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Rezensionen zu
Blutiger Januar

Alan Parks

Die Harry McCoy-Serie (1)

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€ 16,00 [D] inkl. MwSt. | € 16,50 [A] | CHF 22,50* (* empf. VK-Preis)

Wintertod 1973

Von: wal.li

14.02.2020

Harry McCoy ist im Heim aufgewachsen. Nie hätte er gedacht, dass er es mal bis zum Detective schafft. Als ihn ein Gefängnisinsasse warnt, eine junge Frau werde zu Tode kommen, glaubt McCoy das nicht. Trotzdem versucht er mit den wenigen Hinweisen, die Frau zu finden und zu warnen. Allerdings kommen er und sein junger Kollege Wattie zu spät. Vor ihren Augen wird die Restaurantmitarbeiterin Lorna erschossen und bevor sie noch irgendetwas veranlassen können, bringt sich auch der Täter um. Harry McCoy verbeißt sich in den Fall, er will herausfinden, was den jungen Mann dazu gebracht hat, auch Lorna zu schießen. Zurück in die 1970er geht es beim ersten Auftritt von Detective Harry McCoy. In winterlich verregneten Glasgow des Januars 1973 versucht der Polizeibeamte, die Fährte aufzunehmen. Seine Vergangenheit bleibt ihm dabei immer gegenwärtig. Die alten Verbindungen können ihm manchmal helfen, doch wesentlich leichter machen sie seine Arbeit nicht. Lange dauert es allerdings nicht, bis sich herausstellt, dass Lorna nicht die unschuldige Kellnerin war wie es zunächst von ihr angenommen wurde. Dennoch hat sie einen solchen Tod nicht verdient. Nichts kann McCoy davon abbringen, die Wahrheit zu finden. So düster wie das Titelbild ist die Vorstellung, die die Handlung weckt. Man stellt sich Regen und Kälte vor. Man sieht einsame dunkle Straßen, die McCoy durchwandert. Das Verbrechen scheint überall zu sein und die Verbindungen zwischen Polizei und Verbrechen wirken manchmal enger als es erlaubt sein kann. Und doch wird in diesem Fall das Unterste zu Oberst gekehrt. Was zunächst in die eher niedrigen Schichten der Stadtstreicher zu weisen scheint, führt dann bis in die höchsten Kreise der Stadt. Mit diesem Crime Noir zeigt der Autor, dass früher auch nicht alles Gold war. Sex und Drogen beherrschten die Szene und man bekommt den Eindruck, dass sogar die Polizei Mühe hatte, sich davon fern zu halten. Harry McCoy bleibt, auch wenn nicht alle seine Gewohnheiten nachvollziehbar sind, sympathisch und integer. Einer, der mehr geschafft hat als je erhofft, der jedoch immer daran arbeiten muss, seinen Platz zu halten. Verpackt ist diese düstere Milieustudie in einen fesselnden Fall.

