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Rezensionen zu
Libellen im Kopf

Gavin Extence

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Die Geschichte steigt sofort in dem Moment ein, in dem Abby ihren Nachbarn tot in seinem Sessel findet. Auch wenn sie ihn kaum kennt wundert so manchen sicher ihre gelassene Reaktion und das völlige Fehlen von Emotionen, die sie dabei an den Tag legt. Man merkt also sofort, dass bei ihr irgendetwas anders läuft bzw. sie zumindest ein bisschen anders tickt als andere Menschen. Aus der Ich Perspektive erzählt gelingt es dem Autor sehr gut, die intensiven Gedankengänge von Abby anschaulich zu machen, auch wenn man sich oft nicht so recht reinversetzen kann. Denn obwohl sie sehr in ihrer Gefühlswelt lebt, sind ihre Aktionen manchmal oder vielleicht gerade deshalb fragwürdig. Allerdings konnte ich vieles sehr gut nachvollziehen, denn wie oft hat man selber total kuriose Gedanken, die man jedoch recht schnell verwirft und erst recht keinem anderen direkt anvertrauen würde - weil es nicht "normal" erscheint. Aber was ist schon normal? Diese Frage beschäftigt mich oft und diese Geschichte hat dieses Thema bei mir wieder aufgeworfen. Denn prinzipiell ist ja alles normal, sonst würde es ja gar nicht "existieren" oder vorkommen. Nur weil eine Mehrheit es anders macht und eine Norm daraus entsteht, muss man sich ja nicht in ein Muster pressen lassen. Anders sieht es natürlich mit Krankheiten aus, bei denen die Menschen drunter leiden und aus ihrem Schema nicht mehr alleine rauskommen. Gavin Extence leidet selbst unter eine bipolaren Störung, was das ganze für mich nochmal interessanter gemacht hat: denn jemand mit eigener Erfahrung kann doch reeller darüber schreiben als jemand, der sich "nur" damit beschäftigt hat. Abby steht also vorerst mal ständig unter Hochspannung und sprudelt regelrecht über vor Gedanken und Aktionen. Sie eckt damit natürlich an, kann nicht einschätzen, wie andere auf bestimmte Dinge reagieren und ist mit ihrer quirligen Art sicher kein einfacher Charakter. Das merkt sie selbst schon und ihr ist es bewusst, aber sie kann das sehr gut verdrängen und besticht auch irgendwie mit ihrer "Leichtigkeit". Ihre Besuche bei der Therapeutin zeigen aber auch deutlich, wie schwierig es für sie manchmal ist, die einfachsten Entscheidungen zu treffen und auch zu beurteilen. Das Finden der Leiche ihres Nachbarn hat bei ihr einen Schub ausgelöst - sie setzt sich damit sehr vehement wenn auch unorthodox auseinander und steigert sich dabei immer mehr in eine Manie. "Ich bin nicht länger Abby, ich bin Alice, die in das Kaninchenloch purzelt und nicht mehr weiß, wo oben und unten ist, oder rechts und links." S. 156 Ich hab es als sehr faszinierend empfunden, so nah an diesem Empfinden dran zu sein, dieser völlig fehlenden Impulskontrolle - teilweise ist es mir aber auch nicht leichtgefallen aufgrund einiger persönlicher einschneidender Erfahrungen in den letzten Jahren. Vor allem in dem Moment, in dem sich alles ins Gegenteil verkehrt, denn natürlich bleibt diese Hochstimmung nicht endlos vorhanden. Vor allem auch das Problem mit Ärzten, mit Diagnosen und Behandlungen ist mir bis zu einem gewissen Grad vertraut, auch