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Tamar Tandaschwili

Löwenzahnwirbelsturm in Orange

Roman

(3)
Taschenbuch
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Surreales Feuerwerk und unerbittliche Anklage: Tamar Tandaschwili rechnet mit der Brutalität einer patriarchalen Gesellschaft ab.

In starken Bildern erzählt Tamar Tandaschwili über Frauen und Männer, die sich dem rücksichtslosen Bündnis zwischen Patriarchat, Kirche und Polizei verweigern und um ein selbstbestimmtes Leben kämpfen. In einem Text von großer Intensität setzt sie ihren Figuren ein Denkmal: der lesbischen Elene, die von ihrem frustrierten Verehrer Mzeroza öffentlich vergewaltigt wird, den halbwüchsigen Mädchen Nita und Teo, deren verbotenes Liebesglück grausam endet – und nicht zuletzt dem Nilpferdbaby Baggy, das aus dem Zoo entkommt und für ausgleichende Gerechtigkeit sorgt. Tamar Tandaschwili setzt eine verrückte, unwirkliche Schönheit gegen die Korruptheit des politischen Systems und sorgt damit in Georgien für Skandale und Diskussionen.


Aus dem Georgischen von Natia Mikeladse-Bachsoliani
Originaltitel: Löwenzahlwirbelsturm in Orange
Originalverlag: Residenz
Taschenbuch, Broschur, 144 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-442-71876-4
Erschienen am  10. January 2022
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Ein Aufschrei gegen das georgische Patriarchat

Von: MarcoL

01.03.2022

Ich gebe zu, das Buch war nicht leicht zu lesen – manchmal etwas wirr und holprig, dennoch mit einer gewissen Konsequenz in den Abfolgen. Vor allem die vielen (und für uns natürlich ungewöhnliche) Namen, machten die Lektüre etwas schwierig. Aber es lohnt sich. Der Roman ist ein Aufschrei – ein Manifest gegen die patriarchalen Zustände in Georgien. Mit scharfer Zunge geht die Autorin gegen die orthodoxe Kirche, das korrupte Staatssystem und die in allem innehaltende Frauenfeindlichkeit und Homophobie vor. Die Psychologin Eka erzählt ihre Geschichte, führt selbst eine Beziehung zu einer Frau, und begegnet bei ihren Sitzungen stark traumatisierten Frauen und Männern, welche der staatlichen – aber auch kirchlichen Gewalt zum Opfer fielen. Folter, Missbrauch, Gewaltausübung. Es sind alles Tabuthemen in Georgien – umso mutiger finde ich dieses Buch. Es ist schwierig, als selbst bestimmende Frau in dem Land zu leben, die gegen das System aufbegehrt, und zudem noch homosexuell ist. Manche Szenen sind schockieren, obwohl wir ja im Prinzip wissen, wie die Gesellschaftsstruktur in solchen Ländern aussieht. Der Titel des Buches erklärt sich im letzten Kapitel selbst mit seinem leicht beschwörenden Inhalt und versöhnt ein klein wenig mit der Härte der vorangegangenen Seiten. Tamar Tandaschwili arbeitet selbst als Psychologin, ist Aktivistin und steht für die Rechte der Frauen unterdrückten queeren Bevölkerung ein. Dieses Buch ist ihr erster auf deutsch erschienener Roman (Original 2016). Manche Kapitel (sie sind alle sehr kurz) musste ich zwar zweimal lesen, wenn die Konzentration mal nicht so wollte wie ich, aber ich gebe hier trotzdem und sehr gerne eine Leseempfehlung – und sei es darum, den Blick über den Tellerrand zu erweitern.