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ALAN PARKS - Blutiger Januar (Heyne Hardcore) - kompromissloser, verruchter Krimi-Noir - Mit Detective Harry McCoy bringt der schottische Schriftsteller Alan Parks einen neuen Ermittler an den Start, der gerne mit dem Kopf durch die Wand und nicht immer mit ganz legalen Mitteln und Wegen an sein Ziel zu gelangen versucht. 01. Januar 1973: Detective Harry McCoy von der Glasgower Police Force ist auf Neujahrs-Streife. Ein Besuch in Barlinnie steht an. Schottlands größtem und härterem Knast, welcher sich in Ridrie, nordöstlich der Arbeiterstadt Glasgow befindet. McCoy wurde von dem psychotischen Gefängnisinsassen Howie Nairn einbestellt, der eine wichtige Botschaft für den gerade mal 30 Lenzen zählenden Detective hat. Ein Mädchen namens Lorna soll ermordet werden. Viel mehr Details hat Nairn allerdings nicht zu bieten und so zieht es Harry McCoy eher zur Prostituierten Janey hin, anstatt in eines der vornehmen Restaurants in der Stadt, in dem das Mädchen arbeiten soll. Am nächsten Morgen, starr vor Kälte macht sich McCoy doch noch auf den Weg zu den Restaurants und macht den Arbeitsplatz von Lorna ausfindig. Als er daraufhin gemeinsam mit seinem neuen, noch recht jungen Kollegen Wattie am Busbahnhof auf die Ankunft von Lorna wartet, kommt es zu einem Schusswechsel und einer Tragödie. Eine absolute Katastrophe. Oder um es mit den Worten von McCoy's Vorgesetzten Murray zu sagen: "Eine echte ausgewachsene Riesenscheiße." Die junge Frau wird erschossen, der Täter richtet sich, mit einem Lächeln im Gesicht, direkt im Anschluss daran selbst und auch der Gefängnisinsasse und Tippgeber Howie Nairn segnet nach gewaltsamer Fremdeinwirkung das Zeitliche. McCoy und Wattie stehen also vor dem Nichts. Warum wurde die junge Frau am helllichten Tag auf offener Straße erschossen? Warum lächelte der Täter mit dem leeren Blick? Und was wusste Howie Nairn? Am 03.09.2018 erschien der kompromisslose Krimi-Noir "Blutiger Januar", welcher in einem schmuddeligen, gewalttätigen, gefühlskalten, verkommenen, versoffenen und drogenüberschwemmten Schottland der 70er Jahre angesiedelt ist. Autor Alan Parks hält sich in seinem deftigen Debüt Roman nicht lange mit political correctness auf und beschreibt im Auftakt zu seiner Detective Harry McCoy-Serie die jeweilige Kulisse, die Brutalität und die Kälte in Glasgows Straßen in kurzen prägnanten Sätzen. Als Leser fühlt man sich also recht schnell, samt dem ganzen Abschaum, in die dreckigen Gassen von Schottlands Hauptstadt gespült. Innerhalb des 400 Seiten starken Kriminalromans bietet Parks Schreibstil einen wirklich guten Flow, der den Leser durch die skrupellose Geschichte fliegen lässt. Die Spannung sackt dabei auch nur selten einmal ab. Lediglich das Personal ist etwas üppig ausgefallen, was eine Zuordnung der einzelnen Protagonisten auf Anhieb nicht immer ganz leicht macht. Der Personenkreis ist zwar ausreichend gut gezeichnet, dennoch muss man häufiger überlegen, mit wem man es denn eigentlich gerade zu tun hat. Detective Harry McCoy, der Kontakte zur Glasgower Unterwelt pflegt, ermittelt unter anderem im Rotlicht-Milieu, in der Upperclass und bei den Obdachlosen. In diesem Glasgower Moloch Anfang der 70er stößt er auf noch mehr Perversitäten, Elend, Tristesse und Tod. Vor allen Dingen als sich Harry mit der mächtigsten Familie Glasgows, den Dunlops anlegt, entfacht er einen