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Rezension zu
Blutzeuge

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannendes Verwirrspiel mit Wurzeln in der Vergangenheit

Von: Michael Lehmann-Pape
10.12.2017

„Deine Mutter hat es mir gesagt“. Diesen Satz findet Jane Rizzoli auf der Rückseite einer Fotografie. Ein Satz, der eine zentrale Bedeutung zu haben scheint in diesem Fall, in dem sich lange nicht wirklich etwas vor oder zurück bewegt. Sehr zum Missfallen der Ermittlerin. Die zwar irgendwann eine recht klare Theorie über die Motive der grausamen Morde entfaltet, aber auch da zunächst mehr Fragen eröffnet, als das wirklich Antworten im Raume stehen würde. Was auch damit zu tun haben könnte, dass ihre kongeniale Partnerin, Maura Isles, durchaus mit diesem Foto etwas zu tun hat. Fäden, die in die Vergangenheit führen, auf allen Seiten der handelnden Personen, das auf jeden Fall scheint eine gesicherte Spur zu sein. Rache das vordergründige Motiv und einen stark Verdächtigen findet Jan Rizzoli auch etwa in der Mitte des Buches. Warum aber werden die Ermordeten auf genau diese, ausgeklügelte und ziemlich einzigartige Weise im Tod bestimmten „Vorbildern“ „nachgearbeitet“? Was ist wirklich passiert, damals, in dieser Kindertagesstätte, was doch zu, ebenfalls damals, so eindeutigen Verurteilungen geführt hat? Was hat Isles Mutter, die Serienmörderin, mit diesem Fall zu schaffen? Und wie kann Jane, ganz nebenbei, sowohl was ihren Partner Frost angeht, was ihre eigene familiäre Situation im Blick auf ihre Eltern angeht und was, zu guter Letzt, die absolut unglückliche Liebe ihrer Freundin Maura betrifft, einige Räder in Bewegung setzen, um dann auch auf der privaten Ebene Schlimmeres zu verhüten? Ein Erzählfaden, der sicher nicht im Vordergrund dieser temporeichen und verschlungenen Ermittlungen steht, dem Thriller aber das rechte Maß auch an menschlicher Fragen und Beziehungen zwischen den Protagonisten mit auf den Weg gibt. So dass sich im Gesamten, wieder einmal bei Gerritsen, ein rundes Leseerlebnis ergibt, bei dem der Leser sowohl gute Nerven braucht, was die genaue Beschreibung der verstümmelten Toten angeht, wie auch einen guten Magen, wenn Gerritsen den Leser ebenfalls bildkräftig Schritt für Schritt durch eine Obduktion führt. Lebendig in der Sprache, mit differenziert gezeichneten Haupt- und Nebenfiguren und einer ganzen Reihe lange offenbleibender Fragen, die den Leser durchweg zum „Mit-Ermitteln“ anregen. Mit einer fulminanten Wendung zum Ende hin, das aus vermeintlichen Grausamkeiten an verschiedenen Beteiligten auch Grausamkeiten von verschiedenen Beteiligten erzeugen wird. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

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