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Rezension zu
Das rote Adressbuch

Berührende Geschichte eines 96-jährigen Lebens, das am Ende einsam ist und anhand eines Adressbuches von der Enkelin entdeckt wird

Von: schnäppchenjägerin
20.08.2018

"Das rote Adressbuch" erzählt das bewegte Leben von Doris. Mit 96 Jahren bewohnt die ältere Dame noch allein eine Wohnung in Stockholm, wo sie täglich von einer Altenpflegerin versorgt wird. Kontakt hat sie von ihr abgesehen nur noch zu ihrer Großnichte Jenny, die verheiratet und mit drei Kindern in San Francisco lebt. Als Doris unglücklich stürzt und sich die Hüfte bricht, kommt Jenny nach Europa, um Doris, die wie eine Mutter zu ihr war zu besuchen, um Abschied zu nehmen. Es ist zu befürchten, dass Doris das Krankenhaus nicht mehr verlassen wird. In Doris' Wohnung findet Jenny nicht nur Aufzeichnungen ihrer Großtante, die sie für Jenny angefertigt hat, sondern auch ein rotes Adressbuch, in der die Namen der meisten Personen durchgestrichen sind und mit "tot" überschrieben sind. Jenny wird bewusst, was für ein einsames Leben Doris in Stockholm führt und erfährt durch Doris' Memoiren mehr über ihr Leben. Doris wurde bereits als dreizehnjähriges Mädchen von ihrer Mutter in einen anderen Haushalt geschickt, um selbst für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Von dort gelangt sie nach Paris, wo sie Model wird und ihre große Liebe Allan trifft. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flieht sie mit ihrer jüngeren Schwester nach New York, die sie nach dem Tod der Mutter bei sich aufnimmt. Durch die Kriegsereignisse werden Doris und Allan entzweit und es ist schwierig, in dem fremden Land zurechtzukommen. Nachdem ihre Schwester im Kindbett gestorben ist, möchte Doris zurück nach Europa, in der Hoffnung, Allan wieder zu treffen, der sich freiwillig als Soldat gemeldet hat. Über England gelangt Doris wieder in ihre Heimat Stockholm, wobei die Überfahrt über den Atlantik ihr fast das Leben gekostet hätte. Während die Gegenwart aus der Sicht einer dritten Person geschildert wird, wird die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive von Doris erzählt. Während die Vergangenheit ein ganzes Leben erzählt und dynamischer ist, ist die Gegenwart passend zum Leben der älteren Dame eher ruhig. Ihr Highlight sind die regelmäßigen Skype-Telefonate mit ihrer Großnichte. Beide Erzählstränge sind berührend. Doris hatte ein alles andere als einfaches Leben, das von Entbehrungen und einer Rastlosigkeit durch die vielen (unfreiwilligen) Ortswechsel war, aber vor allem auch von einer tragischen Liebesgeschichte geprägt war. In der Gegenwart spürt man - vor allem auch durch die Nachdenklichkeit von Jennifer - wie einsam das Leben von Doris ist. Der Roman ist autobiographisch inspiriert und es ist ein Ansinnen der Autorin auf die Situation älterer Menschen aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, sich Zeit für sie zu nehmen, ihnen zuzuhören und sich für ihre Leben zu interessieren, bevor es zu spät ist. Diese Intention ist ihr gut gelungen, wobei das Buch - gerade am Ende - nicht ganz ohne Kitsch auskommt und etwas zu versöhnlich ist.

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