Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Und die Braut schloss die Tür

Ronit Matalon

(3)
(2)
(0)
(0)
(0)
€ 13,99 [D] inkl. MwSt. | € 13,99 [A] | CHF 20,00* (* empf. VK-Preis)

“Ich heirate nicht, heirate nicht, heirate nicht” lässt Ronit Matalon die Protagonistin ihres Romans "Und die Braut schloss die Tür" ausrufen. Margi schließt am Tag ihres Hochzeit die Tür zu ihrem Schlafzimmer und zeigt sich der Familie nicht mehr. Sie verweigert jedes Gesprächs, gibt keine Antworten und geht auf keine Bitten ein. Matalon kurzer Roman ist eine ausdrucksstarke Charakterstudie. Wie in einem Kammerspiel lässt er den einzelnen Charakteren Raum. Da ist zum Beispiel Nadja, Margis Mutter, die sich nur darüber sorgt, ob sie nun für die Kosten der geplatzten Hochzeit aufkommen muss. Oder Matti, der Bräutigam, den die Situation überfordert, der gekränkt ist und sich in der Überlegung verliert, ob Margi ihn nun wirklich liebt oder nicht. Ilan, der Cousin der Braut, interessiert sich indessen nur für Schmuck und Kleidung und kann dem Anblick seiner eigenen Augen kaum widerstehen. Über all diesen Charakterstudien steht natürlich die Figur der Braut, die es gewagt hat, sich den Traditionen zu widersetzen, die die Anpassung verweigert und aus dem Rahmen fällt. Das selbstbewusste und starke “Nein” der Braut, von der an diesem Tag ausschließlich ein “Ja” erwartet wird, macht den Roman zu einem Kommentar über Selbstbestimmung, Konventionen- und Erwartungsbrüchen und dem Willen, sich zu widersetzen. Der Roman ist ein Familientableau, wie man es gekonnter wohl kaum festhalten könnte. Seine Beschreibungen und kurzen Bemerkungen zeichnen sich zum Teil durch einen dunklen Humor aus, um gleich im nächsten Augenblick wieder ernster zu werden. Kein Wort scheint dabei zu viel, kein Satz zu lang, keine Szene am falschen Platz. "Und die Braut schloss die Tür" ist ein wunderbar kluges und gelungenes Buch, das es verdient hat, den Weg in die Hände möglichst vieler Leser zu finden.

Lesen Sie weiter

Komödie oder Tragödie? Eher Ersteres und immer haarscharf an Letzterer vorbei schrammend. Die Novelle spielt in Israel, im Zentrum sowohl arabischen als auch jüdischen Lebens. Er spielt sich vor allem in einem Schlafzimmer ab. Zwischen innerer, gefühlter Kälte und dem Zwang möglichst schnell zu heiraten und viele Kinder in die Welt zu setzen. Die Braut steht zwischen den Stühlen. Zwischen dem, was sie selbst will und noch nicht artikulieren kann, nur weiß: heiraten, jetzt, gehört nicht dazu. Zwischen ihrem Bräutigam, ihren Eltern mit althergebrachten Vorstellungen und der modernen Welt. Die Handlung betrifft die engsten Familienmitglieder und dreht sich im Innersten stets darum, warum die Braut sich einschließt und um Himmels willen nicht heiraten will. Eine Krise kurz vor der Hochzeit. Die äußeren Umstände spiegeln die inneren Widerstände. Mitten im Sommer fällt die Klimaanlage im Haus aus, es wird fürchterlich heiß und doch ist das Innenleben einiger eiskalt, gefühlt. Kontraste ziehen sich durch diese Novelle, Zwischentöne werden nur von einer Person wahrgenommen, die wiederum kaum beachtet wird. Auch dies passt irgendwie in diese Geschichte. Matalon schrieb dabei spitzfindig, hintergründig, humorvoll, flott und ersann nebenbei zum Teil absurde Situationen, wie sie eigentlich nur in Wirklichkeit vorkommen. Im Alltag ebenso wie, nun ja, in Familien. Kurz und absolut lesenswert!

