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Rezension zu
Sag nicht, wir hätten gar nichts

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eindrucksvolles, wenn auch etwas langatmiges Epos

Von: Buchperlenblog
13.09.2017

Erzählt wird die Geschichte von Marie. Und die Geschichte von Ai-Ming. Und von kleiner Sperling, von Kai, von Zhuli, Große Mutter Messer, Ba Laute und so vielen anderen. Es ist eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte. Zwei eng verbundene Musikerfamilien erleben von den 1940ern bis heute, was es heißt, in einem Land der Revolution aufzuwachsen. Im damaligen China geht eine Welle durch die Bevölkerung. Die langjährige Kulturrevolution fordert sehr viele Opfer, menschliche sowie kulturelle. Marie, die in Kanada aufgewachsen ist, ahnt lange nichts von der blutigen, brutalen Geschichte in ihrer Familie. Erst als sie Ai-Ming zuhause aufnimmt, fängt sie an, im Leben ihrer Eltern nachzuforschen und stößt mit der Zeit auf immer weitere Geheimnisse. Rezension Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Die Kulturrevolution in China ist ein Thema, über das man noch immer viel zu wenig weiß. Es fing auch sehr interessant an. Wir lernen Marie kennen, als sie ihren Vater verlor. Er verließ die Familie, ging zurück nach China und beging nur wenige Wochen später Selbstmord. Warum? Als Ai-Ming zu Marie und ihrer Mutter stößt, löst sich in Maries Innerem der Wunsch, endlich mehr über ihre Familie zu erfahren. Offensichtlich waren Ai-Mings Vater – kleiner Sperling – und Maries Vater gut miteinander bekannt gewesen. Langsam erzählt Ai-Ming Marie bruchstückhaft die Geschichte ihrer Familie. Und so gleitet man von Marie und der Gegenwart in die 1940er, in der die Geschichte ihrer Familie einen Anfang nahm. Hier lernt man Große Mutter Messer kennen und ihre Schwester Wirbelwind, Wen den Träumer, der seine Liebe zu Wirbelwind mit abgeschriebenen Kapiteln des Buches der Aufzeichnung zeigt. Die Namen sind sicherlich sehr chinesisch in ihrer Bedeutung, doch tragen sie häufig zu Verwirrungen bei. Ich habe viele Seiten gebraucht, um die Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Personen auseinander zu nehmen und zu verstehen. Auch gab es immer wieder Längen, in denen die für die Protagonisten so wichtige Beziehung und Liebe zur Musik gezeichnet wurde. Natürlich ist das für die Geschichte wichtig, aber mich haben diese Stellen leider mehr als einmal gelangweilt. Dann war ich versucht, in der Geschichte voranzukommen, wollte vorblättern und stellte schnell fest, dass ich nun wesentliche Details verpasst hatte. Also wieder zurück zum Anfang. Das Buch und ich, wir tanzten teilweise einen Reigen aus Hass und Liebe. Die Geschehnisse der Kulturrevolution sind grauenhaft, in derem Zuge viele Menschen in China ihre Arbeit, ihre Liebe zur Kunst, ihre Heimat und ihr Leben verloren, in der sie gefoltert und zur Denunzierung von Freunden und Familie gezwungen wurden. Man erlebt mit Wirbelwind und Wen dem Träumer, mit Sperling, Zhula und den anderen die Grausamkeiten kennen, die von den Mitgliedern der Roten Garde verübt wurden. Ziel dieser Kulturrevolution war es, das bourgeoise Leben der Menschen zu beenden. Alle Macht der Partei. Es wird nur noch die Musik gehört, die von höchster Ebene gestattet ist. Menschen werden ihre Arbeitsplätze zugeteilt. Denunzierungen, Kampfsitzungen, Folter waren an der Tagesordnung. Es hört sich nach einer Dystopie an, nach Fiktion, nach 1984 und George Orwell und ist doch Wahrheit. Selbst als diese Zeit vorüber war, wurde es nicht ruhig in China. Immer wieder kam es zu Aufständen, in denen sich plötzlich auch Ai-Ming wiederfand. Es nimmt kein Ende. Fazit Wie viel von sich selbst muss man aufgeben, um am Leben zu bleiben? Wie viel Leid kann man ertragen, und gibt doch niemals seinen eigenen Traum auf? Das sind die zentralen Fragen dieses Buches. Eindrucksvoll geschriebenes Epos vor einer hochinteressanten Kulisse. Manchmal etwas langatmig mit leicht verwirrender Erzählstruktur, aber dennoch lesenswert.

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