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Rezension zu
Fallende Stadt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ich hatte mir mehr erhofft ...

Von: Zeilenwanderer
30.05.2018

KURZBESCHREIBUNG Internment ist eine Stadt, die im Himmel über der Erde schwebt. Dort leben die Menschen in einem stren­gen System. Es gibt Partner­zu­wei­sun­gen, man braucht eine Er­laub­nis und muss be­stimm­te Voraus­setzun­gen er­füllen, um Kin­der zu be­kommen, und selbst der Tod ist klar de­fi­niert. Alles in Intern­ment ist struk­tu­riert, doch dann wird das System auf­ge­wühlt. Es gab einen Mord und dieser Mord ver­än­dert alles. Leser be­glei­ten Morgan, wie sie mit den neuen Gege­ben­hei­ten umgeht. MEINUNG Als ich mit Fallende Stadt begann, hatte ich un­glaub­lich große Lust auf einen dys­to­pi­schen Ro­man. Ich woll­te die Dra­ma­tik und die Frem­de, die man aus ihnen ge­wohnt ist. Dys­to­pien stellen für mich näm­lich immer einen Reiz dar. Auch wenn es meis­tens sehr frag­wür­dige Sys­teme sind – klar, es sind ja Dys­to­pien –, finde ich die Welten immer fas­zinie­rend und stelle mir gerne vor, wie mein ei­ge­nes Leben in so einer an­de­ren Gesell­schaft aus­sehen wür­de. Ich muss sagen, dass ich sehr hohe Er­war­tun­gen an dieses Buch hatte, die zum Teil er­füllt wur­den, zum Teil leider nicht. SCHREIBSTIL Lauren DeStefano schreibt schön. Das steht alle­mal fest – be­son­ders was das Er­stellen von Atmos­phäre betrifft. Die Stimmung wird treffend wieder­ge­geben: ganz ruhig und har­mo­nisch, aber mit einem bitte­ren Bei­ge­schmack, der dafür sorgt, dass Leser die ganze Zeit wissen, dass etwas nicht stimmen kann. Irgend­et­was passt in diesem Sys­tem ein­fach nicht zu­sammen. Etwas in Intern­ment ist falsch, ob­wohl alles rich­tig und struk­tu­riert wirkt. Das Setting und die Hand­lung an sich werden in einem um­gangs­sprach­lichen Ton be­schrie­ben. Lauren De­Stefa­no benutzt Wörter, die jedem ge­läu­fig sind, er­schafft mit ihnen aber so ge­schickt ge­form­te Aus­sagen, dass jeder Satz etwas Er­habe­nes an sich hat. Ich finde die Wort­wahl groß­ar­tig und das Buch all­ge­mein wun­der­bar zu lesen. FIGUREN Die Charaktere mochte ich in Fallende Stadt eben­falls. Be­son­ders dass es nicht nur eine Pro­ta­gonis­tin gibt, die an­schau­lich vor­ge­stellt wird. Als Le­ser lernt man Mor­gans ge­sam­tes Um­feld kennen: Pen, Lex, Alice, Basil, Thomas, … Sie alle haben eine ei­gene Stimme und sind sym­pa­thisch. Das hat mir wirk­lich ge­fallen, denn in vie­len Ro­ma­nen, die ich in letzter Zeit ge­le­sen habe, lag der Fo­kus ganz klar auf der Pro­tago­nis­tin und höchstens ein bis zwei wei­te­ren Fi­gu­ren. Fallende Stadt bie­tet in diesem Punkt de­fini­tiv mehr Ab­wechs­lung. Auch gefallen hat mir der Punkt der Fami­lie. Zwar spie­len Morgans Eltern keine so große Rolle wie ihr Bruder Lex oder ihr Ver­lob­ter Basil, doch Mor­gans Ge­dan­ken krei­sen häu­fig um ihre Mutter und ihren Vater. Außer­dem werden immer wieder Dinge aus der Ver­gangen­heit auf­ge­griffen, die die Fi­gu­ren ab­run­den. Hin und wieder hatte ich dennoch Schwie­rig­kei­ten die Be­zieh­ungen ein­zu­stu­fen. Durch Morgans Augen wirkt näm­lich alles etwas ober­fläch­lich und wider­sprüch­lich. MORGAN ALS PROTAGONISTIN Mit Morgan hatte ich leider immer wieder meine Pro­bleme. Das liegt haupt­säch­lich daran, dass ihre Ge­dan­ken und Taten nicht mit­einan­der im Ein­klang sind. Sie stellt das System bei­spiels­weise oft in Frage, tut aber ge­fühlt nichts, um es zu än­dern und schwimmt lie­ber wei­ter mit dem Strom. So haben für sie in den kri­ti­schen Zei­ten in Intern­ment völlig un­rele­van­te Dinge Prio­ri­tät: An­statt sich mit ihrer Freun­din Pen aus­zutau­schen und über die Dinge zu