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Rezension zu
13 Stufen

Eindringliche Diskussion um die Todesstrafe

Von: Sigismund von Dobschütz
07.01.2018

Als Entdeckung für den deutschen Buchmarkt darf man wohl den japanischen Schriftsteller und Drehbuchautor Kazuaki Takano (53) bezeichnen, dessen bereits 2001 in Japan veröffentlichter Debütroman „13 Stufen“ im November endlich auch auf Deutsch beim Penguin-Verlag erschienen ist. Auslöser für diesen zeitlichen „Nachzügler“ war wohl der 2015 erzielte Erfolg mit Takanos bisher letztem Roman „Extinction“, der damals Rang 4 der Spiegel-Bestsellerliste erreicht hatte. Auch Takanos Erstling „13 Stufen“ hatte in Japan großen Erfolg und war prämiert worden. Seine deutsche Ausgabe hat der Verlag wohlweislich nicht als Krimi, sondern als Roman eingestuft, handelt es sich doch nur vordergründig um einen spannenden Kriminalfall. Das eigentliche Thema ist die in Japan seit Jahrzehnten andauernde Diskussion um die Abschaffung der Todesstrafe: Japan ist neben den USA und China die einzige Industrienation, in der die Todesstrafe noch vollstreckt wird. Im Dezember gab es wieder zwei Hinrichtungen, eine sogar an einem Minderjährigen. Ausgangspunkt in „13 Stufen“ - der deutsche Titel steht für die 13 Instanzen in Japan von der Urteilsverkündung bis zur Vollstreckung – ist die anstehende Hinrichtung eines unschuldig wegen Mordes zum Tod Verurteilten. Jetzt erhalten der ehemalige Gefängnisaufseher Nangō und der auf Bewährung entlassene Mikami über einen Anwalt den Auftrag eines Unbekannten, den wahren Täter zu finden. Die Suche des ungewöhnlichen Ermittlerduos mit unerwarteten Wendungen und auf zahllosen Irrwegen führt letztlich zum Ziel. Doch ist diese Handlung für Autor Kazuaki Takano eher nebensächlich und nur Mittel zum Zweck: Ihm geht es um die Frage, ob unsere Gesellschaft das Recht auf Vergeltung hat. Muss Mord zwingend mit Mord vergolten werden? Gott vergibt, wir Menschen nie? Wenn auch die Todesstrafe in Deutschland seit fast 70 Jahren kein Thema mehr sein mag, ist dieser ausgezeichnete Roman doch auch für uns lesenswert. Autor Takano versteht es meisterlich, uns Lesern durch die Auswahl seiner Protagonisten und deren in der Handlung geschilderte Denkweise die unterschiedlichen Argumente und Sichtweisen für und gegen die Todesstrafe nachvollziehbar aufzuzeigen und sachlich gegeneinander abzuwägen – aus Sicht des Gefängnisaufsehers, der selbst zwei Hinrichtungen durchführen musste, aus Sicht eines Mörders, aus dem Blickwinkel der Familien des Täters als auch der Hinterbliebenen des Mordopfers sowie aus Sicht des Staatsanwalts, der Strafverfolgungsbehörden und des Justizministeriums. Deutlich stellt sich der Autor auf die Seite der Gegner, doch auch die Befürworter der Todesstrafe kommen gleichgewichtig zu Wort. Kazuaki Takanos Erstlingsroman „13 Stufen“ dürfte auch deutsche Leser nicht unberührt lassen und nachhaltig beschäftigen. Das Buch hätte eine frühzeitigere Übersetzung verdient gehabt.

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