarfilm More than Honey auf Netflix gesehen, den Maja Lunde auch als Inspirationsquelle im Nachwort nennt. Insofern ist es wirklich grandios, wie gekonnt Maja Lunde dieses wichtige Thema aufgreift. Ansonsten ist der Roman sehr klassisch konstruiert, es gibt keine Überraschungen, die sich irgendwo verbergen, keine doppelten Böden, keine ungeklärten Fragen, Formulierungen oder Wendungen, die einer besonderen Interpretation bedürfen. Die Geschichte der Bienen ist eine unterhaltsame, spannende und wirklich gut gemachte Familiengeschichte, in der das Leben und Sterben der Bienen das verbindende Element zwischen ganz unterschiedlichen Figuren ist. Für mich ist Die Geschichte der Bienen ein Sommer-, Strand- und Urlaubsbuch, das mir sehr viel Spaß gemacht hat.

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