wenn hier alles zwar anschaulich, aber eben für die Allgemeinheit annehmbar dargestellt wird. Zumindest was meine Sicht auf diese Dinge betrifft. "Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass geistige Gesundheit nichts weiter war als eine Frage des Benehmens. Sie konnte gemessen werden anhand der Sauberkeit von Haaren, an der Mimik und wie man auf eine Reihe von gesellschaftlichen und sozialen Stichworten reagierte." S. 210 Mit Beck hat Abby einen wunderbaren Freund, der ihr so gut er kann beisteht. Wie schwierig es gerade für ihn oder Angehörige ist, konnte ich sehr gut nachempfinden und es gehört schon eine Menge Mut und Durchhaltevermögen und Liebe dazu, um mit Menschen mit einer psychischen Krankheit irgendwie auszukommen und vor allem zusammenzuleben. Diese Geschichte gibt einen sehr intensiven und ehrlichen Einblick in das Gefühlschaos und den außergewöhnlichen Verlauf dieser Krankheit, die so gegensätzliche Phasen durchläuft. Dabei sieht man sehr deutlich, wie schwer es zu verstehen und nachzuvollziehen ist. Mutig fand ich auch, dass der Autor am Ende zwar sehr kurz, aber auch sehr offen über seine eigene Erfahrung mit Manie und Depression erzählt und ich kann ihm nur wünschen, dass er in Zukunft mit seinem Leben gut klarkommt und dass er glücklich ist. Fazit: 4.5 Sterne

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Infos zum Buch: Heute habe ich das Buch „Libellen im Kopf“ für euch. Geschrieben hat das Buch Gavin Extence. Erschienen ist das Buch am 14.11.2016 unter dem „Limes“ Verlag. Der Einband ist ein Taschenbuch Einband. Das Buch besitzt 352 Seiten. Der Originaltitel lautet: „The Mirror World of Melody Black“ Der Preis liegt bei 19,99€. Das eBook kostet 15,99€. Die ISBN lautet 978-3-8090-2634-1. Lesegrund: Ein Pressesprecher der Verlagsgruppe Randomhouse hat mir dieses Buch empfohlen. Inhalt des Buches: (Klappentext) Das Leben hat seine Höhen und Tiefen. Die Kunst ist es, das eine vom anderen zu unterscheiden. Alles begann, wie es manchmal eben so ist, mit einem toten Mann. Er war ein Nachtbar – niemand, den Abby gut kannte, dennoch Einen Verstorbenen zu finden, wenn man sich nur gerade eine Dose Tomaten fürs Abendessen ausleihen möchte, ist doch ein bisschen schockierend. Oder sollte es jedenfalls sein. Zu ihrem eigenen Erstaunen ist Abby von dem Ereignis zunächst seltsam ungerührt, aber nach diesem Mittwochabend gerät das fragile Gleichgewicht ihres Lebens immer mehr ins Wanken, und Abby scheint nichts dagegen unternehmen zu können…. Aufbau des Buches: Das Buch ist in 27 relativ kurze Kapitel aufgeteilt. Dazu kommen noch die Anmerkung des Autors und die Danksagung und Lektüreempfehlung. Die Schrift ist sehr groß gehalten. Meinung: Das Cover des Buches finde ich sehr Interessant gestaltet. Der Klappentext hat mich neugierig auf das Buch gemacht. Die Schrift ist schön Groß und die Kapitel sind nicht zu lang und nicht zu kurz. Jedoch muss ich sagen dass das Buch nicht mein Fall ist. Ich konnte mich nicht in die Geschichte oder in die Charaktere hinein versetzen und das Lesen viel mir dadurch relativ schwer. Ich konnte mich nicht so wirklich für die Geschichte erwärmen. Bewertung: Ich gebe diesem Buch 1 von 10 Sternen!

