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Rezension zu
Leere Herzen

Interessantes Geschäftsmodell

Von: zitrosch
06.01.2018

Der aktuelle Roman von Juli Zeh beschäftigt sich vor allem mit der politischen Situation Deutschlands im Jahr 2025. Das neue Staatsoberhaupt ist Regula Freyer, die der besorgten Bürgerbewegung (BBB) angehört. Obwohl viele Bürger mit Frau Freyers politischem Handeln nicht einverstanden sind und durch ihre Aktionen eher noch besorgter werden, schaffen sie es nicht ihre politische Lethargie zu überwinden. Somit sind immer neue, sogenannte Effizienzpakete die die demokratischen Werte nach und nach unterwandern, die Folge. In dieser Zeit lebt Britta zusammen mit ihrer Familie in Braunschweig. Gemeinsam mit einem Freund aus Studientagen führt sie eine Heilpraxis mit dem Namen „Brücke“. Britta und ihr Bekannter Babak haben sich auf suizidgefährdete Menschen „spezialisiert“. Vordergründig möchten sie den Betroffenen natürlich helfen und mit ihnen alternative Handlungsstrategien erarbeiten. Ihre wahre Absicht hingegen ist eigentlich die Rekrutierung von Selbstmordattentäter für verschiedene Gruppierungen. Mit ihrem ungewöhnlichen Geschäftsmodell ist es ihnen nicht nur gelungen sich am Markt zu etablieren sondern auch ihren Lebensunterhalt mehr als nur zu sichern. Doch mit einem Mal erscheint von einem Tag auf den anderen ernstzunehmende Konkurrenz auf der Bildfläche. Und plötzlich werden nicht nur die Grundsätze der „Brücke“, sondern auch Brittas gesamtes Leben in Frage gestellt. Auf den ersten Blick vermutet ein Juli Zeh Anhänger möglicherweise, dass ihr aktuelles Buch ganz neue Genres bedient. Handelt es sich um „Leere Herzen“ doch um eine Dystopie bzw. um einen Politthriller. Aber bei genauerer Betrachtung ist auch diese Geschichte ein gesellschaftskritischer Roman mit einem „bedrohlichen“ Bezug zur Realität. An einigen Textstellen musste ich kurz innehalten um über unsere aktuelle politische Situation nachzudenken. Sind wir vielleicht auch gerade dabei uns zu einer Gesellschaft zu entwickeln, der Ungerechtigkeit und Missstände egal sind, solange man sich selbst in einem gesicherten Wohlstand befindet? Wird keiner mehr etwas sagen, wenn einzelne Person oder Personengruppen denunziert werden? Werden möglicherweise die hart erkämpften demokratischen Werte klammheimlich abgeschafft und es interessiert niemanden? Juli Zehs Geschichte hat mich auf jeden Fall wieder etwas wach gerüttelt. Man sollte die gesellschaftlichen Geschehnisse mehr hinterfragen und für Werte aktiv eintreten, die einem wichtig sind. Fazit: Ein spannender Roman mit erschreckend, aktuellen Aspekten, der an den Leser appelliert für demokratische Grundwerte einzustehen.

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