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Rezension zu
Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten

Solider Nachfolger

Von: Die Blutbraut
26.04.2018

Commissaire Nicolas Le Floch soll im Auftrag des Polizeipräfekten einen heiklen Fall aufklären: Der ältere der beiden Söhne des Grafen de Ruissec ist in seinem Zimmer tot aufgefunden worden. Neben ihm liegen eine Pistole und ein Abschiedsbrief. Die Leiche des Selbstmörders sieht seltsam aufgebläht und entstellt aus. Dennoch geht der Vater von einem Selbstmord aus. Die Mutter des Verstorbenen ist jedoch anderer Meinung als ihr Mann und will unbedingt den Commissaire sprechen, und zwar heimlich in einem Kloster. Unmittelbar vor dem Treffen findet sie in einem geheimnisvollen Brunnen ihr Ende. Die gefährlichen Recherchen führen den jungen und sympathischen Nicolas Le Floch diesmal in die Welt des Theaters, der Klöster und des Hofes von Versailles. Nachdem ich schon vom Auftakt der Serie um den französischen Ermittler Le Floch, der im Paris der 1760er Jahre ermittelt, begeistert war, konnte ich es kaum erwarten, den zweiten Band zu lesen. Und was soll ich sagen? Ich wurde erneut nicht enttäuscht, der französische Autor und ehemalige Spitzendiplomat Parot hält das Niveau des Vorgängers problemlos. Nach einem Attentat auf Louis XV. wird Le Floch von seinem Vorgesetzten, dem Polizeipräfekten de Sartine, damit beauftragt, eine Aufführung in der Pariser Oper zu überwachen, da die Tochter des Königs diese besuchen möchte. Als am Ende des zweiten Aktes der Comte de Ruissec und seine Gattin die Nachricht erhalten, dass sich ihr Sohn in seinem Zimmer eingeschlossen und erschossen hat, scheint der Fall eindeutig: Selbstmord. Doch Le Floch zweifelt das allzu Offensichtliche an und beginnt zu ermitteln…. Der erste Fall führte Nicolas in die Welt der Bordelle und illegalen Spielsalons, jetzt ermittelt er in einer weiteren Parallellgesellschaft: in der Welt des Theaters. Und wie schon in seinem ersten Abenteuer muss der junge Ermittler auch hier Erfahrungen machen und sich Herausforderungen stellen, die ihm zuvor völlig unbekannt waren. Dass sein Vorgesetzter dabei scheinbar kein großes Interesse hat, die Wahrheit zu erfahren, sondern nur darauf bedacht ist, einen Skandal zu verhindern, macht die Aufgabe für den jungen Mann nicht unbedingt einfacher. Parot liefert mit „Commissaire Le Floch und der Brunnen der Toten“ eine äußerst gelungene Variante des klassischen „Locked Room Mystery“-Genres ab. Ein Mord in einem verschlossenen Raum, kein Mörder vor Ort, scheinbar ein unlösbares Rätsel, klassischer geht es kaum. Und wie schon in seinem ersten Auftritt reiht sich sein Ermittler problemlos unter seinen großen literarischen Vorbildern Poirot, Maigret oder Holmes ein. Das besondere an Le Floch sind dabei die Details, die sein Schöpfer immer wieder einfließen lässt und die, obwohl für den Fall oft unwichtig, doch zu der besonderen Atmosphäre des Romans beitragen. So erwähnt er beispielsweise beiläufig, dass die Kutschen der Adligen zu jener Zeit in der Regel nach Urin stanken, weil sich die Insassen während der Fahrt oft erleichterten. Durch solche Informationen erschafft er ein plastisches Abbild des vorrevolutionären Paris, das keine flache Kulisse, sondern eine pulsierende, lebenshungrige, aber oft auch alles verschlingende Metropole ist. Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt gibt, dann ist er in der Person des Ermittlers selbst zu finden. Nicolas, der ja schon einige Erfahrungen gesammelt hat, ist oft immer noch naiv und ohne jeden Arg. Da hätte ich mir ein wenig mehr Entwicklung gewünscht, den ich denke, dass ein junger Mann, auch wenn er ein Landei ist, durch das Leben in Paris und seine Erfahrungen, die er schon gemacht hat, geprägt wird. Alles in allem ist auch der zweite Roman um Nicolas Le Floch ein historischer Kriminalroman, der Spannung, Atmospäre und glaubwürdige Charaktere in sich vereint und dabei nicht auf blutige und übermäßig brutale Szenen setzt. Für Fans klassischer Kriminalgeschichten ist auch dieser Band sicherlich einen oder mehrere Blicke wert. Der Roman ist unabhängig vom Vorgänger lesbar, allerdings ist es sicher nicht verkehrt, wenn man den ersten Band ebenfalls kennt, da sich Parot diesesmal weniger Zeit mit der Einführung der Protagonisten nimmt und diese als bekannt voraussetzt. Von mir gibt es diesesmal auch wieder 4,5 von 5 Louis d’Ors, denn der Roman war erneut ein wahres Lesevergnügen.

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