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Rezensionen zu
Barracoon

Zora Neale Hurston

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„Barracoon. Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven“ ist ein multifacettierter Repräsentant aus Hurstons literarischem Gesamtwerk: das Buch vereint historischen Bericht und Erzählung mittels einer Mischung aus forschenden, erzählenden und essayistischen Teilen. „Barracoon“ hat sowohl für Lesende mit wissenschaftlichen Schwerpunkten als auch belletristisch interessierte etwas zu bieten. Die erzählenden Teile werden zunächst mir mehreren einleitenden Kapiteln zur Entstehungsgeschichte und Autorin vorbereitet; im Anschluss zu den erzählenden Kapiteln wurde Wissenswertes zudem in einem Glossar ergänzt. Für Fans authentischer Biografien und schwarzer Geschichte sowie alle berufs- und hobby-Anthropolog:innen spreche ich an dieser Stelle eine Leseempfehlung aus.

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Erschütternd

Von: Buchseele

25.02.2021

„Auf manchen Schiffen wurden sie wie Baumstämme übereinandergestapelt.“ (Quelle: Barracoon) In diesem Buch wird die Geschichte des letzten Sklaven in Amerika erzählt. Natürlich ist diese Geschichte bereits älter und wurde ihr nur neu illustriert und aufgelegt. Dies ist natürlich mal eine ganz andere Geschichte über die schlimmen Taten des Sklavenhandels. Aus 'erster Hand' Erlebnisse und Erfahrungen geschildert zu bekommen, ist wirklich sehr erschütternd und ergreifend. Viele Aspekte wusste ich im Vorfeld auch nicht, so dass das Buch mir auch neues Wissen überliefert hat. Die Geschichte von Cudjo wurde in diesem Buch so dargestellt, als würde sie dem Leser*in gerade eben selber berichtet. Dies verstärkt natürlich den erschütternden Aspekt der Geschichte gleich noch einmal. Aber hinzu macht es dich Geschichte aber auch sehr authentisch. Was mich jedoch etwas gestört hat, dass Cudjo viel mehr über seine Zeit bevor er ein Sklave wurde und seine Zeit nach der Sklaverei erzählt hat. Viele Seiten wurden durch das Vorwort und das Nachwort der Autorin eingenommen, so dass man für den eigentlichen Aspekt des Buches nicht viel Raum hatte.

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"Barracoon: Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven" ist ein Zeitzeugenbericht von Oluale Kossola, alias Cudjo Lewis. Anfang 1840 in Banté, Benin, Westafrika geboren, wurde er mit gerade einmal 19 Jahren mit anderen Bewohnern seines kleinen Dorfes verschleppt und illegal als Sklave an Bord der "Cotilda" gebracht. Er wurde von seinem eigenen Stamm als Sklave verkauft und so in die USA gebracht, wo er bis zu seiner Freilassung sehr harte körperliche Arbeit leisten musste. Nach der endgültigen Abschaffung der Sklaverei baute er sich mit den anderen ehemaligen Sklaven gemeinsam unter widrigen Bedingungen ein Dorf auf, in dem sie alte Traditionen ihrer Herkunft aufrecht erhielten - sein größter Wunsch, nach Afrika zurückzukehren, wurde ihm aber nie erfüllt. Oluale Kossola musste in seinem Leben unglaublich viele Entbehrungen ertragen. Auch nach seinem Dasein als Sklave währte kein Glück lange. Er verlor zu Lebzeiten all seine Familienmitglieder, war fortwährend mit Rassismus konfrontiert und starb als einsamer Mann. In den 1920er Jahren machte sich die Volkskundlerin und Anthropologin Zora Neale Hurston auf, um Oluale Kossola zu interviewen und so einen authentischen Bericht über das Erleben der Sklaverei, aber auch über das Gefühl des Entwurzelt-Seins und des Nirgendwo-Dazugehörens zu schreiben. Sie führte zahlreiche Gespräche mit Kossola und zwischen den beiden entwickelte sich fast so etwas wie Freundschaft, was sich auch im Ton, in dem das Buch gehalten ist, niederschlägt. Die Autorin hat die Worte so, wie sie aus Kossolas Mund kamen, aufgeschrieben, und so eine Nähe zu dem Zeitzeugen hergestellt, die beim Lesen oft weh tat und fast brutal wirkte. "Barracoon: Die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven" ist ein Stück Zeitgeschichte, das unbedingt gelesen werden sollte. Das Buch ist nicht leicht zu verdauen, ist über den Bericht von Cudjo Lewis hinaus aber auch noch mit vielen weiteren Informationen gespickt, sodass man als Leser*in die Chance hat, das Geschriebene auch richtig einzuordnen. Es ist enorm wertvoll, wichtig und bereichernd, die Geschichte des letzten amerikanischen Sklaven eben aus seinem eigenen Mund mit seinen eigenen Worten zu hören - nicht aus dem Mund der Verkäufer oder Sklavenhalter. Erst fast ein Jahrhundert nachdem Zora Neale Hurston das Buch von und über Oluale Kossola geschrieben hat, wurde es auch tatsächlich veröffentlicht. Ich bin froh, dass ich das Buch gelesen habe und kann es allen nur ans Herz legen, auch wenn es sich hier um keine leichte Kost handelt.

