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Rezension zu
Das Echo der Wahrheit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Intelligente und bestens in sich verschachtelte Lektüre

Von: Michael Lehmann-Pape
18.03.2019

Sorgsam und absolute treffend ist bereits der Titel dieser Kriminal- aber auch Selbsterfahrungsgeschichte gesetzt. Was die Ereignisse in Paris vor Jahrzehnten angeht, die zunächst ganz simpel und überschaubar wirken, wenn auch mit einem Geheimnis versehen, was die eigentliche „Tat“ angeht, so meint der Leser eigentlich umgehend, schon zu durchschauen, was da damals passierte. Doch weit gefehlt. Denn während der Auftraggeber für den Psychologen und Hypnotherapeuten James Cobb, ein Multimilliardär aus eigener Kraft, eine eindeutige und klare Version der Geschichte erzählt, die er mit einer Frau und einem Freund damals in Parus erlebte, tauchen im Verlauf der Ermittlungen Cobbs mehr und mehr auch andere, damals beteiligte Personen auf. In verschiedensten literarischen Stilen von Chirovski verarbeitet, mal als einfaches, präsentisches Geschehen, mal als Tagebuch, mal als Erinnerungen durch die Augen dritter oder indirekt Beteiligter erzählt. Und jede Perspektive auf die Tat, die eine Tote im Badezimmer damals zurückließ, jede individuelle Lebensgeschichte, welche jene Zeit in Paris streift, ergibt eine neue Sicht der Dinge, ein anderes „Echo“ auf die „Wahrheit“ der damaligen Ereignisse. Was den Leser immer wieder aus einer anderen Richtung auf das Geschehen blicken lässt, jedes Mal neue Fakten einführt, Ergänzungen zu anderen Aussagen und Sichtweisen, die eines mittendrin verdeutlichen: Ein wichtiges Element zur Auflösung des Falles fehlt Cobb. Der ahnt, dass er nicht genau in die richtige Richtung schaut und denkt, aber zu beschäftigt mit den einzelnen, einander widersprechenden Erinnerungen zunächst ist, bis er erst zum Ende des Romans die richtige Fährte erspüren wird. Nur eines wird ihm nach einer Weile klar: Keiner derer, von denen er die persönliche Sicht auf die Ereignisse damals in einem Hotelzimmer und in der Entwicklung zum dort geschehenden Drama erfährt, kann wirklich die reine Wahrheit wissen oder gesagt haben, zu sehr widersprechen sich Kernfakten in den diversen Perspektiven. Als sich dann aber alles auflösen wird, dass birgt noch einmal eine neue, ungeahnte, überraschende Wendung zum Schluss, die sich Bestens in dieses Bild aus vielen Puzzleteilen einfügt und am Ende ein in sich verschlungenes, geschlossenes und logisches Gesamtbild vor Augen stellt. „Die Psychoanalyse hat schon immer ihre Grenzen und eine überaus spekulative Seite“. Was als roter Faden der Ermittlungen durch den Roman läuft. Wobei Cobb gut daran tut (es aber auch nicht immer vermeiden kann), jene „spekulative Seite“ deutlich im Blick zu halten und nichts für gesetzt oder gegeben zu halten, was er hört. Was eine Weile dauern wird, damit dem Leser aber auch die Möglichkeit gibt, in der Person des James Cobb in Methoden und Grundlagen der Psychoanalyse als „Ermittlungsmethode mit einzutauchen und am Ende eine ganz originäre, intelligent angelegte, spannende und ebenfalls unterhaltsame Geschichte gelesen zu haben. Eine klare Lektüreempfehlung.

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