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Buntes Georgien

Von: Bjoernandbooks

31.01.2022

Ein buntes Kaleidoskop an Menschen, an Frauen und Männern, die sich lieben, hassen, miteinander leben, miteinander auskommen (müssen), die sich vertrauen, manchmal auch zu Unrecht, und die alle eine Gemeinsamkeit in sich tragen: ihr Heimatland Georgien. Da ist zum Beispiel Elene, das wohl schönste Mädchen, in das sich Mserosa unsterblich verliebt. Als sich jedoch herausstellt, dass Elene kein Interesse an Männern hat, sondern sich vielmehr zu Tina hingezogen fühlt, sieht er rot. Ein sexuelles und gewalttätiges Vergehen, das nicht ungesühnt bleiben soll auf seinem Lebensweg, der ihn in ein Kloster und die Politik führt, der ihn Maulesel und Nilpferde begegnen lässt. Da sind auch Nita und Teo, in Liebe zueinander entbrannt, als sie sich in ganz jungen Jahren kennen- und lieben lernen, eine Zuneigung, die Teos Vater, ein gutherziger und einfühlsamer Mann, toleriert, respektiert und achtet, womit er jedoch sehr alleine ist. Und da ist Eka, die Erzählerin, die ihr Kind vor langer Zeit verloren hat und die Kontakt zu sich selbst und den Verstorbenen aufnimmt. „Aber ich habe keine Depression, Teo. Das Leben ist eben eine Sache des Geschmacks. Du bist der Stern meines Lebens mit leuchtend-bunten Galaxien in den Augen “ (S. 70) Georgien ist ein Land, dessen raue Märchenhaftigkeit Tamar Tandaschwili in „Löwenzahnwirbelsturm in Orange“ auf magische Weise mit den gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten der Gegenwart verbindet. Ihr mal fragmentarischer, mal höchst poetischer Erzählstil lässt Figuren auftauchen und verschwinden, lässt sie sich transformieren und wiederauferstehen. Mit behutsamen Worten steht bei ihr eines im Zentrum: der Mensch. Tandaschwili kümmert sich in ihrem Roman primär um diejenigen, die die Gesellschaft an den Rand drängt. Da gibt es vielerlei queere Figuren, die verachtet und verstoßen werden, die sich aber auch emanzipieren können, die sich von der Hegemonie des Patriarchats nicht kleinkriegen lassen. Sie zeigt die Menschen, wie sie sind, in all ihrer Buntheit, Diversität, mit ihren Macken und Unzulänglichkeiten, in all ihrer Brutalität und Getriebenheit. Mserosa, der Vergewaltiger, wird in immer wieder neue Kontexte verortet, doch scheint ihn seine Tat zu verfolgen, wird er doch niemals sein Glück und eine Absolution finden können. Auch die Suizid-Thematik spielt eine immer wiederkehrende Rolle, zeigt Tandaschwili an ihr doch die Ausweglosigkeit, die denjenigen verbleibt, deren Kraft nicht mehr zum Weiterleben reicht. Dieses Figuren-Potpourri kleidet sie in eine surreal anmutende Welt, in ein Georgien, das nahe am Original ist, das aber auch Möglichkeiten des Eskapismus bietet, eine Traum- und Fabelwelt, in der sprechende Tiere und die Seelen der aus dem Leben Geschiedenen selbstverständlich sind. „Löwenzahnwirbelsturm in Orange“ ist ein kurzer Roman, eher noch eine Textcollage, die Zartheit und Heftigkeit, Rauheit und Sanftheit auf wundersame Weise miteinander kombiniert. Ohne historisch-politische Detailinformationen zu bekommen, hat man als Leser*in das Gefühl, ein Gespür für das Land Georgien und seine Menschen zu erhalten. Mit allen Sinnen taucht man*frau in Tandaschwilis Sprache ein, lässt sich von Klängen, Düften und Worten gleichermaßen entführen – und verbleibt in manchen Momenten schockiert zurück. Ein leises Buch mit großer Kraft, zauberhaft intim und dennoch mit klarer Haltung!

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Vita

Tamar Tandaschwili

Tamar Tandaschwili ist 1973 in Tbilisi, Georgien geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft und Psychologie, publiziert einen vielgelesenen Blog und arbeitet als Psychologin und Aktivistin, vor allem für Frauen und die Rechte sexueller Minderheiten. „Löwenzahnwirbelsturm in Orange“ ist ihr erster Roman in deutscher Übersetzung. Sie auf der Shortlist für den renommierten georgischen SABALiteraturpreis und löst mit ihren Publikationen regelmäßig heftige Diskussionen aus.

Zur Autorin