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„So viele Worte vom Verkäufer, aber kein einziges Wort von den Verkauften.“ Dieses spezielle Zeitzeugnis ist auf viele Weisen sehr besonders. Cudjo Lewis wurde Anfang der 1840er in Banté, Benin, Westafrika als Oluale Kossola geboren. Als 19-Jähriger wurde er mit vielen anderen seines Stammes unter den menschenunwürdigsten Bedingungen mit der Cotilda in die USA verschleppt - verkauft von den eigenen Leuten eines anderen Stammes. Als Cudjo lebte er im entfernten Amerika, in Mobile ein langes Leben als einer der letzten Überlebenden des Sklavenschiffes. Er wurde Ehemann und Vater, jedoch weilte kein Glück in seinem Leben wirklich lang, und so fühlte er sich oft sehr einsam. Sowohl als Sklave als auch als letztendlich freier Mann, nie konnte er sich seinen Traum erfüllen, in seine Heimat nach Afrika zurückzukehren. Er starb als freier, aber einsamer Mann, als einer der letzten afrikanischen Sklaven, als ein Mitgründer Africatowns. Hurston, Volkskundlerin und Anthropologin, interviewte Kossola in den 1920er Jahren. Sie gibt Kossola in Barracoon eine Stimme, teilt sein Leben als Denkmal für die Nachwelt. Zwischen den beiden entstand dabei eine besondere, freundschaftliche Beziehung, welche durch die Erzählweise der Autorin deutlich wird. Die Berichterstattung Kossolas ist authentisch und emotional. Ein gesondertes Kapitel wurde in der Originalsprache veröffentlicht, wodurch die Wortwahl und Aussprache Kossolas noch deutlicher wird. Hurston hat seine Geschichte in entsprechende Kapitel unterteilt. Es sind zwei Leben, die sie uns vorstellt: Kossolas echtes Leben in Afrika, seine Wurzeln, Kultur und Familie sowie Cudjos Leben in Mobile, in dem er versucht hat, sich und seiner Familie ein Leben aufzubauen, ohne seine Wurzeln dabei zu vergessen. Seine Sehnsucht nach Afrika wird dabei immer deutlich. Erst im Jahr 2016 wurde Hurstons Werk veröffentlicht, durch Deborah G. Plant. Mit ihrer ehrlichen Einleitung und einem Vorwort von Alice Walker beginnt das Buch, das Nachwort Plants und ausführliche Anmerkungen zum Buch schließen es ab.

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„Barracoon“ ist die bis vor Kurzem unveröffentlichte Lebensgeschichte des letzten verschleppten und in den USA versklavten Afrikaners. Die Veröffentlichung ist ein literarisches Ereignis, das enorm spannende Einblicke bietet. Diese Geschichte zu lesen, hat meinen Horizont erweitert. Mir war bislang nicht bewusst, wie genau der Menschenhandel zwischen Afrika und Nordamerika ablief. Kossolas Heimatdorf wurde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von einem kriegerischen Stamm von der afrikanischen Westküste massakriert. Die jungen Frauen und Männer wurden gefangen genommen und mussten einen tagelangen Marsch aus dem Landesinnern bis zum Meer über dich ergehen lassen. Dort wurden sie in die namensgebenden Barracken gesperrt und vom lokalen Stammesfürsten an amerikanische Menschenschmuggler verkauft. Es gab wohl Stämme, die sich ausschließlich über den Menschenhandel finanzierten. Neu war für mich auch zu erfahren, wie schwierig das Leben nach der Abschaffung der Sklaverei 1865 insbesondere für die afrikanischen Sklaven war. Von Seiten der Weißen erfuhren sie Rassismus. Die seit Generationen ansässigen schwarzen Amerikanern hielten sie für unzivilisierte Wilde, die obendrein der englischen Sprache nicht mächtig waren und teils nach ihren Stammesbräuchen lebten. Die vollständige Besprechung findet sich auf www.wissenstagebuch.com.

