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Rezension zu
Queer London

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein sachlicher Einblick in die Schwulenszene Londons

Von: Sarah
28.05.2019

In der Queeren Szene kommt die Damenwelt leider immer zu kurz, so auch in dem neuen Buch von Peter Ackroyd. Nichtsdestotrotz würde ich “Queer London” als ein Must Have der LGBT-Literatur sehen. Ackroyd erzählt in einem angenehmen Schreibstil über die Entwicklung und besonders die Betrachtung von Homosexuellen. London, nicht nur eine historisch und kulturell interessante Stadt, ist zudem noch eine Hochburg der Schwulenszene Europas. Das Buch erzählt faktisch, wie das römische Londinium zu dieser Hochburg heranwuchs. Wie in der Antike Lustknaben zur Normalität gehörten und Homosexuelle keinerlei Konsequenzen fürchten mussten, bis das Christentum über Großbritannien herrschte und dann homosexuelle Handlungen kriminalisiert wurden. Ackroyd berichtet über die Verfolgung im Mittelalter, welche sich bis in die Neuzeit zog und wo Homosexualität mit Sodomie gleichgestellt wurde. Auch Anekdoten über Oscar Wilde kann man lesen und inwieweit Homosexualität im britischen Adel vertreten war. Ackroyd nimmt den Leser mit in schummrige Szenebars des 20ten und 21ten Jahrhunderts und stellt die besten Plätze für anonymen Sex (Cruising) vor, wobei er dabei die Angst vor dem erwischt werden durch die Polizei sehr gut vermittelt, denn auch in der Moderne war Homosexualität nicht nur verpönt, sondern noch immer verboten. Durch diese vielen Fakten und Informationen ist es jedoch keine leichte Kost, man muss immer mal wieder Lesepausen einlegen, um die vielen Infos verarbeiten zu können. Es ist nun einmal ein Sachbuch, welches zwar sehr angenehm geschrieben ist, aber trotzdem nicht in einem heruntergelesen werden kann. Peter Ackroyd ist bekannt für seine historischen Sachbücher über seine Heimatstadt London. Queer London reiht sich deswegen in eine Reihe mit “London. Die Biografie” und “Die Themse. Biografie eines Flusses” ein. Formell bietet “Queer London” 18 Kapitel, immer mit den passenden Bilder eingeleitet und in Szene gesetzt. Weitere Bilder findet man in der Mitte des Buches, dies lockert das Lesegefühl ein wenig auf. Das künstlerische Intermezzo ist auf hochwertigen Glanzpapier gedruckt welches die Bilder in Farbe darstellt und so auch ästhetisch das Buch aufwerten. Peter Ackroyd belegt seine Aussagen anthropologisch, fast schon archäologisch durch Überlieferungen und Funde und erzählt anhand dessen, wie sich das Ansehen von Homosexuellen in der Gesellschaft geändert hat. Auch wird die Etymologie von vielen Begriffen, die wir heute wie selbstverständlich nutzen, erläutert. Diese akribische Arbeit spiegelt sich in der umfangreichen Bibliographie am Ende des Buches wieder. Es wird zwar viel Fachwissen vermittelt, das Buch ist trotzdem nicht ein typisches Werk der Sorte Queer Studies, sondern für jeden zugänglich der gerne Geschichtsbücher liest. Ganz im Gegenteil der Queer Studies, amüsiert sich der Autor ein wenig über die typischen Queer Studies Klischees, da er die Meinung vertritt, dass es seit 2014 (Öffnung der Ehe für Alle in London) viele Privilegien für Homosexuelle gibt und seitdem kaum weitere spannende Entwicklungen geschehen sind. Das Buch ist definitiv ein MUSS für alle die sich für LGBTQ Themen interessieren! Aber auch Geschichts- und Kulturinteressierte Leser kommen bei “Queer London” von Peter Ackroyd voll auf ihre Kosten. Ich habe auf jedenfall viel neues gelernt.

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