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Rezensionen zu
Dämonen und unreine Geister

Luzia Sutter Rehmann

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€ 34,00 [D] inkl. MwSt. | € 35,00 [A] | CHF 45,50* (* empf. VK-Preis)

„Konnte Jesus wirklich Dämonen vertreiben? Die Evangelien behaupten das nicht, sondern sie erzählen unermüdlich davon.“ (422) Luzia Sutter Rehmann spürt in ihrem neuen, beeindruckenden Buch diesen Erzählungen nach. Sie taucht tief in die biblische und antike Welt ein und hört auf das, was die biblischen Texte an Schlimmem sowie Heilvollem für die Menschen von damals, aber auch für uns Heutige zu sagen haben. Sie zeigt eindrucksvoll, wie sich im Markusevangelium nach dem verlorenen Krieg 70 n.Chr. gerade in der Rede von „Dämonen“ und „unreinen Geistern“ die Traumata des Krieges Ausdruck verleihen. Wie die reale Not der Menschen ausgedrückt wird, oft bloß fragmentarisch, angedeutet, rätselhaft, manchmal gar nur in dem, was nicht gesagt wird und zwischen den Zeilen steht. Sutter Rehmanns Buch gliedert sich in zwei Teile: In den ersten sechs Kapiteln werden „Grundlagen für einen neuen Zugang zu den Dämonengeschichten der Evangelien entwickelt“ (19). Äußerst überzeugend kommt sie hier zu einem neuen Verständnis von „Dämonen“ und „unreinen Geistern“ und zeigt, inwiefern das Evangelium nach Markus als Traumaliteratur zu verstehen ist. „Es ist zentral, die aufwühlenden und gewaltreichen Ereignisse nach 66 n. Chr. in jeden Satz der Evangelien miteinzubeziehen. Die Evangelien sprechen zu verstörten Menschen, die den Krieg erlebt oder überlebt haben“ (425). Anhand vieler Texte des jüdischen Historikers Josephus wird der römisch-jüdische Krieg (66–70/74 n.Chr.) mit seinem furchtbaren Ausmaß nachvollziehbar. Bei ihren Überlegungen bezieht Sutter Rehmann zudem immer wieder Erkenntnisse der gegenwärtigen Traumaforschung sowie gegenwärtige Versuche aus Befreiungstheologie oder postkolonialer Theorie mit ein, um zu einem neuen Verständnis der Dämonengeschichten zu kommen. Im zweiten Teil des Buchs werden die gewonnenen Einsichten an konkreten Texten angewendet. Dabei geht sie vor allem auf Texte des Markusevangeliums ein, nimmt aber immer wieder Bezug auf Texte aus Altem Testament, antiker Literatur sowie auf andere Texte des Neues Testaments. Folgende Texte werden von ihr behandelt: Mk 1,9–14 in Kap. 7 (Überschrift: „Im Reich Satans“); 1,21–39 und 3 in Kap. 8 („Dämonen und unreine Geister“); 5,1–20 in Kap. 9 („Auf den Gräbern von Gerasa“); 7,24–30, 9,17–29 und Mt 2,16–18 in Kap. 10 („Kindergeschichten“); Lk 8,1–3 in Kap. 11 („Die Dämonen von Magdala“). Am Ende ergibt sich eine neue Sicht auf vermeintlich altbekannte Texte. „Als Lesende sollten wir Definitionen bezüglich Dämonen verlernen. Sie sind nicht genau zu definieren, zu begrenzen, zu verstehen. Wahnsinn und Brutalität bleiben unbegreiflich, wie die Frage der Überlebenden: Warum nicht ich?“ (423) Sutter Rehmann schreibt in einer (auch für Laien) verständlichen Sprache. Alle wichtigen Begriffe und theologischen Konzepte (z.B. kultische Reinheit) werden gut erklärt. In Fußnoten wird auf wichtige Literatur und Hintergrundinformationen verwiesen. Äußerst erfreulich ist, dass Sutter Rehmann immer wieder auf aktuelle Erfahrungen von Menschen Bezug nimmt, sodass deutlich wird, wie aktuell die neutestamentlichen Texte nach wie vor sind. Schade ist, dass dem Buch am Ende weder ein Literaturverzeichnis noch ein Register hinzugefügt wurden. Außerdem wäre es für theologisch interessierte Leser schön gewesen, wenn die gegenwärtige Jesus- und Markusforschung (von z.B. M. Ebner, P.-G. Klumbies, Chr. Strecker) an manchen Stellen noch stärker miteinbezogen worden wäre. Nichtsdestotrotz stellt das Buch ein herausragendes Werk einer faszinierenden Theologin dar, dessen Lektüre zu ganz neuen Perspektiven führt.

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