Flächenbrand ungeahnten Ausmaßes. McCoy, der schon mal Drohungen gegenüber den mehr oder minder Beteiligten ausspricht, geht anschließend buchstäblich durch die Hölle! Dieser Fall reicht bis in höchste Regierungskreise und den Ermittlern der Glasgower Polizei wird nahegelegt, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Aber McCoy wäre nicht McCoy, wenn er deswegen aufgeben würde. Der junge Detective ist sicherlich nicht unsympathisch, hatte jedoch eine gelinde gesagt beschissene Kindheit voller Demütigung und Gewalt. Als ehemaliges Heimkind ist er Alkohol, Drogen und Prostituierten gegenüber recht aufgeschlossen. Vielleicht ist er ein wenig schrullig, vielleicht auch ein wenig kaputt, aber tief in seinem Herzen ist Harry McCoy ein Mensch, der es den meisten anderen und vor allen Dingen sich selbst recht machen will. Außer vielleicht, wenn er wieder einmal zu hart gefeiert hat und sich mit irgendwelchen Leuten anlegt, denen er besser aus dem Weg gegangen wäre. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für eine einfache, zielführende Ermittlungsarbeit, aber Detective Harry McCoy ist nun mal ein gebranntes Kind, das sich von nichts und niemanden aufhalten lässt. Der assig-verruchte Roman steigert sich allmählich in einen wahren Rausch aus Drogen, Sex, Blut und Gewalt hinein. Von Seite zu Seite wird die Story immer brutaler und wahnsinniger. Stevie Cooper ("Ich leite ein Unternehmen, kein verfluchtes Sanatorium für Junkienutten."), den McCoy schon sein gesamtes Leben lang kennt, macht da keinerlei Ausnahme. Cooper hatte ihm im Kinderheim oftmals im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch gerettet und so wäscht mittlerweile eben eine Hand die andere. "Blutiger Januar" ist also definitiv nichts für pingelige, harmoniebedürftige oder zartbesaitete Leser, die sich gelegentlich mal ein bißchen fürchten wollen. Hier gibt es nur verkommene, verrohte Leute, zum Teil am Rande, zum Teil inmitten des Gesellschaftslebens. Ohne Skrupel und Gewissen. Bei der Polizei sieht es zu dieser Zeit auch nicht viel besser aus. Korrupte Hurenböcke wo man hinblickt. Den Friedensnobelpreis gewinnt hier keiner. Und alle stecken irgendwie mit drin. "Blutiger Januar" ist somit ein Krimi/Thriller, der zurecht im Heyne Hardcore Verlag erschienen ist. Autor Alan Parks studierte Philosophie an der Universität von Glasgow. Nachdem er sein Studium mit einem Abschluss als Magister der Moralphilosophie abgeschlossen hatte, wurde er Creative Director bei London Records und arbeitete später auch bei Warner Music. "Tod im Februar" ist sein zweiter Roman um den, auf der Überholspur lebenden Detective McCoy, welcher am 28. Oktober 2019 ebenfalls im Heyne Hardcore Verlag erschienen ist. Alan Parks lebt heute in Glasgow und London. Brutalität: 89/100 Spannung: 82/100 Action: 83/100 Unterhaltung: 84/100 Anspruch: 38/100 Humor: 27/100 LACK OF LIES - Wertung: 86/100 Link zur Buchseite des Verlags: https://www.randomhouse.de/Paperback/Blutiger-Januar/Alan-Parks/Heyne-Hardcore/e539952.rhd Alan Parks Blutiger Januar Kriminalroman Aus dem Englischen von Conny Lösch Originaltitel: Bloody January Originalverlag: Canongate Paperback , Klappenbroschur, 400 Seiten, 13,5 x 20,6 cm ISBN: 978-3-453-27188-3 € 16,00 [D] | € 16,50 [A] | CHF 22,90* (* empf. VK-Preis) Verlag: Heyne Hardcore Erschienen am 03. September 2018 More Hard Stuff @ www.lackoflies.com or www.facebook.com/LackOfLies

