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Rezension zu
Der Kaufmann und der Rinpoche

Unterhaltsamer Roman mit leichten Längen

Von: Sunny
24.05.2020

„Der Kaufmann und der Rinpoche – Leben, Sterben und Dazwischen“ ist ein Roman von Aljoscha Long und Ronald Schweppe und ist 2020 im Diederichs Verlag erschienen. Das Buch ist gebunden, mit optisch zur Geschichte passendem Schutzumschlag ausgestattet und kostet 18€. Inhalt (evtl. Spoiler) Der tibetische Kaufmann Dorjee Wangchuck liegt im Sterben. Nach einem aufregenden und nicht immer vorbildlich geführtem Leben (Dorjee betrügt u.a. seine Ehefrau, bereichert sich durch die Veräußerung religiöser Kunstschätze und selbst ein Mord wird ihm nachgesagt), das ihn von seinen Wurzeln als Hirtenjunge einer Yak-Herde weggeführt und hat reich werden lassen, denkt er über die buddhistischen Riten und Traditionen seiner Familie nach. Dorjee glaubt schon lange nicht mehr an Buddha und die alten Geschichten von der Reise der Seele durch den Bardo, die Zwischenwelt, die die Seele durchqueren muss, um wiedergeboren zu werden. Dennoch lässt er nach seinem Kindheitsfreund, dem Rinpoche (Wiedergeburt eines früheren buddhistischen Meisters) Sonam Tsering schicken, damit dieser ihm das Bardo Thödol, das Tibetische Totenbuch, vorliest und ihn durch das Zwischenreich geleitet. „Warum sollte er nicht albern sein und sich eine tröstende Geschichte vorlesen lassen? Was konnte es schaden?“ (S.10) Sonam folgt dem Ruf seines Freundes mit dem er sich trotz der völlig unterschiedlichen Lebensentwürfe mal mehr, mal weniger verbunden gefühlt, den er jedoch nie ganz aus den Augen verloren hat. Er ist bei Dorjee in der Stunde seines Todes und hilft ihm im Zwischenreich angekommen, sich seinen Ängsten, die sich in Form von Lichtgestalten und Dämonen manifestieren, zu stellen. Meinung Ich habe das Buch „Der Kaufmann und der Rinpoche“ mit großer Freude gelesen. Vor der Lektüre hatte ich keine Vorkenntnisse über Buddhismus, das alltägliche und religiöse Leben in Tibet zu den Zeiten in denen der Roman spielt (ab 1935) und bin somit völlig vorurteilsfrei und ohne vorgreifende Erwartungen an die Lektüre herangegangen. Bekommen habe ich einen Roman, der nicht nur unterhaltsam über die eben genannten Punkte informiert, sondern auch mit der philosophischen Frage spielt, wie es nach dem Tod weiter gehen könnte und der mit einer spannenden Geschichte über die Freundschaft zweier völlig gegensätzlicher Menschen punktet. Der Schreibstil ist sehr angenehm: Die Sätze sind eher kurz, seitenlange Schachtelsätze gibt es nicht. Trotzdem ist der Stil sprachlich elegant. Lediglich die Auszüge aus dem Tibetanischen Totenbuch lesen sich schwierig, was auch daran liegen mag, dass dem westlichen Leser die beschriebenen Gottheiten und Ausdrücke unbekannt sind. Zugegeben: Diese Passagen habe ich nach einer Weile quergelesen, da mir die immer recht ähnlichen Beschreibungen der verschiedenen Zwischenwelten etwas zu langatmig waren und mir die Religion des Buddhismus im praktischen Detail auch zu fremd und zu weit entfernt von meinem eigenen Weltbild ist. Der Rest des Romans ist jedoch sehr spannend. Wer sich über die Bardo Thödol Passagen hindurchkämpft, bekommt als Belohnung eine Geschichte präsentiert, die man teilweise gar nicht mehr aufhören kann zu lesen. Die Turbulenzen, die die Freundschaft von Dorjee und Sonam umschiffen muss, die wechselhafte Darstellung von Vergangenheit und Gegenwart, der Einblick in die Geschichte Tibets und das Alltagsleben der Menschen machen den Roman zu einem Lesevergnügen, das ich schon lange nicht mehr hatte. Fazit Ein unterhaltsamer Roman mit leichten Längen. Er ist geeignet für alle, die sich über gelebten Buddhismus und die Geschichte Tibets auf unterhaltsame Weise informieren wollen und die sich auch nicht fürchten, über philosophische Fragen auch nach Beendigung des Romans weiter nachzudenken. Praktisch sind das Personenregister und die Zeittafel am Ende des Buches, wo man immer mal wieder spicken kann, wenn einem eine Person oder ein geschichtliches Ereignis entfallen sind.

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