reden, die in Intern­ment passieren, ist sie stets be­strebt, den Zug nach Hause nicht zu ver­passen, um Alice und Lex Essen zu brin­gen. Ich hatte den Ein­druck, dass Morgan das System an sich nicht in Ord­nung findet, gleich­zei­tig aber nach ihm leben möchte und es still­schwei­gend hinnimmt. Da habe ich etwas anderes er­wartet. Morgan erwähnt häufig, dass Pen diejenige ist, die das System in allen Punkten unter­stützt, ver­ehrt und streng nach ihm lebt. Aller­dings ist sie die­jeni­ge, die Morgan zu re­belli­schen Taten ver­führt und sich deut­lich mehr gegen das System stemmt. Sie bricht immer wieder aus und tut – be­son­ders zum Ende des Romans hin – Dinge, die ich eher einer toughen Pro­tago­nis­tin zu­geord­net hätte. Mit dieser wider­sprüch­li­chen Logik hatte ich häufig Schwie­rig­kei­ten. Vor allem da auch von Neben­figu­ren oft er­wähnt wird, dass Morgan diese und jene Cha­rakter­eigen­schaft auf­weist, was meiner Mei­nung nach über­haupt nicht stimmt. Die ge­nannten Cha­rakter­züge habe ich in Morgan kaum bis gar nicht wieder­gefun­den. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin Morgan durch diese Technik als Figur stär­ken und als Heldin an­prei­sen möchte. Morgan soll die mutige und wei­se Pro­tago­nis­tin sein, was ihr Um­feld bereits er­kannt hat. Ich habe es leider nicht ge­tan und finde Morgan als Haupt­figur sehr speziell. Eine richtige Bin­dung konnte ich zu ihr nicht aufbauen. SETTING Das Setting hin­gegen fand ich sehr ge­lun­gen. Intern­ment ist ein außer­gewöhn­li­cher Ort, der auf eine be­son­dere Art ver­lockend ist. Es scheint, als hätte alles in Intern­ment einen fest defi­nier­ten Platz. Man er­kennt immer wieder Dinge, die wir aus unserem All­tag eben­falls kennen, doch sie sind alle leicht ab­geän­dert. So erweckt es den Ein­druck, als würde man Intern­ment selbst kennen, nur um dann wieder von un­gewöhn­li­chen Ab­änderun­gen überrascht zu werden. HANDLUNG Soweit klingt das Buch ja eigent­lich nicht schlecht, oder? Im Gro­ßen und Gan­zen habe ich kaum etwas zu be­mängeln, doch es gibt trotz­dem einen Punkt, der meine Lese­lust stark ge­hemmt hat. Und zwar die Hand­lung. Die ersten ein­hundert bis ein­hundert­fünf­zig Seiten fand ich klasse. Man konnte sich ein wunder­bares Bild zu Intern­ment, dem All­tag und den Figu­ren machen. Es war eine fan­tasti­sche Ein­füh­rung in diese Welt. Ich dach­te jedoch, dass es auch wirk­lich das ist: eine Ein­füh­rung. Dass auf die Ein­füh­rung ein Kon­flikt folgt und irgend­etwas passiert. Leider blieb dieser Konf­likt oder Wow-Effekt bis kurz vor Roman­ende aus. Zum Ende hin wurde es dann sehr spannend und ich habe manche Er­eig­nisse über­haupt nicht kommen sehen. Bei den letzten fünf­zig Seiten konnte ich den Roman echt nicht mehr aus den Hän­den legen, aber die Mitte des Romans … Was war da los? Ich hatte wenig Elan über­haupt weiter­zu­lesen und habe mich mit­unter echt durch die Ka­pi­tel ge­kämpft. Ich be­gann ein Ka­pi­tel, las es und lang­weil­te mich, dann ende­te es mit einem Cliff­hanger. Darauf­hin las ich wieder ein Ka­pi­tel, begann mich aber­mals zu lang­wei­len und wurde er­neut von einem Cliff­hanger be­grüßt. Es ließ sich ein Muster er­kennen, das mir nicht ge­fiel und wirk­lich fesseln konnte mich die Hand­lung dadurch nicht. Abschließend kann ich sagen, dass ich hohe Er­war­tun­gen an dieses Buch hatte, diese aber nicht ganz er­füllt wurden. Fallende Stadt hört mit einem un­glaub­lich spannen­den Ende auf und ich bin an dem Punkt an­ge­kommen, an dem ich gerne weiter­lesen möch­te. Ande­rer­seits habe ich Angst, dass der zweite Teil genau­so wird wie der erste: Es beginnt spannend und zieht sich dann end­los.

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