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Rezension zu
Alles, was ich nicht erinnere

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wie gut kennen wir den Menschen?

Von: Buchperlenblog
26.05.2017

Ein Buch mit einem interessanten, außergewöhnlichen Stil. Die Sprache ist recht einfach gehalten, umgangssprachlich und teilweise nicht ganz grammatikalisch korrekt. Aber das macht es gerade so authentisch, schließlich soll der Eindruck entstehen, dass man Aufzeichnungen lauscht, Gesprächen. Das Buch ist in 3 Teile geteilt, diese in Kapitel und diese wiederrum in kurze Abschnitte und nun kommt das außergewöhnliche: Die kurzen Abschnitte wechseln immer wieder die Perspektive, mal kommt der Nachbar zu Wort, mal jemand aus dem Pflegeheim. Nur Vandad erzählt seine Geschichte von Anfang bis Ende. Die Geschichten verlaufen nie ganz parallel, gerade wenn Laide und Vandad erzählen, bekommt man einmal eine grobe Zusammenfassung der Geschehnisse und hinkt mit den Details der anderen hinterher. Außerdem werden Dinge anders interpretiert, anders dargelegt, manches ist widersprüchlich. Und doch ist genau das dieser Lesesog, der sich Seite für Seite ausbreitet. Wer war Samuel, was hat er gedacht, was hat er gefühlt? Und wie unterschiedlich kann ein einzelner Mensch wahrgenommen werden? Laide und Vandad geben sich gegenseitig die Schuld am Tod von Samuel. Scheinbar sind sie sich nicht bewusst, dass sie beide dazu beigetragen haben, dass sich Samuel unverstanden und verlassen fühlt. Aber ob das reicht, um sein Leben zu beenden? Und was ist mit seinen Gedächtnislücken? Vielleicht ist Samuel einfach ein Mensch, der mit dieser Welt nicht zurecht kommt, der jemand sein will, der er nicht ist. Deswegen passt er sich auch immer an seine Mitmenschen an, ist nicht eigenständig präsent, immer angepasst, immer so, wie er denkt, dass andere ihn brauchen. Vielleicht war das alles einfach zu viel. Am Ende findet sich ein Kapitel, in dem Samuel zu Wort kommt. Ich bin mir nicht sicher, ob das, was wir lesen können, wirklich aus Samuels Sicht geschrieben ist, oder ob der Schriftsteller im Buch nur versucht, einen Ansatz in Samuels Gedanken zu bringen. Aber es hat den Menschen ein wenig näher gebracht, auch wenn er immer noch relativ konturlos wirkt. Fazit Ein interessantes, kluges Buch, welches unsere Sicht auf den Menschen versucht zu beleuchten. Wie gut kennen wir jemanden, wie gut kennen wir uns selbst? Absolute Leseempfehlung!

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