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Rezension zu
Der Verrat

Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken und erwarten, dass der Andere daran stirbt

Von: Barbara Diehl
30.12.2018

Die 46jährige Ariane – Nane – Rauch kommt nach 20 Jahren auf Bewährung aus dem Gefängnis frei. Nach all den Jahren hat sie zwar ihre Schuld gegenüber der Gesellschaft verbüßt – sich selbst kann sich jedoch noch immer nicht aus der Schuld entlassen, denn seit 20 Jahren quält sie nur eine einzige Frage: Was hat sie in der Nacht in der Henning, der Sohn ihres Schwagers, durch ihre Hand starb, am Telefon zu Thomas gesagt? Hat sie ihn gewarnt? Das ist das, woran sie in ihrer Erinnerung festhält. Oder hat sie ihn beschimpft? So steht es als Zeugenaussage in der Ermittlungsakte. Es wäre einfach, wenn sie Thomas danach fragen könnte, doch als sie ihren Schwager in seinem Weinberg aufsucht, bekommt dieser einen Herzinfarkt und muss mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen werden. Sein Zustand ist kritisch. Pia, Thomas‘ Frau und Nanes‘ Schwester, versucht alles in ihrer Macht stehende, Nane vom Weingut Graven und auch vom Krankenhaus, in dem Thomas sich befindet, fern zu halten. Warum möchte Pia verhindern, dass Nane mit Thomas spricht? Gibt es eine andere Wahrheit als die, die in den Gerichtsakten steht? Ich wurde über eine Aktion des Randomhouse Bloggerportals auf dieses Buch aufmerksam und als gebürtige Saarländerin lockte mich ein Buch, das auf einem Weingut an der Saar spielt, natürlich sofort hinter dem Ofen hervor. Als „Spannungs- und Familienroman“ deklariert und mit einem Klappentext, der eher zu einem Krimi als einem Familienroman gehören könnte, wurde ich neugierig auf dieses Buch und ich wurde nicht enttäuscht. Hauptprotagonisten in dieser Geschichte sind die Schwestern Ariane (Nane), Pia und Brigitte. Durch die Story bedingt, erfährt der Leser über Pia und Nane mehr, als über die anderen Charaktere. Die Geschichte von Brigitte wird natürlich auch erzählt, sie bleibt aber mehr blass und im Hintergrund. Sie ist harmoniesüchtig und möchte gerne, dass sich alle Schwestern vertragen. Sie ist es auch, die Nane unter ihre Fittiche nimmt, für sie Geld auf einem Konto gesammelt hat und ihr einen Job gibt. Ebenso wird die Mutter der Schwestern dargestellt und beschrieben, auf welche Art und Weise sie das Tun und Denken ihrer Töchter beeinflusst hat. Neben den Schwestern lernen wir Margot kennen. Als ihre Eltern bei einem Unfall starben, haben die von Mantheys Margot wie selbstverständlich aufgenommen und als Thomas‘ Schwester großgezogen. Sie wurde jedoch nie offiziell adoptiert oder an Kindes statt angenommen. Seit 30 Jahren arbeitet sie im Büro des Weinguts und auch ihr Sohn Marius hat den Beruf des Winzers erlernt, arbeitet jedoch auf einem anderen Weingut. So würde Margot es natürlich sehr gerne sehen, dass Marius die Geschäfte auf Graven leitet, während sich Thomas im Krankenhaus befindet und nicht Lissy, die leibliche Tochter von Thomas und Pia, die sich noch mitten in ihrem Studium befindet. Margot kann es nicht verhelen, dass sie Pia nicht mag und sie ist ziemlich einfallsreich wenn es darum geht, ihren eigenen Vorteil durchzuboxen. Dann gibt es Lissy, die Tochter von Pia und Thomas, die sich zum Zeitpunkt des Herzinfarktes ihres Vaters in Urlaub befindet. Ganz unkompliziert bricht sie ihren Urlaub ab, um sich der Aufgabe zu stellen, die Thomas ihr vom Krankenbett aus auferlegt hat – sie soll sich um das Weingut Graven kümmern, so lange er ausfällt. Sie bringt ihren Freund David mit, den permanent eine Wolke von „Grasgeruch“ umgibt und der deswegen von Pia nicht mit offenen Armen