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Ein kalter Monat

Von: Misty

03.06.2019

Nach meinem letzten geschichtlichen Krimi inmitten der K.u.K-Zeit, bin ich nun in die 70er Jahre gesprungen und fühlte mich auch zu dieser Zeit recht gut zuhause. Das liegt zunächst einmal daran, dass Alan Parks es versteht eine sehr glaubhafte Atmosphäre zu schaffen. Die ist zwar bei diesem Buch fast ausschließlich düster, aber man bekommt wirklich einen authentischen Einblick in das Leben inmitten der Armutsviertel Glasgows - und das noch dazu in einem bitterkalten Winter. Die Stimmung ist also meist recht gedrückt und nicht selten erscheint gerade auch das zerrüttete Leben der Hauptfigur McCoy recht hoffnungslos. Für mich passte diese Ausgangslage jedenfalls sehr gut, obwohl es zugegeben nicht gerade die Neuerfindung des Rades darstellt einen zerrüttenen Kommissar aka Detective zu haben, der trotz seiner eigenen seelischen Abgründen verbissen an einem Fall dran bleibt und sich von seiner unfehlbaren Intuition leiten lässt. Also ein Halleluja hörte man von mir während des Lesens nicht, aber ich fand den Fall und seine Aufschlüsselung durchaus solide und ohne logische Mängel. Die Figuren und ihre Handlungen sind zudem recht ambivalent und nicht ins klassische Gut vs. Böse Schema zu stecken. Kaum ein Vorgehen funktionierte ohne Kompromisse und war somit wirklich nah am wahren Leben dran und eine solche Vorgehensweise schätze ich von Autoren immer sehr, zumal es zugleich die Spannung sehr erhöht wenn sich weitere, kleine Probleme bzw. Zwickmühlen für die Figuren ergeben. Zwar gibt es in der Geschichte einige wenige blutige Momente und natürlich dem Genre entsprechend Leichen, aber ich würde dieses Buch trotzdem den meisten Krimilesern empfehlen, da die brutalen Szenen keineswegs ausarten oder zu grausam auftreten. Fazit: Ein solider, spannender Krimi der für mich vor allem wegen seiner düsteren und authentischen Stimmung punkten konnte.

