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Rezension zu
Marlenes Geheimnis

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eines meiner Highlights dieses Jahres!

Von: Martinas Buchwelten
23.09.2017

Die Vertreibung der Sudetendeutschen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ist leider auch noch heute ein sehr brisantes Thema. Brigitte Riebe erzählt in ihrem neuen Roman "Marlenes Geheimnis" eine bewegende Geschichte rund um diese ungewollte Ausbürgerung. Da meine Verwandten mütterlicherseits ebenfalls aus dem Sudetenland flüchten mussten, hat mich dieser Roman ganz besonders bewegt. "Marlenes Geheimnis" ist ein Roman in zwei Zeitebenen und erzählt von drei starken und bewunderswerten Frauen einer Familie. Im Gegenwartsstrang lernen wir zuerst Nane kennen, die zum Begräbnis ihrer Großmutter Eva anreist. Nach langer Zeit kommt sie wieder nach Rickenbach am Bodensee, wo sie viele schöne Tage ihrer Kindheit verbracht hat. Ihre Tante Marlene führt dort eine gutgehende Schnapsbrennerei und Obstplantage. Während sich Nane bei Eva und Marlene immer wohlgefühlt hat, gab es zwischen Nane's Mutter Vicky und der Halbschwester Marlene immer wieder Streitereien. Das ändert auch der Tod der Mutter nicht... Nane, die sich in letzter Zeit krank und in ihrem Job überfordert fühlt, nimmt sich für das Begräbnis und die Tage danach eine kleine Auszeit. Sie steht an einem Scheideweg und weiß nicht wirklich, wie ihr Leben weitergehen soll. Als ihr Marlene einen Brief und das Tagebuch ihrer Großmutter aushändigt, vertieft sich Nane in der Lebensgeschichte von Eva, der Apfelkönigin - einer Frau mit einer sehr bewegenden Lebensgeschichte, die von Not, Hunger, Leid und Vertreibung erzählt und von der Stärke nie aufzugeben... Mit viel Liebe und Engagement erzählt die Autorin, stellvertretend für viele Sudetendeutsche, im Vergangenheitsstrang die Geschichte von Eva Menzel, Tochter eines Apothekers und einer Opernsängerin, die von Prag nach Reichenberg (heute Liberec) umziehen. Dort auf dem Land fühlt sich Eva im Gegensatz zu ihrer Mutter wohl und schließt schnell Freundschaft mit Molly und Jan, in den sie sich später verliebt. Oft geht sie mit ihrem Vater in die Obstwiese und lernt die Schnapsbrennerei. Doch mit der Übernahme Hitlers ist die unbeschwerte Jugend vorbei. Nach einem Attentat auf einen hochrangigen SS-Mann, kommt es zu einer äußerst grausamen Vergeltungsmaßnahme, die das Verhalten der tschechischen Bevölkerung den Sudetendeutschen gegenüber gänzlich ändert. Auch Eva und Molly spüren die Veränderungen, den Hass und die Wut der Tschechen. Als diese beginnen alle Sudetendeutschen zu enteignen, sie in Lager zu sperren und anschließend auszusiedeln, können auch die beiden Freundinnen und ihre Eltern ihrem Schicksal nicht entgehen... In zwei Zeitebenen erzählt Brigitte Riebe vom Schicksal der Sudetendeutschen, die in Österreich und Deutschland eine neue Heimat suchen mussten und nicht übereall gerne aufgenommen wurden. Mit nichts als den Kleidern am Leib und den wenigen Habseligkeiten, die man tragen konnte, mussten diese Menschen am Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen. Das Thema Flüchtlinge ist nicht nur eines von heute, das vorallem vor den Wahlkämpfen immer wieder heiß diskutiert wird, denn Heimatvertriebene gibt es schon seit jeher. Man sollte niemals vergesen, dass man selbst ebenso schnell in diese Lage kommen könnte... Trotz des ernstes Themas hat mich dieser Roman wunderbar unterhalten. Die Schilderungen, die abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit spielen, empfand ich als stimmig, wobei mich aber der Vergangeheitsstrang aus persönlichen Gründen noch mehr interessierte und einnehmen konnte. Interessant fand ich auch die Beschreibungen des Schnapsbrennens und ich mochte die Ausflüge „ins Obst“. Von der ersten Seite an fesselte mich diese Familiengeschichte, die berührt, aber auch ermahnt - jedoch nie mit dem erhobenen Zeigefinger! Ein wahrer Lesegenuss! Schreibstil: Brigitte Riebe hat einen sehr flüssigen, einfühlsamen und ausdrucksstarken Schreibstil. Man ist sofort mitten in der Geschichte und taucht erst wieder auf, wenn man die letzte Seite gelesen hat. Die Autorin hat sehr gut recherchiert. Auch die Charaktere sind sehr lebhaft beschrieben und gut gezeichnet. Sie alle haben Ecken und Kanten und sind mitten aus dem Leben gegriffen. Fazit: Eine absolute Leseempfehlung für diesen wundervollen Roman. Hier erlebt man Geschichte, die zu Unrecht nahezu vergessen ist. Ein Buch, das berührt und bewegt. Ich kann nur sagen: Lest selbst!

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