aufgenommen wird. Sonja, Hennings Tochter, hatte jahrelang keinen Kontakt zu ihrem Großvater Thomas, weil ihre Mutter nach Hennings Tod den Kontakt zu ihm abgebrochen hatte. Sonja hatte dann von sich aus vor 5 Jahren Kontakt zu Thomas aufgenommen und in diesem Sommer hat sie sich auf dem Weingut einquartiert, weil sie den Tod ihres Vaters in einem Buch aufarbeiten möchte. Muss Sonja feststellen, dass ihr Vater den Stellenwert gar nicht verdient hat, den sie ihm gibt? Nun aber wieder zurück zu Nane und Pia: Ariane/Nane kommt gerade aus dem Gefängnis frei und muss sich erst mal wieder ihren Platz im Leben suchen. Sie weiß noch nicht, was sie in Zukunft mit ihrer Zeit anfangen möchte. Um sich selbst die Tat von vor 20 Jahren vergeben zu können, muss sie herausfinden, was genau sie am Telefon zu Thomas gesagt hat. Ihr ganzes Tun und Handeln ist darauf ausgerichtet, dieses Geheimnis zu lüften und dafür setzt sie auch ihre Bewährung aufs Spiel. Von Nane erfährt der Leser logischerweise am meisten Hintergrundinfos und sie ist heute wie auch damals für mich extrem labil und bräuchte dringend psychologische Hilfe. Bei einigen Dingen die Nane getan hat, dachte ich nur „geht‘s noch?“, aber genau das sind ja die Gründe, warum sie das getan hat, was sie getan hat. Manchmal wurde von der Autorin zu sehr auf ihre Tablettensucht eingegangen, da hätte es auch etwas kürzer sein dürfen, ansonsten brauchte es diese Hintergrundinformationen für den Leser natürlich schon. Im Gegenwart-Strang ist ihr Ex-Mann Mark für sie eine große Stütze und ich empfand ihn als sehr sympathisch. Pia ist ein Kopfmensch, sie handelt rational und nicht emotional und in einer anderen Rezension habe ich den Begriff „geerdet“ gelesen. Ja, genau das ist Pia. Für sie selbst ist es noch immer kaum verständlich, dass sie mit Thomas von Mantey verheiratet ist, da sie ihm emotional recht wenig bieten kann. Als Ehefrau von Thomas von Mantey versucht Pia mit allen Mitteln zu verhindern, dass ihre Schwester Nane mit jemandem über diese Nacht von vor 20 Jahren spricht, ihr Handeln hat etwas von Verbissenheit. Um sie von Thomas und dem Weingut fern zu halten, erwirkt Pia eine Einstweilige Verfügung gegen ihre Schwester. Auch Brigitte kann sie nicht zum Einlenken überreden. Die Geschichte wird in 2 Handlungsebenen erzählt. Einmal in der Gegenwart, im Jahr 2018, als Nane aus dem Gefängnis entlassen wird und einmal in der Vergangenheit, im Jahr 1997/1998, das Jahr, in dem Henning mit dem Auto in den Weinberg stürzte und dabei umgekommen ist. Ein Satz, im ersten Drittel des Buches eingeflochten, lässt mich als Leser schon ahnen, dass die Wahrheit, wie sie nach außen hin präsentiert wird, von jemandem zurechtgebogen wurde. Von wem und warum, das erschließt sich jedoch erst nach und nach. Durch die wechselnden Zeitebenen ist der Leser Nane immer eine Nasenlänge voraus. Am Schluss zeigt sich dann deutlich, dass jedes Spiel sein Bauernopfer braucht. Ich kenne weder das 1. Buch der Autorin unter ihrem Pseudonym „Ellen Sandberg“, noch kenne ich eines der Bücher, die sie unter ihrem Klarnamen „Inge Löhnig“ veröffentlicht hat. Sie hat einen sehr schönen Schreibstil, der einen als Leser direkt gefangen nimmt und ich hatte das Buch in kurzer Zeit gelesen. „Der Verrat“ ist von Anfang bis Ende spannend, weil man einfach wissen möchte, was sich damals zugetragen hat und warum sich 2 Schwestern so sehr hassen, dass sie sich gegenseitig den Tod wünschen. Herzlichen Dank an das Randomhouse Bloggerportal, an die Autorin Ellen Sandberg sowie an den Penguin-Verlag für die Zurverfügungstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

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