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"Denn jede Stadt besteht aus einer Vielzahl von Städten. Mindestens zwei stehen einander feindlich gegenüber, die Stadt der Reichen und die der Armen." (Nach Platon) Der Januar im Jahr 1973 war ein Monat der in Glasgow in Erinnerung blieb, vor allem in Polizisten- und Ermittlerkreisen. Sechs Opfer in einer Woche. Die meisten Polizisten und Ermittler hatten keine Ahnung was da wirklich vor sich ging. Sechs Opfer, viele Verdächtige, aber keine Verhaftung. Nur einige wenige von ihnen wissen Bescheid - Detective Harry McCoy von der Glasgow Police Force ist einer von ihnen. Wir, die Leser, dürfen mit McCoy dabei sein, begeben uns in die 70er Jahre Glasgows, sehe wie alles begann und vor allem wie dieser blutige Januar endete... Damals in den 70ern, als Detectives noch in Anzügen, Hüten und Trenchcoats herum liefen, als Gangs noch als Clans bezeichnet wurden - zwar mit wesentlich mehr Stil als die heutigen Kriminellen, jedoch auch brutaler. Damals, als einem Musik von Rod Stewart und David Bowie genauso um die Ohren flogen, wie Pistolenkugeln aus den Knarren der rivalisierenden Clans. Tja, damals herrschten noch andere Gesetze und Regeln. Das Letztere gilt vor allem für Glasgow. Hier nimmt auch alles seinen Anfang und zwar mit einem Anruf aus dem Gefängnis. Howie Nairn, ein Krimineller, möchte unbedingt mit Detective McCoy sprechen - persönlich! Als dieser auf diesen Wunsch eingeht, sagt ihm dieser, dass am nächsten Tag ein Mädchen ermordet wird und McCoy soll dies unbedingt verhindern. Den Vornamen und wo das zukünftige Opfer höchstwahrscheinlich arbeitet sind die einzigen Infos die McCoy von ihm erhält. Er konnte diesen Mord nicht verhindern und das Mädchen wird erschossen. Das 1. Opfer von sechs und die Zeit läuft. Der Protagonist McCoy ist führender Detectiv und bewegt sich selbst am Rande der Legalität. Er ist Drogen, Alkohol und Nutten nicht abgeneigt und pflegt eine etwas bizarre Freundschaft mit einem Gangsterboss. Er selbst wurde seit der Kindheit vom Leben ordentlich durchgebeutelt, hat aber den Absprung auf die richtige Seite geschafft...mehr oder weniger. Er hat jedoch das Herz am rechten Fleck und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, agiert meist besonnen und ruhig, außer er ist besoffen und auf Drogen. Er muss hier ziemlich viel einstecken und läuft auch nicht gerade selten mit einem Kater und einem blauen Auge herum. Er trägt auch durchaus nachdenkliche Züge in sich und ist somit ein melancholischer Hard-boiled Detectiv wie er im Buche steht. Detectiv Wattie ist sein Partner, der ihm aufs Auge gedrückt wurde und diese Figur könnte kontrastreicher nicht sein. Wattie ist noch ziemlich grün hinter den Ohren, hat von der Straße und ihren eigenen Regeln und Gesetzen noch nicht viel Ahnung, ist idealistisch, noch hoch motiviert und agiert streng nach Lehrbuch. Das er so nicht weiter kommt wird ihm schnell klar und in McCoy hat er dafür den idealen Mentor gefunden. ">>Mal gucken wir weg, erstatten keine Anzeige oder drücken ein Auge zu, dafür liefern die uns irgendeinen beschissenen Sexualverbrecher aus, an den wir sonst nicht rankgekommen wären. Verstehst du? [...] Wir lassen ihn von der Bildfläche verschwinden, schicken ihn dorthin zurück, wo er herkam, und das Leben geht weiter seinen gewohnte Gang. Ist einfacher für alle.<<" (S. 103) Erzählt wird aus der Sicht von McCoy und daher enthält dieser Krimi auch melancholische Züge. Der Schreibstil ist typisch schottisch - flüssig und fesselnd, aber auch durchaus derb, rau und direkt. Dabei schafft es der Autor die Atmosphäre der 70er Jahre hervorragend einzufangen und gleichzeitig eine Milieustudie von damals zu kreieren. Hier taucht man wirklich in den tiefsten Moloch von Glasgow ab. Normalerweise habe ich genug von privat durchgebeutelten Ermittlern, bei denen die Privatprobleme den Kriminalfall überlagern und das ständige Mimimi mich spätestens nach der Hälfte des Buches nervt. Dem ist hier nicht so, da es hier zum Gesamtkonzept passt und alles auf unaufdringliche Weise miteinander verwoben wird. Obwohl dieser Krimi auch ruhige und melancholische Züge trägt, ist es spannend die Story und vor allem die Ermittlungen zu verfolgen, auch wenn zwischendurch viel geflucht, gesoffen und Drogen eingeworfen werden. Auch Gewalt ist hier an der Tagesordnung und das nicht zu knapp. Da der Schreibstil auch sehr plastisch ist, ist dieser Krimi nicht unbedingt für sensible Gemüter geeignet. Aber wie schon erwähnt - hier würde überhaupt nichts anderes passen. "Dieses Mal war das Geräusch gedämpft, kein Knall. Roter Dunst trat auf der anderen Seite des Kopfes aus, Knochensplitter, ein dicker Blutstrahl spritzte schräg empor. Er schwankte, die Augen ins Schädelinnere verdreht, und fiel auf die Knie, verharrte ungefähr eine Sekunde in dieser Haltung, dann kippte er vornüber." (S. 36) Fazit: Ich bin begeistert! Alan Parks hat mit seinem Debüt einen meisterhaften Noir-Krimi erschaffen und das auf typisch schottische Art und Weise. Diesen habe ich mit Freude verschlungen, um mich am Ende zufrieden zurückzulehnen. Wieder einmal muss ich erwähnen, dass schottische Autoren eine ganz eigene Art zu schreiben haben und ich liebe diesen Stil. Diesen Autor werde ich im Auge behalten und freue mich schon auf den nächsten Teil der McCoy-Reihe, denn nicht viele Autoren schaffen es, einen Noir-Krimi zu erschaffen, der einem in die damalige Zeit eintauchen und versinken lässt und man dadurch gleichzeitig einen klassischen Detectiv begleitet - rau, derb, authentisch. © Pink Anemone (mit Bildern, Autoren-Info, Buchtrailer und Leseprobe)