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Und mal wieder habe ich ein Buch über eine psychische Erkrankung gelesen. Nachdem mir der Roman von Thomas Melle "Die Welt im Rücken", der seine eigene Leidensgeschichte, einer Manisch Depressiven Erkrankung, zum Thema gemacht hat, überhaupt nicht zugesagt hat, kam mir der Roman von Gavin Extence "Libellen im Kopf" gerade recht. Hier habe ich nun den Vergleich zwischen zwei Geschichten, die ein und dasselbe Krankheitsbild thematisieren. Wie Melle leidet auch Extence an einer Manisch Depressiven Erkrankung. Er erzählt in seinem Roman aber nicht seine eigene, sondern eine fiktive Geschichte um die Protagonistin Abby, jedoch lässt er all seine Erfahrungen um die Erkrankung mit hineinfließen, so dass ein Vergleich meines Erachtens durchaus legitim ist, wenngleich Melle Anhänger jetzt vielleicht den Kopf schütteln. Abbys Welt scheint von einem auf den anderen Tag aus den Fugen zu geraten. Eigentlich will sie sich bei ihrem bis dato unbekannten Nachbarn Simon nur eine Dose Tomaten ausleihen, doch die geöffnete Wohnungstür des Nachbarns lässt sie ohne zu klingeln eintreten, und so erblickt sie die Leiche eben dieses Mannes. Vorerst unberührt von dem, was sie sieht, steckt sie sich eine Zigarette an, schnappt sich eine Dose Tomaten und verlässt die Wohnung. Erst nachdem sie wieder in ihrer Wohnung ist und ihrem Freund Beck von der Leiche erzählt, setzt sie die Polizei davon in Kenntnis. In der darauffolgenden Zeit stürzt sich Abby in die Arbeit. Als freie Journalistin ist sie es gewohnt, ihre Arbeit selbst zu organisieren, doch nach und nach gerät ihre Tagesstruktur ins Wanken. Sie schläft nicht, trinkt zu viel und auch von Drogen ist sie nicht abgeneigt. Und wie so typisch bei einer bipolaren Störung , übersteigt ihr Konsum für Luxusartikel ihr Budget um ein Vielfaches. Das persönliche Umfeld Abbys spürt immer stärker, dass mit ihr etwas im Argen ist und fordert sie auf, sich intensiver in die Hände einer Psychologin zu begeben. Trotz einer völlig anderen Auffassung ihrer momentanen Situation begibt sich Abby in die Hände ihrer Psychologin und es kommt, wie es kommen muss, nur kurze Zeit später findet sich Abby auf einer geschlossenen Station einer Psychiatrie wieder. Ein Roman, sofern man sich auf ihn einlassen mag, gibt es doch weiterhin Ängste und Vorbehalte gegenüber psychischen Erkrankung, der das widerspiegelt, was einem widerfährt, wenn man an einer Manisch Depressiven Erkrankung leidet. Zwar leide ich "nur" an einer Depression, jedoch habe ich im nahen Umfeld 20 Jahre einen Menschen begleitet, der unter dieser Erkrankung gelitten hat und ich erkenne sehr viele Übereinstimmungen zwischen seinem und Abbys Leben. Der Autor Gavin Extence versteht es auf wunderbare Art und Weise, sein eigenes Erleben der Erkrankung mit in den Roman einfließen zu lassen. So wirkt die Geschichte um Abby und ihre manischen wie auch depressiven Phasen sehr authentisch und der Leser fühlt sich in eine Welt versetzt, die so anders ist und immer wieder erstaunen auslöst. Erstaunt darüber, in was für Gemütszustände sich ein Mensch begeben kann und was ein Erkrankter aushalten muss. Ein ernstes Thema, das viel Stoff für einen bewegenden Roman bietet. Der Autor Garvin Extence versteht es mit einer wohlportionierten Prise Humor, einem sehr flüssigen Schreibstil und seinem persönlichen Erleben der Erkrankung, diesen Roman zu einer Geschichte zu verweben, den man nicht mehr aus der Hand legen mag und der einem einen langen Tag bescheren kann. Ein Roman, der viele Leser verdient und auch gern von den Lesern verschlungen werden darf, die immer noch ein wenig Angst vor psychischen Erkrankungen haben. Berührungsängste werden schnell aufgehoben, da Garvin den Spagat zwischen Unterhaltung und Aufklärung gekonnt schafft. Allerdings darf man keinen medizinischen Ratgeber erwarten, aber das soll dieses Buch auch nicht sein und gibt es auch nicht vor.

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Ich gebe es zu, ich habe mit dem Buch so meine gewissen Schwierigkeiten. Einerseits fand ich es wirklich gut und unterhaltsam, andererseits auch wieder gar nicht. Die Hauptfigur Abby machte es mir wirklich sehr schwer, sie zu mögen. Ich konnte einfach zu viele ihrer Entscheidungen absolut nicht nachvollziehen. Erst als Abby in die Klinik eingewiesen wird und sie sich langsam zu öffnen beginnt, konnte ich zumindest ein bisschen mit ihr warm werden. Allerdings hat mich weder die Geschichte noch der Hauptcharakter wirklich mitgerissen. Wobei das aber vielleicht daran liegt, dass ich sonst andere Sachen lese. Also nicht unbedingt mein Fall, aber für Leute die psychologische Geschichten interessieren, ist es bestimmt lesenswert.

