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Rezensionen zu
Die Farbe von Winterkirschen

Jackie Copleton

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Pikadon

Von: schillerbuch

18.08.2022

Es stand schon lange in dem Regalteil, in dem bei uns die Bücher stehen, die darauf warten, gelesen zu werden. Als ich neulich danach griff, war es reiner Zufall, daß das kurz vor dem Jahrestag des Atombombenabwurfs von Nagasaki war, dem 9. August 1945. Umso passender fand ich die Lektüre, als mir das bewusst wurde. Der Inhalt Sie verlor ihre Tochter an dem Tag, an dem die Bombe fiel. Ama hatte sich mit Yuko verabredet, um mit ihr über den Mann zu sprechen, den Yuko so liebte und Ama gleichermaßen verabscheute. Doch dazu kam es nie. Ama war zu spät – und ihre Tochter und ihr Enkel tot. Ama ließ Nagasaki hinter sich, wanderte nach Amerika aus, aber der Schmerz blieb. Nie konnte sie sich verzeihen, gab sich selbst die Schuld am Tod, ja sogar am Schicksal ihrer Tochter. Sie zog sich immer mehr zurück und lebte in ihrer eigenen Welt voll Trauer und Schmerz – bis ein junger Mann an ihre Tür klopft. Er sagt, er sei Hideo, ihr totgeglaubter Enkel. Zuerst will sie ihm nicht glauben, doch dann öffnet sie ihr Herz und lässt die Hoffnung herein … (© Limes Verlag) Meine Meinung Diesen Roman habe ich gerne gelesen, obwohl ich ja mit Büchern über oder aus Japan immer wieder meine Probleme habe. Bei diesem ging es mir nicht so. Das lag vielleicht daran, daß jedem Kapitel ein japanischer Begriff und dessen Erklärung vorangestellt sind, die in Zusammenhang mit dem jeweiligen Kapitel stehen und den Lesenden so auch einen Einblick in die japanische Mentalität geben. Vielleicht war der Grund aber auch, dass die Autorin Engländerin ist, die zwar lange in Japan lebte, das Land jedoch letztendlich als Europäerin erlebte. Das mag vielleicht einen Unterschied machen zu Romanen, die von japanischen Autor:innen geschrieben sind. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Ama, die den Verlust der Tochter nie verwunden hat und sich die Schuld daran gibt, weil sie als Treffpunkt einen Ort vorschlug, der im Zentrum der Zerstörung lag. Mit Ama erleben wir die Explosion der Bombe, die von den Einwohner:innen nur Pikadon genannt wird: Das Wort bezeichnet den Knall und das Aufblitzen des Lichts nach der Explosion. Und wir erleben die verzweifelte Suche nach Tochter und Enkel, bis das Unvermeidliche akzeptiert wird und sie mit ihrem Mann nach Amerika auswandert. Wir lesen aber auch, daß Ama mit dem Geliebten ihrer Tochter nicht einverstanden war und erleben ihre schwierige Kindheit und Jugend mit. Das alles erzählt Jackie Copleton nicht chronologisch, sondern sie schiebt die unterschiedlichen Rückblicke, teils in Tagebuch- oder Briefform, immer wieder zwischen die Handlungsebene der Gegenwart. Am intensivsten war der Roman für mich dann, wenn es um den Abwurf der Atombe und die Tage danach ging und in den Szenen, in denen Ama sich fragt, ob sie dem Mann, der behauptet ihr Enkel zu sein, wirklich glauben kann. Das Ende des Romans fand ich sehr gelungen, denn es bleibt uns Lesenden überlassen, wie wir es interpretieren. Was mich wieder einmal stört ist der deutsche Titel: Im englischen Original lautet er “A Dictionary of Mutual Understanding” (Wörterbuch gegenseitigen Verstehens) und ist in meinen Augen sehr viel passender und vieldeutiger als der deutsche: Man kann ihn ganz einfach auf die den Kapiteln vorangestellten Worterklärungen beziehen, ich las ihn aber auch als Metapher für den Weg, auf den sich Ama macht, um ihre Tochter und ihre Handlungsweise besser zu verstehen. Fazit: Ein spannender, gut zu lesender Unterhaltungsroman mit Tiefgang!

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Sprachlos

Von: Angi.Dreambook

20.01.2020

In diesem Buch kommen ganz viele Aspekte zusammen, die zusammen genommen ein rundes und eindrucksvolles Bild einer fernen Kultur und eines unvorstellbaren kollektiven Traumas ergeben, eingebettet in einen tragische Familiengeschichte. Dabei enthüllt sich das Bild einer Familiengeschichte, die einerseits von traditionellen japanischen Werten geprägt ist, andererseits aber durch neuzeitliche Einflüsse und Denkweisen Konfliktpotential erhält. Der Bogen ist dabei sehr weit gespannt und die Geschichte schrammt geradeso an der Überfrachtung vorbei. Dennoch war es für mich sehr spannend, die verschiedenen Schicksale und Aspekte zu verfolgen. Im Mittelpunkt steht natürlich der Atombombenabwurf über Nagasaki, der sehr eindringlich und erschütternd geschildert wird, samt seiner Folgeerscheinungen. Aber auch das Leben der Geishas, die Verwicklung der Japaner ins Kriegsgeschehen und die Folgen für die Gesellschaft werden anhand von Einzelschicksalen ausgearbeitet. Die Autorin schafft es durch ihren ausgefeilten, präzisen und fast schon distanzierten Sprachstil, dass diese emotionsgeladene Geschichte niemals kitschig wirkt.

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Es war eine emotionale Achterbahnfahrt, die sich jedoch an einigen Stellen sehr gezogen hat. Die Art und Weise, wie hier von Verlust, Trauer und deren Bewältigung geschrieben wird, ist wirklich greifbar und sehr echt. Obwohl die Protagonistin sich durchgehend Vorwürfe macht, ihre Schuldgefühle erwähnt und sich noch weitere Wiederholungen erlaubt, bekommt man aber nicht das Gefühl, dass sie selbstsüchtig oder falsch ist, wenn ihr versteht was ich meine. In dem Roman „Zehn Wünsche bis zum Horizont“ hat die Autorin diesen Punkt beispielsweise ziemlich arg verhauen und somit die ganze Geschichte ruiniert. Das war zum Glück hier nicht der Fall. Aber aufgrund dieser Wiederholungen hat sich die Geschichte, wie bereits erwähnt, an einigen Stellen mächtig gezogen und man hatte das Gefühl, am käme nicht so ganz vorwärts. Ein weiterer Pluspunkt für mich war die Wörterbuchgliederung. Der Titel des Romans lautet auf Englisch „A Dictionary of Mutual Understanding“, wo bereits von Anfang an dieser Wörterbuch-Charakter unterstrichen wird. Damit gemeint ist schlichtweg, dass man zu Anfang jedes Kapitels ein Wort aus dem japanischen gesagt bekommt, welches dann sinngemäß erklärt wird. Das fand ich wirklich sehr interessant und barg auch einige wertvolle Informationen über die japanische Kultur an sich. Dieses „Wörterbuch“ hat den Leser noch einmal sehr gut an die Hand genommen und durch die Geschichte geführt. Zuletzt lässt sich eigentlich nur noch sagen, dass der Roman eine wunderbare, bittersüße Atmosphäre geschaffen hat, die einem vor allem am Ende sehr stark mitgenommen hat. Dennoch reicht es für mich nicht ganz bis zu den fünf Sternen und ich gebe gut gemeinte vier Sterne.

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