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Es ist Januar 1973, als am helllichten Tag eine junge Frau auf offener Straße erschossen wird. Der Killer, ein junger Mann, jagt sich unmittelbar nach der Tat selbst eine Kugel in den Kopf. Detective Harry McCoy, dem der Mord am Tag zuvor von einem Gefängnisinsassen angekündigt wurde, versucht eine Verbindung zwischen dem Täter, dem Opfer und dem Gefangenen herzustellen. Er stößt dabei auf die Dunlops, bei der es sich um eine der mächtigsten Familie von Glasgow handelt. Und plötzlich werden McCoy Steine von seinem eigenen Vorgesetzten in den Weg gelegt … . „Blutiger Januar“ ist ein düsterer Thriller, der einen von der ersten Seite an packt. Alan Parker ist mit seinem Debüt ein wahnsinnig rasanter und vor allem stimmungsvoller Krimi gelungen, der einen nicht mehr loslässt. Bei „Blutiger Januar“ handelt es sich um den ersten Teil einer geplanten Reihe um den Ermittler Harry McCoy, der durch seine Charakterzeichnung sehr interessant und authentisch wirkt. McCoy ist nämlich nicht der typische Polizist, der auf legalen Wegen ermittelt, sondern mit ganz anderen Wassern gewaschen. Die „Unperfektheit“ des Protagonisten ist es aber gerade, die seine Figur äußerst sympathisch und lebensecht macht. Die Atmosphäre gestaltet sich während des gesamten Plots als äußerst düster und deprimierend. Die Beschreibungen sind nicht immer zimperlich, wenn McCoy Tatorte oder Bordelle besucht und unterstreichen die trostlose Stimmung nochmals. Man sieht eigentlich während des kompletten Romans eine Art Film Noir vor seinem inneren Auge und spürt die Missstände jener Zeit, die aber hervorragend in die Handlung mit eingebaut wurden, ohne je belehrend zu wirken. Hinzu kommt noch das geschilderte Privatleben McCoys, das meiner Meinung nach eigentlich noch viel mehr Tiefe hätte bekommen können und die Gesamtstimmung des Buches noch unterstreicht. Alan Parks schreibt sehr bildhaft. Besonders die Dialoge der Protagonisten haben es mir angetan, denn die sind sehr lebensecht und lesen sich so flüssig, dass man teilweise alles um sich herum vergisst und tatsächlich meint, ein Drehbuch für einen Film zu lesen. „Blutiger Januar“ liest sich definitiv nicht wie ein Debütroman, sondern eher wie ein routinierter Thriller von einem, der schon wesentlich mehr Erfahrung in Spannungsaufbau und Charakterzeichnung aufweist. Die Handlung stellt zwar nicht unbedingt eine Innovation um Thrillerbereich dar, aber es ist eindeutig der gelungene Schreibstil und die hervorragend vermittelte Atmosphäre der 70er Jahr, die dieses Buch zu etwas besonderem machen. Was mir auch sehr gut gefallen hat, war die Entwicklung des Protagonisten, dass er sich seinem Vorgesetzten widersetzte und auf eigene Verantwortung weitermachte. Sicherlich ist auch diese Idee keine neue, aber Alan Parks hat sie sehr gut und glaubwürdig umgesetzt. Für viele Leser könnte „Blutiger Januar“ aufgrund der Gewaltdarstellungen und sexueller Handlungen ein wenig unbequem sein, doch genau diese Zutaten machen ein „dreckiges Buch“ aus diesem Pageturner. Und diese Szenen passen schlichtweg in den gesamten Plot, so dass sie einen großen Teil der von mir angesprochenen düsteren Stimmung ausmachen. Parks behält dabei auch immer die Oberhand über seine Darstellungen und gleitet nie ins Niveaulose ab, selbst wenn die Beteiligten in Gossensprache reden. Das beherrscht definitiv nicht jeder Autor auf diese Art und Weise. Alan Parks hat mich mit seinem Debüt-Thriller absolut überzeugt und mich sofort zum Fan gemacht. Ich freue mich schon sehr auf die Weiterführung von McCoys Ermittlungen. Ich kann mich immer nur wiederholen, dass mich die Atmosphäre und die Hauptfigur von „Blutiger Januar“ von Anfang bis Ende in ihren Bann gezogen haben. Mord, Selbstmord, ausschweifende Sex- und Drogenpartys, Erpressung, Korruption, politische Verstrickungen und Gewalt – all diese Dinge finden sich in „Blutiger Januar“ und erschaffen eine vollkommen neue Welt im Kopf des Lesers. . Fazit: Beeindruckendes Thrillerdebüt, das mit einer durchgehend düsteren Stimmung punktet. © 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Auftakt zu einer Krimi-Reihe mit einem abgewrackten Detective Inspector als Hauptdarsteller und seinen Verbindungen zur Unterwelt als zentrales Thema, dazu Polizei-Korruption und permanent schlechtes Wetter in der schottischen Großstadt als Rahmen für die Handlung, wem würde da nicht Ian Rankin und seine mit über zwanzig Teilen inzwischen recht umfangreiche Roman-Serie über den Edinburgher Cop John Rebus in den Sinn kommen? Kaum jemandem, der sich die Lektüre des Debütromans „Blutiger Januar“ von Alan Parks zu Gemüte führt, soviel dürfte feststehen. Wo es bei Rankin in den Dialogen gerne mal humorig wird und das Hinterzimmer wie auch der Tresen im Vorraum der Oxford Bar zum heimelig-gemütlichen Verweilen einladen, präsentiert Parks im tristen, kalten Winter im heruntergekommenen Glasgow des Jahres 1973 die ungeschliffene Härte des Lebens in Edinburghs großer hässlicher Schwester, für literarische Parallelen mag da allenfalls das düstere und trostlose „Red Riding Quartett“ von David Peace herhalten, und selbst dieser Vergleich hinkt, wo Peace gerne vage bleibt, mit Sprache experimentiert und vieles der Interpretation und Phantasie der Leser überlässt, bleibt bei Parks auf Dauer wenig unverschleiert, er schreibt direkt, schnörkellos und unverblümt und tritt der Leserschaft damit direkt frontal in die Magengrube. Weiterlesen: https://gerhardemmerkunst.wordpress.com/2018/10/04/reingelesen-78-alan-parks-blutiger-januar/