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Cover Das leuchtende Orange des Covers macht direkt auf sich aufmerksam. Beim näheren Hinsehen entdeckt man feine blaue Linien, die sich zu einem hübschen Gesamtwerk zusammenschließen. Sie bilden Libellen, die vor einem Leuchtturm fliegen, unter ihnen das Meer und Gras, welche sich im Wind zu bewegen scheinen. Der Titel ist in weiß gehalten und sticht auf dem orangenen Grund deutlich hervor. Meinung Das dies eines der besten Bücher ist, die ich in letzter Zeit gelesen habe, kann ich schon einmal vorweg nehmen. Ich war ehrlich gesagt skeptisch, da der Autor doch schon durch sein erstes Buch „Das unerhörte Leben des Alex Woods“ so hoch gelobt wurde, das ich nicht enttäuscht werden wollte. Obgleich ich das Erstlingswerk von ihm nicht gelesen habe und nur durch Hörensagen so hohe Erwartungen hatte. Der Anfang des Lebensabschnittes in dem wir Abby begleiten liest sich wie das schlechte Ende eines Romans. Die junge, hübsche Frau, die sich nur etwas beim Nachbarn ausborgen möchte findet genau diesen tot im Sessel. Wieder Erwarten löst dieser Fund bei der Protagonistin keinen in Panik geratenen Anruf bei Polizei oder Notruf aus sondern das Bedürfnis bei einer Zigarette zu überlegen, was sie jetzt tun soll. Das in Abbys Gefühlsleben irgendetwas ins Wanken geraten ist, bemerkt man sehr schnell, da dies auch durch die Erzählperspektive gut beleuchtet wird. Gavin Extence nutzt die Ich-Perspektive aus Abbys Sicht um dem Leser einen sehr unverblümten und direkten Zugang zu ihrer Gedankenwelt zu geben. Besonders die Protagonistin ist dem Autor sehr gut gelungen. Durch gekonnte Details zeichnet er einen Charakter, mit dem man sich schnell verbunden fühlt und dem man seinen Werdegang abnimmt, denn diese vielen kleinen Hinweise geben ein deutliches Bild von Abby preis: Sie leidet unter einer psychischen Krankheit, die durch den Tod des Nachbarn oder besser gesagt dadurch das sie ihn aufgefunden hat verschlimmert werden. Immer schneller treten die Symptome auf und sorgen letzten Endes dafür, das die sympathische junge Frau stationär in Behandlung aufgenommen wird. Und mit Beck ist ihm ein ebenso guter, wichtiger Charakter geglückt. Er begleitet Abby auf ihrem Weg und vor allem die Gespräche zwischen den beiden bringen eine Tiefe in die Geschichte, die ich zu finden nicht erwartet hätte. Die Thematik ist tiefgreifend und hat mich beim lesen sehr berührt. Da fiel positiv auf, das der Schreibstil, den der britische Autor an den Tag legt nicht dem selben Muster unterworfen ist. Er ist lebhaft, flüssig und führt den Leser gut durch die Geschichte, so das auch dieses vielschichtige Handlungsfeld für den Laien gut aufnehmbar ist. Fazit Mit „Libellen im Kopf“ ist Gavin Extence ein großartiges Buch gelungen, das mich vollkommen überzeugt hat. Es ist spannend, lehrreich und mit tollen Charakteren. Zudem merkt man die persönliche Verbindung Extence´s mit diesem Thema. Und das alles, ohne trocken oder belehrend zu wirken. Für mich jetzt schon ein Highlightbuch.