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"Ich will aussehen wie in Afrika, weil das ist, wo ich sein will." (Cudjo Lewis/Oluale Kossola) Zora Neale Hurston hat ihre Fotokamera bereitgestellt. Cudjo Lewis, dessen afrikanische Mutter ihn Kossola nannte, ist im Haus verschwunden, um sich für das Foto zurecht zu machen. Er kommt in seinem besten Anzug wieder heraus, aber ohne Schuhe. Denn in Afrika, seinem Ursprung, seiner Heimat im heutigen Benin, trägt man keine Schuhe. Africatown (Plateau), Alabama, 1927: Die Anthropologin und afroamerikanische Schriftstellerin Zora Neale Hurston ist in den Süden der USA gereist um den 86-jährigen Kossola zu treffen und zu interviewen. Und dieser hat Unglaubliches zu erzählen. 1860 kam er als 19-jähriger junger Mann mit dem letzten Sklavenschiff, das Afrika Richtung Neue Welt verließ, der Clotilda, nach Amerika. Zuvor wurde sein Heimatdorf von einem kriegerischen Stamm überfallen, er und andere Männer und Frauen gefangen genommen und als Sklaven an die Gebrüder Meaher, amerikanische, weiße Großgrundbesitzer, verkauft. Eine Station auf dem beschwerlichen Weg nach Amerika waren die so genannten Barracoons, eine Art Baracke, in der die Sklaven gefangen gehalten wurden, bevor man sie auf das Schiff brachte. In den regelmäßigen Gesprächen mit Hurston berichtet Kossola über Kindheit und Jugend in Afrika, die Gefangennahme, das Leben als Sklave und das Überleben nach der Freilassung in einem Land, das nicht seine Heimat war und in dem er immer „der Afrikaner“ blieb. Barracoon ist ein einzigartiger Zeitzeugenbericht, der erstmals 2018, lange nach dem Tod der Autorin, in den USA erschien und dort zum Bestseller wurde. Die Veröffentlichung unterscheidet sich deutlich von anderen, auch zeitgenössischen Publikationen zum Thema, denn Zora Neale Hurston entscheidet sich für einen außergewöhnlichen Stil, indem sie die Erzählungen Kossolas, über große Strecken des Buches, in direkter Rede wiedergibt und ihn somit in seinen eigenen Worten, seiner ganz eigenen Sprachmelodie berichten lässt. Eine fast unlösbare Aufgabe für den Übersetzer Hans-Ulrich Möhring. Doch auch in der deutschen Übertragung ist der Text an Eindrücklichkeit kaum zu überbieten. Wenn Kossola z.B. seine Schilderungen, teilweise furchtbarer Dinge, regelmäßig mit einem „ogottogott“ unterbricht, fällt es leicht, sich den alten Herrn auf seiner Veranda sitzend vorzustellen, den schüttelnden Kopf in den Händen. Er spricht mich großen Gesten und feiner Mimik, die sämtliche Emotionen widerspiegeln. Der empathische Rezipient liest und erspürt dies zwischen den Zeilen. Das Buch beinhaltet nicht nur das Interview mit Kossola. Schon die Autorin hat das Werk mit einem Vorwort, einem umfassenden Anhang und zahlreichen Anmerkungen versehen. Ergänzt wird der Band mit einer Einleitung und einem Nachwort der Herausgeberin Deborah G. Plant und einem wunderbaren Vorwort von Alice Walker, Autorin des Bestsellers „Die Farbe Lila“. Besonders erfreut hat mich das, der deutschen Ausgabe beigefügte, Kapitel im englischen Original. Dies gibt dem Lesenden mit ausreichenden Englischkenntnissen die Möglichkeit, sich einen Eindruck der originalen Ausdrucksweise zu machen, derer sich Kossola bedient. Der Aufbau des Werkes mit seinen umfangreichen Anmerkungen macht deutlich, dass es sich hier nicht um einen rein erzählenden Text, sondern um eine wissenschaftlich fundierte Publikation handelt. Dies sollte der Lesende sich vor der Lektüre bewusst machen. Überraschenderweise fand sich der Satz, der mich im ganzen Buch am meisten bewegte, im Glossar des Buches. Hier geht es im Absatz über Sklavenschiffe u.a. um die Unterbringung der verkauften Menschen auf dem Schiff. „Auf manchen Schiffen wurden sie wie Baumstämme übereinandergestapelt.“ Ein kurzer, harmlos wirkender Satz, der die gesamte Grausamkeit und Entmenschlichung dieses unfassbaren Geschäfts beinhaltet. Um mir das Bild von den Zuständen auf der Clotilda vorzustellen, brauche ich meine Fantasie gar nicht groß anstrengen. Es reicht ein Blick in die Nachrichten. Mittelmeer. Hunderte Menschen in kleinen Schlauchbooten. Erkaufte Hoffnung, die oft nicht hält, was sie verspricht. Der Preis zu hoch, für einige von ihnen. Kossola zog es zeitlebens zurück nach Afrika. Doch haben seine Füße nie wieder das Land seiner Ahnen betreten. Er wurde 1865 zwar ein freier Mann, doch wie frei ist man wirklich ohne finanzielle Mittel, von Weißen und in Amerika geborenen Schwarzen gleichermaßen geächtet, in einem kapitalistischen Land, das nicht Heimat ist? Ein Gefühl, welches viele Migranten, die hier mit uns leben, ganz sicher teilen. Umso wichtiger ist es, dass dieses beeindruckende Werk von Zora Neale Hurston nunmehr, lange nach seiner Entstehung, endlich veröffentlicht wurde. Es gibt vielen unbekannten, verschleppten und versklavten Männern, Frauen und Kinder, die Opfer des Menschenhandels wurden, Stimme und Gesicht und uns eine Ahnung davon, was es bedeutet, ENTWURZELT und HEIMATLOS zu sein.

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