Lesen Sie weiter

Eigentlich sollte es der schönste Tag im Leben werden, die Hochzeit von Matti und Margi, doch dann schließt sich die Braut ins Schlafzimmer ein und verweigert jedes Gespräch. Weder Matti kann sie dazu bewegen, die Tür wieder zu öffnen, noch seine Eltern Pninit und Arje. Auch Margis Mutter Nadja dringt nicht zur Tochter durch, deren letzter Satz „Ich heirate nicht“ – dreimal wiederholt - unheilvoll im Raum steht. Man sucht Hilfe bei Julia Englander vom Büro für „Bereuende Bräute“, doch auch die Therapeutin kann nur etwas erreichen, wenn die junge Frau mit sich reden lässt. Man muss wohl radikaler vorgehen und von außen Zugang zum Zimmer ermöglichen, denn es warten 500 Gäste auf ein rauschendes Fest. Ronit Matalons letzter Roman „Und die Braut schloss die Tür“ ist eine Komödie, die sich immer haarscharf auch an der Tragödie vorbeiwindet. Voller Wort- und Situationskomik und treffsicher mitten hinein in das Zentrum des arabisch-jüdischen Lebens. Die Autorin wurde mit zahlreichen Preisen für ihre Bücher geehrt und arbeitete als Dozentin an der Universität in Haifa. Mit ihrem Tod verliert das Land eine wichtige feministisch-orientalische Stimme. Am Tag vor ihrem Tod sollte die Autorin den Brenner-Preis für den Roman entgegennehmen, konnte aber krankheitsbedingt das Bett nicht verlassen – an einem wichtigen Tag im Zimmer gefangen, fast ironisch, wie sich dies mit ihrer Protagonistin spiegelt. Der Roman ist eigentlich eher eine Novelle, dreht es sich im Kern doch um die Frage, weshalb die junge Frau sich einschließt und nicht heiraten möchte. Sowohl Handlungsort wie auch Figuren sind begrenzt auf die engste Familie, die dieses unerwartete und außergewöhnliche Ereignis ereilt. Die Krise, die üblicherweise zu einem Bruch oder einer Versöhnung führen kann, bewirkt jedoch wenig bei den Figuren außerhalb des Schlafzimmers. Die Elterngeneration ist festgefahren in ihren Vorstellungen, vor allem jenen, was die Braut zu tun hat. Auch Matti kann sich keinen Reim auf das seltsame Verhalten seiner Geliebten machen. Nur die alte Sabtuna, die schon nicht mehr gut hört, scheint die relevanten Zwischentöne wahrzunehmen und sie ist es auch, die die einzige Nachricht richtig deuten kann. Manchmal sind es nicht die offenkundigen Dinge, die zählen. Matalon arbeitet mit starken Kontrasten, immer wieder schwanken die Figuren zwischen extremer Hitze – die Klimaanlage muss just an diesem Tag ausfallen – und einer Kälte, die sie spüren, die sie schon immer in sich trugen. Das Büro der „Bereuenden Bräute“ – für uns eine geradezu absurde Vorstellung, aber hier spielt der kulturelle Faktor und insbesondere der Druck, der auf jüdischen Frauen herrscht, möglichst jung heiraten und zahlreiche Kinder gebären – sicher auch eine Rolle. Mit allen Mitteln sollen sie unterstützt werden, diese Erwartungen von Familie und Gesellschaft zu erfüllen, seien sie noch so absurd. Dass ausgerechnet jener Mann von der Polizei zum Verhör mitgenommen hat, der letztlich die Situation entschärfen konnte, aber mit arabischen Schriftzeichen auf seinem Wagen natürlich direkt verdächtig wirkt, gehört wohl zu den Alltagsabsurditäten Israels. Man findet viel typisch jüdischen Humor in dem kurzen Buch, Klischees werden ebenso bedient wie der selbstironische Blick auf das eigene Dasein. Und egal wie verzweifelt die Lage auch ist, ein Grund den Glauben und die Hoffnung zu verlieren ist es sicher nicht. Ein kurzer, aber gelungener Roman, der mich neugierig auf die Autorin gemacht hat.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.