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Worum geht es? Das Leben hat seine Höhen und Tiefen. Die Kunst ist es, das eine vom anderen zu unterscheiden. Alles begann, wie es manchmal eben so ist, mit einem toten Mann. Er war ein Nachbar – niemand, den Abby gut kannte, dennoch: Einen Verstorbenen zu finden, wenn man sich nur gerade eine Dose Tomaten fürs Abendessen ausleihen möchte, ist doch ein bisschen schockierend. Oder sollte es jedenfalls sein. Zu ihrem eigenen Erstaunen ist Abby von dem Ereignis zunächst seltsam ungerührt, aber nach diesem Mittwochabend gerät das fragile Gleichgewicht ihres Lebens immer mehr ins Wanken, und Abby scheint nichts dagegen unternehmen zu können … (via randomhouse) Wie hat es mir gefallen? "Das ist kein Scherz. Er war schon tot, als ich reinkam. Er sitzt in seinem Sessel." "Tot?" "Tot." "Wie jetzt - richtig tot"? "Hergott noch mal! Was gibt's denn sonst noch? Fast tot? Ein bisschen tot? Er ist tot! Einfach nur tot! Kalt und steif." Warum vertraute bloß niemand meinem Urteil in dieser Angelegenheit? "Wow, das ist..." Er verstummte, senkte den Blick und runzelte die Stirn. "Ähm." "Was ist?" "Du hast dir trotzdem die Tomaten genommen?" (S. 14f) Kurios, merkwürdig, aber doch witzig zugleich beginnt die Geschichte um Abby. Gavin Extence wirft den Leser hier in eine Situationskomik, die auf den ersten Blick, vor allem aber in Hinblick auf die Grundthematik des Buches, vielleicht gar nicht des Lachens würdig erscheint, und doch kam ich als Leserin nicht umhin, eben genau dies zutun. Abbys Geschichte ist eigentlich alles andere als lustig. Sie leidet an der psychischen Krankheit Bipolare Störung. Ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Mal himmelhochjauchzend gepaart mit Hyperaktivität, Euphorie und Gereiztheit und dann wieder stark depressiv, ganz im Einklang mit tiefer Traurig- und Antriebslosigkeit. Der Leser weiß schon zu Beginn, dass Abby psychisch nicht gänzlich auf der Höhe ist, Aktion und Reaktion ihrerseits wollen nie so wirklich zusammen passen. Mit dem Fund ihres toten Nachbarn kippt jedoch der Schalter und wir begleiten Abby, in manchen Situationen ohnehin schon merkwürdig verhaltend, durchgehend durch eben diese Höhen und Tiefen auf ihrem Weg in die Abwärtsspirale - zu Beginn noch mit ihr lachend, gen Ende hin doch immer ernster und mitfühlend. Als ich mit meiner Lobeshymne auf mich selbst geendet hatte, saß sie einen Moment lang mit steinerndem Gesicht da. Dann sagte sie:" Okay, das ist nun wirklich etwas, das wir unbedingt im Auge behalten sollten." Sex, Drogen und Schlaflosigkeit - dafür brauchten wir drei Augen. Viel mehr Probleme durften es nicht werden, schließlich hatten wir nur vier. (S. 66) Gavin Extence war zu seiner Zeit selbst manisch depressiv, wer könnte so eine Geschichte also besser erzählen? Vielleicht macht auch gerade dieses Detail die Geschichte so besonders, denn auf einen Außenstehenden wirken Abbys Handlungsabsichten in erster Linie erstmal verrückt komisch, die Betroffenden selbst aber fühlen sich meist nur eines: unverstanden - und das wird in Libellen im Kopf wunderbar deutlich. Seine eigenen Erfahrungen konnte Gavin Extence hier geschickt in die Grundstory miteinflechten, ohne dabei unsympathisch belehrend daherzukommen. Die Figur Abby war für mich beim Lesen durchweg wie eine witzige, schlagfertige Freundin, die atemlos ihre nicht weniger spannende Geschichte in allen Details erzählt. Sie findet ihren toten Nachbarn, verstrickt sich in zwei waghalsige Journalismus-Jobs, versucht mit der neuen Frau ihres Vaters klarzukommen, ihre Beziehung mit Beck aufrecht zu erhalten und kann so gar nicht nachvollziehen, wieso sich ihre Therapeutin Dr. Barbara so stringent gegen Drogen ausspricht. All diese Ereignisse könnten für ein ganzes Leben reichen, tatsächlich aber erstreckt sich die Handlung bis zum