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Rezension zu
Murder Park

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wie ein Abzählreim

Von: Krimisofa aus Wien
04.09.2017

Es gibt nicht die eine Wahrheit. Jeder hat seine eigene Wahrheit. Eine Medaille hat manchmal mehr als zwei Seiten; und oft lässt man sich nur allzu leicht in die Irre führen. In „Murder Park“, dem neuesten Buch von Jonas Winner, gibt es einige Wahrheiten, denn es stehen auch einige Charaktere im Zentrum oder werden nach und nach dorthin geschoben. Dabei wird der Leser jedes Mal aufs Neue gefordert, die eine Wahrheit herauszufinden. Paul Greenblatt ist 24 und Polizeireporter, er wird für ein Wochenende in den Murder Park eingeladen. Ein Wochenende, an dem vorgeführt werden soll, was die Leute erwarten soll, wenn der Park offiziell eröffnet wird. Neben ihm werden elf weitere Leute eingeladen, alle haben eines gemeinsam: sie alle waren damals schon auf Zodiac Island – damals, als die Insel nahe New England noch so hieß. Zum Beispiel Constance, die Pressesprecherin des Murder Park: sie war als Teenager auf Zodiac Island und wurde laut eigener Aussage von Bohner vergewaltigt (hier entbehrt der Name Bohner nicht einer gewissen Komik), was für sie das Geilste war, das sie jemals erlebt hat. Zwischen dem eigentlichen Plot findet man Auszüge von Video-Interviews, wo dem Leser die Origin Stories der zwölf eingeladenen Leute nähergebracht werden, aber auch die der Insel – dort erfährt man solche Details, wie das von Constance. Anfangs irritierten mich die Interviews etwas, weil ich den Hauptstrang lesen wollte – mir wurde aber recht schnell klar, dass die Geschichte mit den Interviews nur noch besser wird. Im Mittelpunkt der Geschichte steht aber Paul, der auch die interessanteste aller Geschichten hat; nach und nach wird diese immer manifester. Die Geschichte hat mich sehr stark an diverse Agatha Christie Krimis erinnert – sie funktioniert wie ein Abzählreim und bleibt damit stets spannend bzw. wird immer spannender. Zu Beginn, als die Rede von einer Vergewaltigung war, sah ich vage Parallelen zu Richard Laymon, die verblassten danach aber wieder. Der Leser wird von Anfang an dazu eingeladen, herauszufinden, wer der Scherge ist, was allerdings nicht einfach ist, weil Winner den Fokus immer wieder auf einen anderen Charakter legt und den Leser jedes Mal aufs Neue fordert. Generell mag ich aber Winners Stil, denn wie schon „Die Zelle“ lässt sich auch „Murder Park“ nicht klar einem Genre zuordnen, wobei hier der Horror meiner Meinung nach am klarsten im Vordergrund steht; das Label „Thriller" trifft es nur insofern, dass der Leser oft in die Irre geführt wird, hier würde allerdings „Psychothriller" besser passen – ein klassischer Thriller ist es trotz vieler Spannungsmomente für mich nicht. Am Ende wartet auch hier wieder, wie schon bei „Die Zelle“, ein Mindfuck-Moment, nur, dass dieser bei mir dieses Mal nicht so einen Nachhall hatte. Fazit: „Murder Park“ ist ein großartiges Buch, das es schafft, den Leser immer mehr zu fesseln und ihn gleichzeitig stets dazu einlädt, mitzuraten. Auch wenn die eingeflochtenen Video-Interviews, die den Plot immer wieder unterbrechen, anfangs irritieren können, erkennt man recht bald, welche Bedeutung sie haben.

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