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Rezension zu
Der zweite Reiter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein gelungener Auftakt mit kleinen Schwächen

Von: Bücherserien.de
11.06.2018

Der Erste Weltkrieg ist kaum vorbei, die einstige Weltstadt Wien ist im Jahr 1919 nur noch ein Schatten ihrer selbst. Hier ermittelt Polizeiagent August Emmerich inmitten elender Verhältnisse. Als die Leiche eines vermeintlichen Selbstmörders entdeckt wird, hat er Zweifel; doch sein Vorgesetzter glaubt nicht an seine Mord-Theorie. Emmerich ermittelt auf eigene Faust, dabei stets hoffend, dass niemand merkt, dass seine eigene Kriegsverletzung ihm ausgerechnet jetzt zu schaffen macht. Denn sein Traum ist die „Leib und Leben“-Abteilung, wie die Mordkommission zu jener Zeit heißt – hier möchte er arbeiten, also muss er Erfolge vorweisen. Zusammen mit seinem Assistenten Winter, ein unerfahrener Neuling, versucht Emmerich einen Mord aufzuklären, was ihn und Winter schon bald in große Gefahr bringt … „Der zweite Reiter“ ist der Auftakt einer Reihe Wien-Krimis, die Alex Beer (ein Pseudonym der Autorin Daniela Larcher) in eine spannende Zeit gesetzt hat. Im Krimi-Genre ist diese Epoche noch etwas unterrepräsentiert, wenngleich Volker Kutscher mit seiner Gereon Rath-Reihe im Berlin der 1930er Jahre Maßstäbe gesetzt hat. Die Emmerich-Krimis spielen deutlich früher und noch dazu in Wien, das zu jener Zeit den Untergang des Kaiserreiches erlebt. Nach dem Krieg ist Österreich kleiner geworden, es fehlen wichtige Rohstoffe, die Wiener leiden Hunger – ein aufregendes Setting, geradezu prädestiniert für Verbrechen. Alex Beer hat diese Zeit hervorragend recherchiert und lässt das alte Wien sehr plastisch vor den Lesern auferstehen. Für die Krimihandlung gilt dies leider zunächst nicht in gleichem Maße. Die lässt sich zögernd an, der Spannungsaufbau gelingt nicht auf Anhieb, man möchte „Der zweite Reiter“, zumindest in der ersten Hälfte, etwas langatmig nennen. Alex Beer will viel erzählen in diesem Buch, und was ihr bei der Schilderung der Zeit, der Menschen, des elenden Alltags nach diesem Krieg auch sehr gut gelingt, das fehlt ein bisschen beim eigentlichen Krimi. Sprache und Stil von „Der zweite Reiter“ sind anfangs recht schwierig für Leser, die den typischen „Wiener Schmäh“ nicht kennen, mögen oder verstehen. Dialoge sind oft im Dialekt geschrieben, was verzeihlich ist und die Geschichte authentisch macht. Aber auch ungewöhnliche Metaphern und Satzgestaltung stören gelegentlich den Lesefluss, Füllwörter erscheinen unnötig oft; es sind Kleinigkeiten, die mich jedoch ein paarmal, zumindest kurz, aus der Geschichte gebracht haben. Überzeugend fand ich dafür Rayonsinspektor Emmerich. Er ist ein typischer Antiheld, ein zäher Kerl, dem das Leben immer wieder Steine in den Weg legt. Nicht immer wählt er den legalen Weg, wenn es um seine Ermittlungen geht. Als gäbe es angesichts von Zeit und Ort nicht Schwierigkeiten genug, hat Emmerich auch noch private Probleme. Hinzu kommt das zunächst schwierige Verhältnis zu seinem jungen Kollegen Winter. Emmerich bietet Reibungsflächen, was ihn zu einem tragenden und interessanten Protagonisten macht. Mein Fazit: Ganz rund ist „Der zweite Reiter“ noch nicht: Die Sprache ist gewöhnungsbedürftig, die Handlung anfangs zögerlich. Doch das Nachkriegs-Wien kurz vor den 1920er Jahren ist angenehm dicht beschrieben, die Stimmung der Zeit vermag Alex Beer hervorragend einzufangen. Liest man das Buch eher als historischen Roman denn als Krimi, ist das Lesevergnügen ungleich größer. Die Reihe um den durchaus interessanten Ermittler Emmerich und seinen Assistenten hat Potenzial. Ich werde auf jeden Fall auch noch den 2. Band der Reihe lesen (erschien im Mai 2018) und ggf. berichten, ob die oben genannten „Kinderkrankheiten“ beseitigt wurden.

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