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Rezension zu
Junktown

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Von Drogen und Maschinen

Von: Tharos
31.12.2019

In Junktown nimmt uns Matthias Oden in eine ganz eigene Welt mit. In einer faschistischen Gesellschaft, regiert durch die Konsumistische Partei, ist Drogenkonsum Pflicht. Jeder Bürger muss durch regelmäßige Tests nachweisen, dass er seinen Drogenlevel hoch genug hält. Menschen werden von mechanischen Brutmüttern geboren und in Humanklassen eingeteilt, die den Status und den Nutzen des Menschen in der Gesellschaft angeben. Wer durch exzessiven Drogenkonsum keinen Nutzen für die Gesellschaft mehr hat, wird herabgestuft und "recycled", so dass wenigstens seine Biomasse noch von Nutzen sein kann - um einen neunen Konsumenten zu erschaffen. In diese dystopische, totalitäre Gesellschaft schickt Oden, seinen Ermittler Solomon Cain der Gemapo (die Geheime Maschinenpolizei) um den Mord an einer Brutmutter aufzuklären. Klingt nach einer wenig freundlichen Umgebung? Korrekt - und Matthias Oden hält dieses Bild einer dunklen Gesellschaft voller Kontrolle auch durch seinen harten, dreckigen Sprachstil aufrecht. Auch kurze Momente der Freunde und sich anzeichnende "Feel Good" Momente werden im Keim erstickt. Also definitiv kein Buch für jemanden, der gerne schöne, rosa Welten voller Freude und Herzlichkeit sieht. Man könnte Junktown fast als Noir-Krimi in einem Sci-Fi-Setting bezeichnen - wenig Hoffnung, kaputte Charaktere und kein Happy End. Wer sich auf eine solche Welt und Geschichte einlassen kann und möchte, wird an Junktown seine Freude haben! Matthias Oden verwebt einige bekannte Dinge sehr geschickt in eine eigene stimmige Welt. Bezeichnungen wie Gemapo, Rauschparteitagsgelände oder das "recyclen" von Menschen, die für die Gesellschaft keinen Nutzen mehr haben, erinnern frappierend an die Zeit des Nationalsozialismus und geben dem ganzen so eine noch dunklere Aussage. Manches übernimmt er auch ganz einfach mal, wie z.B. die Stimmungsorgel zur Beeinflussung von Gefühlen, die der Sci-Fi Leser bereits aus Philip Dicks "Blade Runner" kennt. Was ich etwas schade fand: Es wird zwar eine ganz eigene Gesellschaft des Drogenkonsums generiert, aber das wieso und warum wird nicht wirklich erklärt. Der Leser wird einfach ohne größere Erklärungen in diese Welt hineingeworfen, und bekommt auch bis zum Ende hin nur wenig Einblick in das System an sich und die Beweggründe - schade, hier hätte ich mir definitiv mehr gewünscht. Alles in allem aber ein Lesetipp für all jene, die sich nicht an dunklen Welten mit wenig freudigen Momenten stören.

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