mental breakdown über nur wenige Tage. So atemlos und spannend Abby erzählt, so Atem anhaltend und gespannt folgt ihr der Leser. Durch den flotten, saloppen und dennoch bildhaften Schreibstil ist vor allem dies überhaupt gar kein Problem. Man könnte meinen, einen Thriller vorliegen zu haben, so ist es bei all den Fakten aber nicht. Es ist eher ein bisschen so, als würde man selbst Achterbahn fahren, alles geht wahnsinnig schnell, der Kopf wird ordentlich geschüttelt und dann bleibt die Zeit bis zum großen Sturz nach unten stehen. Das ist ein urmenschliches Problem, mit dem sich kein anderes Lebewesen herumschlagen muss: die Fähigkeit, in mehreren Zeiten gleichzeitig zu leiden - die Vergangenheit zu beklagen, an der Gegenwart zu verweifeln und die Zukunft zu fürchten. Wenn es die Ärzte gut mit mir meinten, würden sie mir eine Lobotomie verpassen. Aber das war mir nicht vergönnt; ich war zur falschen Zeit geboren. (S. 202f) Das Erzähltempo wechselt, die Achterbahnfahrt ist vorbei. Abby wird eingewiesen und muss sich einen harten Weg erkämpfen, um wieder Gesundheit zu erlangen. Die Besteigung des Mount Everest beschreibt es nichtmal in Ansätzen. Ich zuckte mit den Schultern. "Sie suchen ständig nach Schubladen für uns." Wir rauchten den Rest unserer Zigaretten ohne viele Worte. Es gab ja auch nichts weiter zu sagen. (S. 221) Gerade in der zweiten Hälfte des Buches wird deutlich, wie stark Abbys Symptome eigentlich schon ausgeprägt waren. Gleichzeitig greift Extence eine Vielzahl von Vorurteilen in Bezug auf manisch Depressive auf, macht aber auch deutlich, wie hilflos Abbys Umfeld eigentlich ist, denn dieses verknotete Wollknäuel ist weder von außen noch von innen leicht zu entknoten. Vor allem Beck, Abbys Freund, hadert sehr mit sich und stellt die Beziehung zu Abby mal weniger, mal mehr infrage - an Sympathie büßt aber auch er an keiner Stelle ein. Auch wenn die klinischen Kapitel mit weniger Antrieb daherkommen, verfolgt man weiterhin gespannt Abbys Rückkehr ins Leben und denkt nach Beenden des Buches und auch noch eine ganze Weile später über die Thematik nach. Mir hatte ja bereits Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat sehr gut gefallen, weil es mit gesellschaftliche Konventionen bricht. So waren meine Erwartungen an das zweite Buch aus Gavin Extence' Feder nicht gerade tiefgesetzt. Aber auch mit Libellen im Kopf konnte der Autor mich von seinem Talent, fiktionale Geschichten realistisch, detailgetreu und spannend zu erzählen, überzeugen - sein Nachwort hat mich zudem sehr berührt. Libellen im Kopf ist für mich ein Jahreshighlight im Jahr 2017 und jedes Lesen wert!

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Autor Gavin Extence Genre Roman Verlag Limes Seiten 343 Preis 19,99€ Klappentext Alles begann, wie es manchmal eben so ist, mit einem toten Mann. Er war ein Nachbar – niemand, den Abby gut kannte, dennoch: Einen Verstorbenen zu finden, wenn man sich nur gerade eine Dose Tomaten fürs Abendessen ausleihen möchte, ist doch ein bisschen schockierend. Oder sollte es jedenfalls sein. Zu ihrem eigenen Erstaunen ist Abby von dem Ereignis zunächst seltsam ungerührt, aber nach diesem Mittwochabend gerät das fragile Gleichgewicht ihres Lebens immer mehr ins Wanken, und Abby scheint nichts dagegen unternehmen zu können … Inhalt Auf charmante und unterhaltsame Weise erzählt die Protagonistin Abby aus ihrem Leben mit bipolarer Störung. Als sie eines Abends ihren Nachbarn Tod auffinden , gerät ihr Leben mächtig ins Wanken. Die Abstände zwischen den Höhen und Tiefen werden immer kürzer. Ihre Familie und ihr Lebensgefährte Beck stehen dem hilflos gegenüber. Als die Situation eskaliert, findet sich Abby in der geschlossenen Psychiatrie wieder. Nach anfänglicher Lethargie beginnt Abby sich dem Leben zuzuwenden. Fazit. Sehr charmant und teilweise witzig beschreibt Gavin Extence das leben eines Menschen mit bipolarer Störung. Mit all den Höhen und Tiefen. Denn es ist immer noch ein heikles Thema, das immer noch als Tabu Thema gilt. Mir war es mitunter etwas zu oberflächlich. Ich wünschte mir, er wäre etwas mehr darauf eingegangen, Gavin Extence wäre etwas mehr auf die Reaktionen des Umfeld eingegangen. Daher nur 🌟 🌟 🌟 🌟

