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Rezension zu
Für immer die Deine

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Liebe verzeiht ein paar Schmerzen

Von: Frau Goethe liest
21.08.2019

1937 erschüttert die Bewohner im Alten Land ein Skandal: Die 17-jährige Tochter des wohlhabenden Obstbauern bekommt ein Kind vom Sohn des Pfarrers. Klara und Fritz kennen sich schon von Kindesbeinen an. Fritz ist der beste Freund von Klaras Bruder Willi. Es ist klar, dass die beiden auch heiraten werden. Um dem Gerede im Heimatdorf Jork zu entkommen, sucht sich die kleine Familie in Hamburg ein neues Zuhause. Ihr gemeinsamer Sohn ist kaum zwei Jahre alt als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht. Fritz muss als Soldat an die Front. 80 Jahre später recherchiert die Journalistin Marie für das Magazin Zeitgeist eine Reportage über Zeitzeugen zum Zweiten Weltkrieg. Sie stößt auf Klara und Fritz. Das betagte Paar lebt in Jork und feiert demnächst Eichenhochzeit. Sie könnten den Bericht mit ihren persönlichen Erlebnissen bereichern. Doch Fritz gibt sich zunächst verschlossen. Marie muss ihre Bitte mehrmals vortragen, bevor sie eine ergreifende Lebensgeschichte erzählt bekommt. Die Liebe war auch in den vorherigen Romanen von Jana Voosen ein großes Thema. Nun hat sie erstmals eine zweite Zeitebene hinzugenommen. Sie macht dabei jeweils Klara und Marie zur Protagonistin. Je tiefer man in die Geschichte eintaucht, desto deutlicher wird die unterschiedliche Wertschätzung einer Beziehung in den jeweiligen Zeiten. Marie lebt nach fünf Jahren Ehe bereits wieder getrennt von ihrem Mann. Sein Betrug hat sie tief verletzt, sodass sie seine Entschuldigung schon mehrmals zurückgewiesen hat. Stattdessen tröstet sie sich immer mal wieder mit einem Kollegen aus dem Verlag. Glücklich ist sie trotzdem nicht. Erst Klaras Schilderungen stoßen in Marie etwas an, dass sie über eine zweite Chance für ihre Ehe nachdenken lässt. Klara beschließt, Marie die Fragen zu beantworten, die sie für ihre Reportage benötigt. Sie erzählt ungeschönt, wie sie das Überleben in der Kriegszeit gemeistert hat. Sie berichtet von den Bombenangriffen über Hamburg, von der Lebensmittelknappheit und von der permanenten Angst um Freunde und Familie. Sie lässt vor allem den Leser nachfühlen, wie sich die junge Frau allein in einer bombardierten Stadt gefühlt haben muss. Damit ihrem Sohn Paul nichts passiert, brachte sie ihn zu ihren Eltern nach Jork. Dank der dortigen Obstplantagen hatte Klara ein paar zusätzliche Äpfel zu ihren rationierten Lebensmitteln. Sie lässt den Leser mitfühlen, wie willkürlich mit den Menschen umgegangen wurde. Dazu kommt die Ungewissheit, wie es wohl den nahestehenden Familienmitgliedern an der Front ergeht. Nicht jeder kehrte zurück. Der Zusammenhalt unter der Nachbarschaft ist lebenswichtig und auch gefährlich, weil man immer damit rechnen muss, dass ein Verräter darunter ist. Durch Zufall entdeckt Klara, dass sich ein junger Roma hinter der Identität eines älteren Nachbarn versteckt. Sie ist bereit, ihn zu verstecken. Dabei gefährdet sie auch ihr eigenes Leben. Es kommt allerdings noch schlimmer: Ihre Affäre bleibt nicht ohne Folgen. Als Fritz von der Front heimkehrt, scheint ihre Ehe am Ende. Diese persönlichen Erinnerungen lesen sich, als würde Klara es uns ebenfalls erzählen. Sie tragen dazu bei, dass ein Verständnis für jedermanns Handeln aufgebaut wird. Die Epoche wird dadurch lebendig und regt zum Vergleich mit der Gegenwart an. Die Werte haben scheinbar nicht mehr dasselbe Gewicht, wenngleich sie immer noch dieselben sind. Am 1. September jährt sich der Ausbruch des Weltkrieges zum 80. Mal. Die dunkle Geschichte sollte vor allem darum nicht vergessen werden, weil sie sich keinesfalls wiederholen darf. Der Mut und die Entbehrungen, die jeder aufzubringen hatte, sind sonst umsonst gewesen. Der Roman erinnert daran und lässt auch die heutige Generation daran teilhaben, auch wenn die Zeitzeugen immer weniger werden.

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