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Rezension zu
The Woman in the Window - Was hat sie wirklich gesehen?

Spannendes Psychopuzzle und Hommage an Film noir

Von: Pharo72
12.04.2018

Anna Fox leidet nach einem schweren Trauma unter Depressionen und Agoraphobie, kann also ihr großes Haus in New York nicht verlassen. Die Kinderpsychologin hilft in Online-Foren ebenfalls Betroffenen, spielt Schach am Computer, sieht mit Vorliebe Schwarz-Weiß-Filme und bei allem trinkt sie viel zu viel und nimmt wahllos Medikamente. Außerdem beobachtet sie mit Vorliebe ihre Nachbarn. Als sie Zeuge eines Verbrechens wird, ist sie nicht in der Lage zu helfen. Sie findet sich nach einem Zusammenbruch vor ihrem Haus im Krankenhaus wieder und ihren Beteuerungen wird nicht geglaubt. Hat sie sich alles nur eingebildet? So langsam beginnt Anna selbst, an sich zu zweifeln. Meine Meinung: Mit „The Woman in the Window“ hat A. J. Finn wirklich ein beeindruckendes Debüt hingelegt, ob es nun der Spannungsbestseller des Jahres ist, bleibt abzuwarten, immerhin liegt die Hälfte ja noch vor uns. Ich-Erzählerin Anna ist eigentlich zu kaputt, um wirklich sympathisch zu sein, aber ihren Schmerz aufgrund des durchlebten Traumas, welches erst nach und nach zur Sprache kommt, konnte ich gut nachvollziehen. Für meinen Geschmack startet das Buch etwas zu gemächlich, erst nach ca. 200 Seiten passiert wirklich was. Hier hätten ein paar Kürzungen dem Lesefluss gutgetan. So ist es lediglich eine Aufzählung von Annas relativ eintönigem Tagesablauf, mit dem ständigen Verweis auf ihren Alkohol- und Tablettenmissbrauch. Eigentlich müsste sie es ja besser wissen und bei den Mengen wundert es mich ehrlich, dass sie nicht schon längst mal in der Notaufnahme gelandet ist bzw. unrettbar im Haus ihr Leben ausgehaucht hat, da sie ja kaum Kontakt zur Außenwelt hat. Danach nimmt der Thriller wirklich Fahrt auf und war am Ende ganz nach meinem Geschmack. Eine unerwartete Wendung folgt auf die andere und die Auflösung konnte zumindest mich trotzdem überraschen, wobei ich dem Täter da in einer Hinsicht auch zustimmen muss. Doch Drogen und Alkohol haben da wohl ihr vernichtendes Werk bereits aufgenommen und so einige Gehirnzellen sind dabei auf der Strecke geblieben. Annas Vorliebe für Schwarz-Weiß-Filme wird in großem Umfang zelebriert und Fans des Film noir kommen sicher voll auf ihre Kosten. So gibt es diverse Einschübe zu Filmszenen sowie –zitaten mit den großen Stars dieser Ära. Der Autor schafft es auch wirklich sehr geschickt, kaum merkbare Spuren zu legen und schließlich den Kreis der Verdächtigen stets offen zu halten. Ebenso wie Anna an sich selbst, zweifelt auch der Leser irgendwann daran, was nun Wirklichkeit und was Einbildung ist. Die oft relativ kurzen und knackigen Kapitel fördern das Lesetempo und gegen Ende mochte ich das Buch wirklich kaum noch weglegen. Ich könnte mir das Buch wirklich extrem gut als Film vorstellen, hier ist auch kein großer Aufwand nötig, weswegen Hollywood wohl schon voll dabei ist. Fans des psychologischen Thrills kann ich das Buch trotz einiger Längen am Anfang wärmstens empfehlen.

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