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Rezension zu
Der Herr der Ringe

"Der Herr der Ringe" in retro

Von: buchstapelweise
02.09.2017

Es war einmal… …in den 50er Jahren, als noch niemand wusste, was ein Hobbit ist und dass Trolle bei Tagesanbruch versteinern. Heute dagegen gibt es kaum noch jemanden, der den weltberühmten, mehrbändigen Fantasy-Roman von J.R.R. Tolkien nicht kennt. Spätestens seit den Kinofilmen kennt jeder die Grundgeschichte: Hobbit Frodo Baggins aus dem Auenland begibt sich auf eine abenteuerliche Reise durch Mittelerde, um den einen Ring der Macht endgültig zu zerstören, bevor er dem bösen Sauron in die Hände fällt und alles verloren ist. Der Fantasy-Klassiker im guten alten Stil Optisch ist das aus 2 mp3-CD’s, einem schmalen Booklet und einer stimmungsvoll bedruckten Hülle aus Karton bestehende Set eine Augenweide. Das Heftchen bietet detaillierte Informationen zu den Sprechern. Macht sich sehr hübsch im Regal. Der Erzähler in der Bühnenmitte Das richtige retro-Gefühl setzt ein, als das Hörspiel beginnt. Nicht nur ist das Geschehen mit klassischer Orchestermusik untermalt, sondern vor allem Erzähler Ernst Schröder erinnert an gute alte Zeiten. Da waren Erzähler noch diese markanten Stimmentypen, die betont und nachdrücklich und animiert das Geschehen aufgreifend eigentlich der Hauptfaktor eines jeden guten Hörspiels waren. Das kommt auch daher, dass früher die Soundeffekte zwar liebevoll, aber noch nicht so hochgezüchtet waren, und die Erzähler für das Herüberbringen eines Großteils der Action verantwortlich zeichneten. Anstatt dass man hörte, was vor sich ging, wurde es einem erzählt. Theaterstimmen mit Verwirrungsgefahr Und so trägt Ernst Schröder in dieser Hörspielversion viele Passagen auf seinen Schultern, in die sich die verschiedenen Figuren-Sprecher einklinken. Da dass Ensemble groß ist, braucht es auch hier die kommentierende Mittlerfunktion von Schröder, um besser zu unterscheiden. Das ist leider auch nötig. Denn einige Stimmen sind sich in der Färbung ähnlich, und Verwechselungsgefahr ist gegeben. Markant heraus ragt da Rufus Beck als Pippin – eine Nebenrolle – und ich hätte mir ein paar mehr deutlich differenzierte Stimmen wie ihn gewünscht. Alle sprechen sie sonst so sauber, ohne Akzente, in ähnlichen Tenorlagen. Bei aller ausgebildeten Professionalität – da hätte ich beim Casting nach mehr Alleinstellungsmerkmalen gesucht. Die Musik: gewagt, nicht für jedes Ohr gemacht Auffällig anders: die Musik. Komponiert von Peter Zwetkoff, hat sie nichts mit der heranschwellend-melodischen Dramatik und wiederkehrenden Figurenthemen zu tun, die wir heute aus Kinofilmen kennen. Es gibt auch keinen catchigen Notenlauf. Diese Musik dient vor allem als hörbare Handlung: bei Gefahr kratzen Dissonanzen flirrend an den Ohren. Im Kampf toben Musikinstrumente fast schon schmerzhaft durcheinander. Geräusche werden häufig durch Paukenschläge oder ähnlichen Instrumenteneinsatz ersetzt. Natürlich kreiert das Atmosphäre. Es ist aber eine, die herausfordert und nicht jedermanns Sache ist. In ihrer Lautmalerei erinnert diese Komposition schon mal ein bisschen an die alten Musikmärchen „Peter und der Wolf“ oder „Bilder einer Ausstellung“. Der Roman lässt in der Adaption Federn Die Handlung des Ursprungsromans wird durchaus rübergebracht. Beim Hören kommt allerdings alles etwas zu dialoglastig vor. Da fehlen die Bilder im Kopf, die im so detailreichen Roman beim Leser entstehen. Unwillkürlich vergleicht man auch mit den opulenten Kinofilmen und ihrer großartigen, aber auch übertreibenden CGI-3D-Optik. Da ist dieses Hörspiel wesentlich reduzierter, nüchterner, unaufgeregter. Wer „Der Herr der Ringe“ schon vor dem Hype der Verfilmungen, schon vor Jahrzehnten nur durch das Lesen entdeckt hat, dem mag das Hörspiel besser goutieren. Möglicherweise. Mein Fazit: Ich werde vor allem mit der Musik nicht richtig warm, und die Stimmen der Figuren geraten bei mir schon mal durcheinander, so dass mich die Verwirrung aus der Handlung reißt. Gleichzeitig weiß ich die ordentlichen Theaterstimmen zu schätzen und die damals bestimmt sehr mutige Komposition. Ein solches Mammutwerk als Hörspiel zu adaptieren, verlangt an und für sich schon Respekt. Als Ergänzung, Vergleich und ganz andere, gefühlt veralternde Vorgehensweise für ein Hörspiel zu empfehlen, ziehe ich unterm Strich die Bücher und Kinofilme allerdings vor.

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