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Rezensionen zu
Mitgift

Ulrike Draesner

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Empfehlenswert

Von: MarieOn

02.04.2024

Aloes Freund Lukas hat sich der Raumfahrt gewidmet und studiert in Oxford. Aloe jobbt nach ihrem Studium in Kunstgeschichte hier und dort in Deutschland. Sie empfindet ihr Gefühl von Verlassenheit befriedigend dramatisch wenn sie mit Lukas telefoniert, allein, das ist ihr die Entfernung zwischen ihnen wert. Nachdem Aloe eine Weile gependelt ist, ist Lukas zu ihr gezogen. Er arbeitet die meiste Zeit im Institut und löst mathematische Herausforderungen. Aloe kompensiert ihre Einsamkeit, gelegentliche Schübe von Traurigkeit mit Essen. Sie nimmt einige Kilo zu und gewinnt den Eindruck, dass Lukas sich nicht mehr für Sex interessiert. Lukas hatte, was sie bald den Arbeitsblick nannte. Er war verschachtelt in sich gekehrt aber gesprächig, sogar witzig, solange andere dabeisaßen. S. 67 Ihre Mutter Ingrid, mit der Aloe gezwungenermaßen telefoniert, erzählt ihr stets von den Errungenschaften ihrer klugen Schwester, die seit neustem modelt. Aloe glüht innerlich, wenn sie von Anita hört, der schönen, hellblond gelockten, mit dem perfekten Körper. Diese Gespräche zwingen ihren Kopf in ihre damalige Welt, wie Anita sie im Krankenhaus beschwor Lollo halt mich fest. Was machen sie mit mir? Aloe wollte die Ärzte und ihre lächelnden Eltern nur beobachten. Anitas Schreien nicht an sich heranlassen. Fazit: Ich mag den Konflikt, den Aloe mit ihrer Familie und ihrem Freund, eigentlich mit sich selbst hat. Sie hadert damit, dass Anita stets die Besondere war. Jeder interessierte sich für sie während Aloe nur die “Normale” war. Dennoch empfindet sie die damalige Zweigeschlechtlichkeit Anitas auch als Erwachsene noch als Makel. Die Wut über die Gegebenheiten war größer, als das Mitgefühl für ihre Schwester. Jeder noch so kleine Erfolg auf dem Weg des Gesehenwerdens, des Frau werdens (Periode), hat Aloe innerlich gefeiert. Aloes Selbsthass hat die Autorin gut eingefangen, die plötzlich mit ihrer eigenen Weiblichkeit hadert. Den Erzählstil mochte ich nicht so gerne. Ich habe eine Weile gebraucht, mich auf die Sprache einzulassen. Vielleicht lag es am auktorialen Erzähler oder am Rhythmus. Ich weiß es nicht. Die Geschichte ist, obwohl schon vor elf Jahren geschrieben, erstaunlich aktuell. Und weil sie in die heutigen Diskussionen, warum gendern, wenn man doch alles beim alten lassen kann passt, möchte ich sie, zwecks Bewusstseinserweiterung, empfehlen.

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