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Rezension zu
Warum die Zeit verfliegt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Interessante und umfassende Herangehensweisen an ein existenzielles Thema

Von: Michael Lehmann-Pape
27.11.2017

Solide forschend, so könnte man Burdicks wissenschaftsjournalistischen Ansatz zunächst bezeichnen. Denn weniger in philosophische Weiten schweift sein Blick vorrangig (auch wenn dies durchaus an manchen Stellen im Buch mitschwingt, sich solche Fragen im Blick auf das „Objekt der Betrachtung“ miteröffnen), sondern „fokussiere ich mich hier im Wesentlichen auf Forschungen, die das menschliche Verhältnis zur Zeit mithilfe von Experimenten begründen“ (wobei er inhaltlich zur Einführung durchaus zunächst auf Augustin reflektiert). Nur grob untergliedert in vier Kapitel kommen so mitunter verblüffende Erkenntnisse zum Vorschein. Auch wenn es allgemein bekannt ist, dennoch ist es dem Menschen schwer vorstellbar und kaum denkbar, dass „davor“, vor der Entstehung des Universums erst mit diesem die Zeit als Faktor auftrat. „Am Anfang oder kurz davor gab es keine Zeit“. Was dann noch verblüffender sich in jenem Experiment darstellen wird, in dem Burdick „zurück in der Zeit“ gehen wird. Vom persönlich wirkendem Umgangston sollte der Leser sich dabei nicht in die irre führen lassen. An den entsprechenden Stellen wird es durchaus komplex und kompliziert, gerade wenn es an die Beantwortung der Frage geht, „warum die Zeit verfliegt“. Denn dies hängt in entscheidendem Maße davon ab, „welche Zeit man meint“. Und so ziehen die Kreise des Buches sich nach all den Experimenten nach der „genausten Zeit“ und eben, vor allem, wie der Mensch die Zeit immer subjektiv empfindet und warum das so ist durchaus in sehr persönliche Kreise hinein. Einblicke, die an manche uralte Worte mit erinnern. „Werdet wie die Kinder“, steht in der Bibel. Und verblüffend zu lesen ist, dass der Mensch eben nicht mit einem „Zeitgefühl“ geboren wird und Dinge wie Vergangenheit und Zukunft und damit die eigene Bewegung auf einer „begrenzten“ Zeitschiene erst im späteren Kindheitsalter dem Verstand begreiflich werden. Somit ist die frühe Kindheit tatsächlich von ganz anderer „Zeitqualität“ als das darauffolgende Leben und vielleicht mehr „in eins“ mit allem, was zu dieser Zeit im Leben geschieht. Interessante Einblick, die etwas dennoch einfach Altbekanntes auf den Punkt bringen. Die Zeit bleibt gleich. Nur das Empfinden der Zeit gegenüber ist Veränderungen unterzogen. Und auch hier überrascht das Experiment. Subjektiv empfinden Menschen in so gut wie jedem Alter (eben nicht nur in „dem Alter“) das Vergehen der Zeit in „gleicher Geschwindigkeit“. Nämlich „Schnell“. Vielleicht mag mit dem Blick auf eine kürzere Zeitlinie nach vorne im höheren Alter ein “zu schnell“ daraus werden. Trotzdem das Ergebnis am Ende bekannt ist, der Weg dorthin liest sich im Buch informativ, mit vielen neuen Erkenntnissen und lässt den Leser deutlich klüger zurück in Bezug auf das Vergehen der Zeit im wissenschaftlichen Sinne. Eine Lektüre, die gutgeschrieben ist, die erhellt und tatsächlich Freude bereitet.

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