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Back to the 70s

Von: Kaisu

28.09.2018

"Denn jede Stadt besteht aus einer Vielzahl von Städten. Mindestens zwei stehen einander feindlich gegenüber, die Stadt der Reichen und die der Armen.” nach Platon Mit diesem Auszug ist der Inhalt des Buches bereits sehr gut getroffen. Da haben wir auf der einen Seite die Menschen in der Stadt, die sich mit Müh und Not über Wasser halten. Nicht selten rutscht man dabei in den Drogensumpf ab und vegetiert in verfallenen Häusern vor sich hin. Auf der anderen Seite recken sich schicke Häuser gen Himmel und die Hausherren traben erhaben hoch zu Ross daher. Mittendrin befindet sich der Ermittler Harry McCoy. brutaler Mord auf der Straße Täter richtet sich selbst zahlreiche Zeugen was war die Motivation? Da ist er, der neue Fall, dem sich McCoy widmen darf. Eigentlich wirkt alles glasklar. Beziehungstat oder Zufallsmord. Irgendwas davon, wird es schon sein. Es gibt keinen Grund sich darin zu verbeißen. Der Detective sieht das anders. Was an den Hintergrundinformationen liegen könnte, die ihm vorliegen. Ein Häftling hat ihm einen Tag vorher gesagt, dass dieser Mord geschehen wird. Aber woher wusste er das? Wieso wollte er, dass McCoy das Mädchen rettet? Simple Lösung: Den Häftling fragen. Dummerweise ist dieser tot. Auch ermordet oder Unfall? so viele Zufälle gibt es nicht wer will hier etwas vertuschen wieso geht niemand dagegen vor warum hindert man McCoy an seinen Ermittlungen Stets an seiner Seite befindet sich der Frischling Wattie. Neu auf dem Präsidium darf er McCoy begleiten und lernen. Zwar ist er anfangs nicht erfreut darüber, doch die beiden gewöhnen sich rasch aneinander. Nur an diese Sachen, die der ältere Detective macht, damit hat Wattie ein Problem. Ist er etwa korrupt? Nagen die Schatten seiner Vergangenheit zu sehr an ihm, dass er Rache von neuen Ermittlungen nicht unterscheiden kann? Hier gibt es auf jeden Fall einiges an Aufklärungsbedarf. rau, duster, kalt, 70er, schottisch angenehmer Schreibstil feiner Sarkasmus kleine Klischees, über die man hinweg sieht Es ist das Gesamtpaket, was mich überzeugt hat. Ermittler, die unter besonderer Beobachtung stehen, gibt es wie Sand am mehr. Dazu noch ein unerfahrener Beamte und fertig ist das 0815-Team. Zum Glück kann Alan Parks diese Mauern durchbrechen und bietet perfekte Unterhaltung in einem rauen Schottland der 70er. Wo die meisten Menschen selbst nicht wussten, wo sie hingehören und viel experimentieren. Sex, Drogen, Alkohol, Politik. Exakt dieser Experimentierfreude bekommt man zu spüren. Ein Lesetipp für Crime-Liebhaber, die es derb und unterhaltsam zugleich mögen. Nicht zu vergessen: Schottland!