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Mich hat ja schon das Debut von Gavin Extence sehr begeistert, daher war ich sehr neugierig auf sein neues Buch – und wurde auch nicht enttäuscht. Beginnt das Buch sehr skurril, entwickelt es sich zu einer interessanten Geschichte über eine an einer bipolaren Störung erkrankten Protagonistin. Sie ist es auch, die ihre Geschichte erzählt – in Ich-Form nimmt Abby den Leser mit auf eine Achterbahnfahrt ihrer Gefühle. Nachdem sie ihren Nachbarn tot in seiner Wohnung auffindet, gerät ihr eigenes Leben aus den Fugen. Hat sie sich bisher ganz gut ihrem Alltag als Journalistin stellen können, rutscht sie fortan langsam mehr und mehr in eine manische Phase – und nur mühsam kann ihr Lebensgefährte Beck sie hierin erreichen und ihr helfen. Mich hat diese Geschichte sehr beeindruckt. Durch die Ich-Perspektive habe ich mich sehr gut in Abby hineinversetzen können und auch wenn einige ihre Handlungen und Gedanken alles andere als normal sind, habe ich doch mit ihr gefühlt. Ich fand es sehr interessant, Abby in ihrer manischen Phase zu begleiten, dann aber auch ihren Absturz mitzuerleben und ihr langsames Wiedereintreffen in der Normalität. Dabei haben mich vor allem ihre Gefühle sehr beeindruckt – denn aus Sicht des Betroffenen stellt sich so eine manische Phase doch noch mal ganz anders dar als aus Sicht eines Außenstehenden. Abbys innere Qual, die Manie aufzugeben, sich der Normalität und vielleicht auch Langeweile zu stellen, zu unterscheiden, was ist noch normal und was ist schon Ausdruck der Krankheit, was ist Spaß am Leben und was ist Manie – alles das war für mich sehr interessant zu verfolgen und hat mir die Krankheit der bipolaren Störung sehr nahe gebracht. Dabei ist das Buch jetzt keine trockene Abhandlung über diese Erkrankung, sondern eine spannende Charakterzeichnung – ich zumindest konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen, so gefesselt war ich von der Geschichte. Ich wollte unbedingt wissen was mit Abby weiter geschieht, wie sie sich mit der Krankheit und ihrem Leben arrangiert. Dabei hat mir vor allem gut gefallen, dass die Geschichte so realitätsnah war, dass ich sie mir genau so auch im realen Leben vorstellen konnte und nichts irgendwie zu konstruiert oder abgehoben wirkte. Abbys Charakter ist sehr fein gezeichnet und ich habe mich gut in sie hineinversetzen können. Zwar hätte ich nicht immer gehandelt wie sie, aber sie hat mich tatsächlich an die Hand genommen und mich in ihre Gedankenwelt entführt. Aber auch andere Charaktere haben mir sehr gut gefallen – wie zum Beispiel Abbys Lebensgefährte Beck, der so authentisch rüberkommt mit seiner Hilflosigkeit im Umgang mit der Erkrankung und seiner tiefen Liebe zu seiner Lebensgefährtin. Der Schreibstil ist locker und umgangssprachlich und machte es mir nochmal leichter, mich in die Geschichte hineinzufühlen. Das Buch hat sich sehr flüssig lesen lassen, und so sind die Seiten rasch dahingeflogen. Lediglich der Zusammenhang zwischen dem Anfang des Buches und Abbys neuer Bekanntschaft war mir ein wenig zu weit hergeholt, das hätte aus meiner Sicht nicht sein müssen, denn gebraucht hätte die Geschichte das nicht. Dafür finde ich den Titel sehr gut gewählt und „Libellen im Kopf“ gefällt mir viel besser als der Originaltitel „The Mirror World of Melody Black“. Insgesamt hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen und ich gebe gerne gute 4 von 5 Sternen.

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