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Rezension zu
Gotland

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hätte er doch nur mein Herz hervorgeholt (…)

Von: Büchergnom DaRo
10.02.2018

“Gotland” erzählt die Geschichte von “ihm”. Berichtet das Wachsen und Fühlen, Zweifeln und Wissen, Lernen und Streben – die Geburt, wie die individuelle Inkarnation, das Sterben, wie die andauernde Reinkarnation. Eine Welt durch die Augen eines Kindes (ganz gleich, welches Alter der Protagonist tatsächlich besitzt): dem Verständnis weicht die Interpretation. Weniger als Vorwort, denn als Begrüßung, als Novelle für das nun (zu) Erlebende, beginnt die Reise. In seiner beinahe schon typischen unbeschwerten Strenge des Wortes lässt Stavarič nun Gotland wachsen – lässt “sich” (Ich-Perspektive) entwickeln. Wie nur wenige außer ihm, schafft er es, dass man nicht erlebt – vielmehr partizipiert man die Momenthaftigkeit; man begleitet nicht, man wird geführt. Weniger Entwicklung, denn Entschluss; weniger Reise, denn Ankunft: ein Bekenntnis. Das Ende wechselt nun; reißt schon beinahe harsch aus dem Traum in eine Sachlichkeit – mit allen Kanten, Ecken und (nötiger) Sterilität. Ein Psychogramm als Summe der Unvermeidlichkeit. Ein Zwinkern, welches nicht zuletzt dieser einen Träne einer sardonischen Allegorie geschuldet, öffnet zum Ende noch einmal Genesis – Beginn als Ende der (Un)Vermeidlichkeit. Und hier kommt nun nicht die Kunst – vielmehr das Können, diese unbeschwerte (Ent)Gültigkeit, die Michael Stavarič für mich nicht zu einem “jungen Wilden”, sondern einem “jungen Alten” werden lässt: das Wissen, um die Abkömmlichkeit der Stilistik – und hier, und eben so(!) lebt Literatur! Denn wate ich inmitten der Simplifizierung, breche die Kunst zu einer deutbaren Begrifflichkeit (oder Möglichkeit), würde ich bei “Gotland” von einem Entwicklungsroman (gleichwohl soviel mehr) sprechen, was unweigerlich “Leben” impliziert und dadurch, mehr als nur facettenreich, derart mannigfaltig, grenzenlos ist, dass es nur Plural – Perspektiven, Stile – sein kann! Stavarič fesselt nicht, er nimmt ein – weniger unbeschwert, als tatsächlich schwerelos wirkt er in einer Gnadenlosigkeit auf den Leser, welcher man nur mit einem schon beinahe devoten Masochismus zu begegnen weiß. Es ist so unbedingt, wie er sich seiner eigenen Erzählung enteignet – dem Wissen geschuldet, dass nur der Gedanke, der frei sein darf, der eigene – der meine – sein kann… Statt einer unbedarften Mixtur, findet man ein geflissentliches Geflecht aus Epik und Dramatik, welches weniger Anspruch hat, als diesen bietet – als diesen offenbart und sich so eben nicht selbst definiert, denn vielmehr unbeschreiblich macht. Die Vielfalt, welche “Gotland” birgt, schenkt und bietet, blüht aus einem Surrealismus, welchen Stavarič nicht als Metapher vergessen, sondern als Faktum aufglimmen lässt, der Realität den Anspruch auf Wahrheit zu geben. Ein Drama, dass zum lachen einlädt, eine Satire, die trauriger kaum sein könnte, ein farbenprächtiges schwarz-weiß Gemälde, ein stummes Lied, ein Beziehungsroman der Einsamkeit, des Schlafes Bruder in welchem Adonai erwacht… …nicht zu suchen – nur zu finden, nur zu wissen, nur zu glauben. Wenn Kunst von Können kommt, so kommt Können von Stavarič!

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