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Rezension zu
13 Stufen

Die Suche des wahren Mörders

Von: Kaisu
17.12.2017

„Die Todesboten erschienen um neun Uhr morgens.“ (Buchbeginn) Jeden Tag laufen die Wärter durch das Gefängnis. Jeden Tag lauschen die Gefangenen ihren Schritten. Hoffen und Bangen. Zittern am ganzen Leib. Bitten um Gnade. Dann gehen die Schritte weiter. Diesmal sind die verschont. Jemand anderen hat es getroffen. Aber wie lange geht das gut? Im Trakt, wo alle zum Tode verurteilt sind? Auch Ryo Kihara sitzt in diesem Trakt. Seit einigen Jahren. Bisher sind die Wärter immer an seiner Zelle vorbeigelaufen. Aber die Zeit rennt. Bald ist auch er dran. Während Ryo auf seinen Todestag wartet, wird Jun’ichi – Insasse Nummer 229 – auf Bewährung entlassen. Nach knapp zwei Jahren ist der junge Mann wieder auf freiem Fuss und macht sich, gemeinsam mit seinem Vater, auf zu seinem Elternhaus. Freude, Tränen, Wut und Entschlossenheit vermischen sich auf emotionaler Ebene. Nun muss Jun’ichi lernen sich wieder einzugliedern und der Vergangenheit zu stellen. Diese lauert in Form von seinem Bruder, seiner Jugendliebe und alten Bekannten an jeder Ecke. Genauso wie der Gefängnisaufseher Nango. „Du fragst dich sicherlich, weshalb ich hier aufgekreuzt bin, oder?“ „Ja.“ „Keine Angst. Es ist nichts schlimmes. Nun, ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Es geht um einen Job auf Zeit.“ (S.52) So kommen zwei ungleiche Gestalten zusammen, mit einem gemeinsamen Ziel: Den wahren Täter einer grausamen Mordreihe zu finden, damit der ihrer Meinung nach, unschuldig verurteilte Ryo freigelassen wird. Aber dafür benötigen sie Beweise, vorher brauchen sie nicht mit einem neuen Antrag an die Behörde herantreten. Zudem lockt eine Menge Geld, welches ihr Auftraggeber bereithält. Doch rasch bekommen sie die Steine zu spüren, die ihnen vor die Füße geworfen werden und ihre Hoffnung, die Wahrheit zeitnah auf den Tisch zu legen, rückt immer weiter weg. Neben den Fakten, denen sie auf der Spur sind, begeben sich die beiden auf eine Reise in die Vergangenheit. Schließlich geht es in „13 Stufen“ nicht nur um eine Rettungsaktion. Nein, die Todesstrafe wird hinterfragt und diese wird in Japan immer noch aktiv betrieben. Derzeit sitzen 129 Personen* im Gefängnis warten auf ihren Tod durch den Strick. Diese Bestrafung kommt nur bei Mord und Verbrechen mit Todesfolge zum Einsatz. Aber sind wirklich alle jene Menschen zu Recht verurteilt? „Dreizehn Personen. Der Staatsanwalt rechnete nach, wie viele Formalitäten erledigt werden mussten, bis die Verkündung des Todesurteils zur Vollstreckung gelangte. Es waren 13 Schritte. Dreizehn Stufen. Ein Synonym für den Aufstieg zum Galgen.“ (S.39) Diese Frage hat sich Oberaufseher Nango bereits öfter gestellt. Werden die Staatsdiener – in dem Fall die Gefängniswärter – ebenfalls zu Mördern, wenn die einen Mörder hängen? Was, wenn er unschuldig ist? Er seine Taten aufrichtig bereut? Warum wird manch einer begnadigt und ein andere nicht? Warum wird die Todesstrafe zeitweise (Machtwechsel) ausgesetzt? Gibt es nicht Gesetze, an die man sich halten muss und sollte? Zahlreiche Fragen werden aufgeworfen und man fragt sich selbst als Leser, wie steh ich selbst dazu? Aber auch Jun’ichi hat Schatten aus seiner Vergangenheit, die ihn bis heute verfolgen und sein Handeln beeinflussen. Letztlich ist es gerade diese Kombination aus Krimi und Tatsachenbericht, die ich an dem Buch so mochte. Man beobachtet zwei Männer bei ihrem Kampf gegen Windmühlen und möchte am liebsten selbst mit einschreiten und helfen. Selbst in den Momenten, der Zweifel und Skepsis. Wo man den eigentlichen Pfad der Suche verlässt und andere Dämonen bekämpft. Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es schlägt einen ruhigen und zugleich spannenden Tonfall an, dem man gerne lauscht. Wer also einen nervenaufreibenden Kriminalroman erwartet, sollte die Finger davon lassen. Wer dagegen selbst seinen Kopf zu dieser Thematik anstrengen möchte, sollte zugreifen.

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