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Die Riege der schottischen Autoren hat Zuwachs bekommen – und was für einen! Mit „Blutiger Januar“ legt Alan Parks einen Erstling hin, der es in sich hat. Im Zentrum steht Harry McCoy, Detective bei der Polizei in Glasgow. Aber er geht seinem Job nicht in dem Glasgow nach, das 1990 Europäische Kulturhauptstadt wurde. Das wäre wahrscheinlich auch zu langweilig. Nein, Parks hat sich dafür zwanzig Tage im Januar 1973 ausgeguckt, eine Zeit also, in der die Stadt, bedingt durch den Niedergang der Wirtschaft, am Boden liegt. Hohe Arbeitslosigkeit, daraus resultierende Armut und leere Stadtsäckel sorgen dafür, dass die Kriminalitätsrate an die Decke geht und Glasgow an die Spitze der Verbrechenshauptstädte Europas vorrückt. Drogen, Prostitution, organisiertes Verbrechen. Das zeigt uns Parks: einen ungeschönter Blick auf die Elendsquartiere der Obdachlosen und die Tristesse der kleinen Leute auf der einen Seite, Protz und Prunk der Wohlhabenden auf der anderen. Ausgangspunkt ist der Mord an einer jungen Frau, deren Mörder sich nach dem tödlichen Schuss selbst richtet. Einer von McCoys ehemaligen „Klienten“, aktuell im Knast von Barlinnie einsitzend, hatte ihm die Tat angekündigt, wusste aber nicht warum und von wem. Gemeinsam mit dem Neuling Wattie wird er auf den Fall angesetzt. Allerdings wissen seine Vorgesetzten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er damit jede Menge Dreck an die Oberfläche befördern und nicht nur dem Glasgower Geldadel gehörig auf die Füße treten wird, denn in diesem Krimi ist keiner ohne Schuld. „Everybodys darling“ wird McCoy nun sicherlich nicht werden, Vorzeigepolizist geht anders. Er trinkt zu viel, konsumiert Drogen und geht keiner Prügelei aus dem Weg. Seine Freundin ist eine heroinabhängige Prostituierte, sein Freund aus Kindertagen ein gewalttätiger Schläger in der Glasgower Unterwelt, mit dem ihn eine gemeinsame Vergangenheit in einem Kinderheim verbindet. Die Story an sich ist gradlinig geplottet, düster, stellenweise harte Kost, dem „Tartan Noir“ zuzuordnen. Allerdings bleibt Parks z.B. im Vergleich mit Mina, der anderen Chronistin Glasgows, eher an der Oberfläche. McCoy sieht, was um ihn herum vor sich geht, die Schieflage der Gesellschaft, aber kommentiert das höchstens in Ansätzen. Hier hätte ich mir etwas mehr Reflexion/Kritik gewünscht, aber es sei ihm verziehen. Und kann ja noch kommen, denn „Blutiger Januar“ ist der erste Band der Reihe mit Harry McCoy. Der Nachfolger „February’s Son“ ist im Original, wie könnte es anders sein, für Februar 2019 angekündigt und wird natürlich auch gelesen.

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