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Rezension zu
Wir sagen uns Dunkles

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hochinteressantes über Celan und Bachmann

Von: Tanja Hammer
27.09.2017

Der Autor Helmut Böttiger gewann 2013 den Preis der Leipziger Buchmesse für Die Gruppe 47(ebenfalls DVA). Nun legt er erneut ein grandioses Werk vor, das sich mit zwei Protagonisten der Gruppe 47 beschäftigt, jedoch auf ganz andere Art. Celan, untrennbar mit seiner Todesfuge verbunden, schreibt glühende Briefe an Bachmann, kommt ganz aus sich heraus. Aber er ist auch ein Dichter, von dem man im Grunde nichts Biografisches wusste. Bachmann, eine Diva im Literaturbetrieb, eine, die ihre eigene Rolle und ihr ich in ihren Texten oft hinterfragte, die Autorin von Malina, treffen sich in der Gruppe 47 wieder. Um die Liebesgeschichte von Ingeborg Bachmann und Paul Celan ranken sich viele Legenden. Ein erstes Kennenlernen als tendenziell unbekannte Lyriker im Frühjahr 1948, ein Ende der Beziehung wohl in den Sechzigerjahren, als bedeutende Dichter des Nachkriegsdeutschlands. Zwei Leben, völlig unterschiedlich in ihrer Biografie und ihrem Wesen. Doch eins einte sie: die Hingabe zur Dichtung. In zügigem Erzähltempo erfährt der Leser in diesem Werk, wie die Beziehung der beiden zueinander gestaltet war, oder besser: wie instabil. Böttinger geht in medias res. Die Lektüre des Werkes erfordert hohe Konzentration. In einem Absatz werden Zitate von Bachmann und Celan aufgeführt und eingebettet in die Zeit, Inhalte über beider Leben und Allgemeines zur Zeit erwähnt und Meinungen übereinander deutlich. Montage von Bildern, einem Filmplakat und Gedichten ergänzen und legitimieren den Text. In einem stringenten Schreibstil enthüllt der Autor die Erkenntnisse aus dem Briefwechsel der beiden. Die schwierige, überhaupt nicht alltagstaugliche Beziehung der beiden wird deutlich. Sie waren aber ein Liebespaar, was jedoch jahrelang unbekannt war. Er nennt Quellen, ein zusätzliches Kapitel etwa, dass auf den Selbstmord von Celan reagiert, die aufzeigen, dass die beiden einander verbunden waren Auf diese Weise habe ich Celan aus einer ganz neuen Perspektive kennengelernt. Allen Kulturwissenschaftsstudenten der Fernuni Hagen sei dieses Buch für das Modul L5 wärmstens empfohlen. Es bietet sich als Prüfungsgrundlage geradezu an. Optisch gefällt mir das Buch sehr gut. Sehr zurückgenommen, auf das wesentliche konzentriert, kommt das Cover daher. Die Seitenzahlen am rechten bzw. linken Rand in Höhe der Mitte sind so außergewöhnlich wie die Protagonisten und deren Beziehung. Hier trifft außergewöhnlicher Inhalt auf eine außergewöhnliche Form. Der Titel ist überaus klug gewählt. Er entstammt dem Gedicht „Corona“ von Celan, das von Bachmann in ihren Romanen immer wieder zitiert wird. Fazit: Hervorragend recherchiert, informativ und interessant – aber kein Buch für entspannte Stunden auf dem Sofa.

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