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Rezensionen zu
Der Tod in ihren Händen

Ottessa Moshfegh

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Eine außergewöhnliche Protagonistin

Von: echo.of.the.books

24.07.2023

Meine erste Begegnung mit Ottessa Moshfegh's Werk, aber bestimmt nicht meine Letzte Die Protagonistin Vesta Guhl, eine 72-jährige Witwe, ist sicherlich kein sympathischer Charakter. Zuweilen verspürte ich den Drang, sie zu schütteln, so sehr brachte sie mich als Leserin zur Weißglut. Ihre Gedanken, vor allem in Bezug auf ihre Mitmenschen, sind oft scharf und abwertend. Doch genau das veranschaulicht eindrucksvoll, wie sehr sie von ihrem verstorbenen Ehemann "geprägt" wurde. Seine Haltung spiegelt sich nun in ihren ohnehin von Demütigung vergifteten Gedanken wider, welche die Realität um sie herum immer mehr zu verdrängen scheinen und ihre Wahrnehmung verzerren. Der Auslöser für die Eskalation der Ereignisse ist ein kleiner Zettel, den Vesta bei einem Spaziergang im Wald findet. Seit dem Tod ihres Mannes hat sie sich mit ihrem Hund in das abgelegene Dorf Levant zurückgezogen, fernab jeglicher Nachbarn. Auf dem Zettel steht geschrieben: "Sie hieß Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie ermordet hat. Ich war es nicht. Hier ist ihre Leiche." Obwohl keine Leiche zu finden ist, setzt Vestas Fantasie sofort ein. Sie nimmt den Brief mit und verfällt immer tiefer in Grübeleien. Als Leserin habe ich mich gefragt, ob ich ihrer Erzählung trauen kann und ob sie eine zuverlässige Erzählerin ist. Wo hört die Realität auf und wo beginnt ihre Fantasie? Szene für Szene erlebt man als Leser*in detailliert ihre Abwärtsspirale mit, und man kann förmlich die Langeweile spüren, der Vesta ausgesetzt ist, insbesondere im Mittelteil des Romans. Doch vielleicht muss dies so sein, um ihre Situation besser nachempfinden zu können. Insgesamt handelt es sich um einen düsteren und äußerst bösartigen Roman darüber, was totale Einsamkeit und Langeweile mit einem Menschen anrichten können. Das Buch mag teilweise anstrengend sein, doch mit ein wenig Ausdauer ist es dennoch spannend und auf jeden Fall lesenswert.

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Auf einem Spaziergang mit ihren Hund findet Vesta einen Zettel im Wald: "Sie hieß Magda. Niemand wird je erfahren, wer sie ermordet hat. Ich war es nicht. Hier ist ihre Leiche." Es gibt keine Leiche, keinerlei Anzeichen für einen Mord, nicht einmal Fußspuren. Und doch geht Vesta nicht davon aus, dass es sich um einen Scherz handelt. Der Zettel nimmt einen immer größeren Raum in ihrem Leben ein. Er lässt sie nicht los, lenkt ihre Gedanken und schürt ihre Fantasie. Schließlich beginnt sie, sich eine Geschichte ausdenken und glaubt bald schon zu wissen, was passiert sein muss. Was bildet Vesta sich ein? Wie vertrauenswürdig ist sie als Erzählerin und wie sehr steigert sie sich in alles hinein? Hat sie den Zettel beispielsweise selbst geschrieben? Während der Mord die Geschichte einleitet und sie zunächst wie einen Krimi oder zumindest Thriller erscheinen lässt, zeigt sich zum Ende hin, dass es eigentlich um etwas ganz Anderes geht (und mehr sollte an dieser Stelle nicht verraten werden). "Der Tod in ihren Händen" ist anders als die bisherigen Romane, die ich von Moshfegh kenne. Anders deshalb, weil er trotz des Mordmotivs weniger brutal, abgründig und dekadent ist. Er ist nach innen gerichtet, spielt sich ganz in der Gedankenwelt und Psyche der Protagonistin ab. Die Außenwelt ist in jeder Hinsicht unsicher, weil sie nur durch ihre Augen wahrgenommen werden kann. Wie Moshfegh es schafft, das zu erzählen, wie sie in ihre Figur eintaucht, ist gelungen, hätte aber besonders im letzten Drittel, wo sich vieles offenbart und zusammensetzt, auf noch intensivere Weise geschehen können. Trotzdem bin ich wieder einmal begeistert von dieser Autorin, von ihren Figuren und von der psychologischen Tiefe, die sie scheinbar so mühelos herbeischreiben kann. Ein eigener, aber kein eigenwilliger, sondern in seiner Mehrdeutigkeit überzeugender Roman von Moshfegh. Übersetzt aus dem Englischen von Anke Caroline Burger.

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