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Rezension zu
BECOMING

Sehr persönlich und berührend

Von: Hundertmorgenwald
27.01.2019

BECOMING – Meine Geschichte von Michelle Obama ist eine faszinierende und sehr persönliche Biografie. Sie ist in drei Abschnitte eingeteilt. „BECOMING ME“ - ihre Kindheit und Jugend in einem ärmlichen Viertel in Chicago. Ihr Jurastudium in Harvard und anschließend ihre Arbeit als Juniorpartnerin in einer großen Kanzlei in Chicago. „BECOMING US“ - ihre Partnerschaft mit Barack Obama, mit dem sie sich so gut versteht und der doch ganz anders ist als sie. Von ihren verzweifelten Versuchen ein Kind zu bekommen und später von den Elternsorgen. „BECOMING MORE“ - ihr Leben im Weißen Haus. Die Kritik an ihr und ihrer Kleidung, ihre Kampagne Kinder gesünder zu ernähren und so die Fettleibigkeit zu stoppen/reduzieren. Bis hin zum Amtsabtritt und der Wahl von Trump. Jeder der drei Abschnitte war in seiner Weise intensiv. Mich persönlich hat BECOMING ME am Stärksten berührt. Wie ehrgeizig die kleine Michelle war. Alles wollte sie perfekt beherrschen und es war schwer für sie persönlich, wenn sie etwas nicht so konnte, wie sie das wollte. Wie sehr ihre Eltern, ihr Vater ein einfacher Arbeiter, die Mutter Hausfrau, sie auf ihrem Weg und in ihrer Bildung unterstützen. Das hat mich tief beeindruckt. In diesem Abschnitt wurde mir auch deutlich bewusst, wie unterschiedlich Amerika und Deutschland alleine von der Größe her sind. In den 60er Jahren gab es schon ständig Tote durch Schießereien und zu ihrer Highschool musste sie 3 Stunden mit dem Bus fahren. Allein ihrem Ehrgeiz „Und ich schaffe es doch!“ ist es geschuldet, dass sie in Harvard aufgenommen wurde. Denn ihre Collegeberaterin sagte ihr, dass sie in Harvard keine Chance hat, weil sie nicht in das Bild von Harvard passt. Schwarze Haut, ärmliche Verhältnisse. Rassismus ist natürlich auch immer wieder ein Thema, wobei ich sie da zurückhaltend erlebt habe. Ich glaube, sie hätte da noch ganz andere Dinge zu sagen gehabt. Am deutlichsten spricht sie darüber in Teil 3. Ich fand es unglaublich spannend zu Lesen, wie sie Barack kennen gelernt hat. Es ging mir auch sehr nahe, dass ihre Versuche, ein Kind zu bekommen, einfach nicht geklappt haben. Sie griffen schließlich zu der Lösung der künstlichen Befruchtung. Sie sagte, sie redet darüber, weil es so vielen Frauen so geht, aber das Thema tabuisiert ist. Ich erlebe das in Deutschland gar nicht so, aber da ich nicht betroffen bin, habe ich da vielleicht auch eine andere Wahrnehmung. Barack ist ein sehr liebevoller Vater, aber leider fast nie daheim. Er arbeitet im Senat in Illinois. So ist sie unter der Woche quasi alleinerziehend, neben ihrem Job, der inzwischen nicht mehr in einer Kanzlei ist, da sie sich umorientiert hat. Ich glaube, viele Mütter werden sich hier wieder erkennen. Das Bild, dass sie von Barack zeichnet, finde ich sehr faszinierend. Ein hochintelligenter, einfühlsamer Mann, der seine Träume auf eine bessere Welt nicht aufgibt. Trotz der Differenzen beschreibt sie ihn mit so viel Liebe, was in mir das Gefühl ausgelöst hat, dass ich die beiden zu gerne mal kennen lernen würde. Baracks Erfolg im Senat und seinen Träumen, nach einer besseren Welt, führte ihn unweigerlich zu dem Wunsch, Präsident zu werden. Michelle war zu Anfang total dagegen. Schließlich machen sie einen Deal. Der Abschnitt des Wahlkampfs ist das Einzige, was mir nicht so sehr gefallen hat bzw. was mich persönlich nicht so interessiert hat. Es war mir ein bisschen zu lang, aber es gehört natürlich dazu. Der letzte Abschnitt war sehr interessant und am Ende kamen mir auch die Tränen. Dieser Teil machte auch nochmal deutlich, wie unterschiedlich die USA und Deutschland sind. Das Leben im Weißen Haus gleicht einem Leben im Goldenen Käfig. Auch wenn die Obamas versucht haben, gerade für ihre Töchter, einen möglichen Spielraum zu schaffen. Wie der Secret Service vor geht, war wirklich total spannend. Sie beschreibt ihre Kampagne, gegen die Fettleibigkeit bei Kindern anzugehen. Dabei erzählt sie, dass die meisten Amis keinen Zugang zu frischen Erzeugnissen haben. Das fand ich wirklich erschreckend und für uns kaum vorstellbar. Wie viele Menschen, Jugendliche, durch Waffen sterben, ist unglaublich. Sie war in einer Schule in einem Brennpunkt. Jeder der Kinder hatte schon eine Person durch eine Schießerei verloren. Doch im Senat bewegt sich einfach gar nichts. Es hat mich sehr bewegt und beeindruckt, wie sie sich immer wieder für die Schwächeren in der Gesellschaft eingesetzt hat. Wie sie mit Projekten im Weißen Haus Mädchen und schwarzen Jugendlichen versucht hat, Hoffnung auf Mut zu machen, einen guten Schulabschluss zu erreichen. Wenn sie es geschafft hat, sagt sie, dann kann es auch jeder andere. Leider wurde mir in dem Abschnitt auch wieder bewusst, wie sehr man das, was man in der Presse liest, hinterfragen sollte. Einmal wurde die Differenz deutlich, was die Obamas getan haben und wie die Presse davon berichtet hat, aber auch, was ich damals in den Medien hier gelesen habe und was sich in Wahrheit in Amerika abspielte. So konnte man hier immer lesen, wie entzückt alle von Michelles Kleidung waren. Dabei ist die Presse in Amerika oft über sie hergezogen. Als sie sich einen Pony schneiden lassen wollte, wurde ihr dringend geraten, Baracks Berater „um Erlaubnis“ zu fragen, da diese wegen der stark angespannten, wirtschaftlichen Situation darauf achteten, dass keine Bilder der Obamas frivol wirken könnten! Auch jetzt ging ja zu ihrem neuem Buch einiges durch die Presse. Als ob sie wer weiß was skandalöses über Trump gesagt hätte. Dabei war es genau umgekehrt. Und durch Trumps Aussage, er wüsste aus verlässlicher Quelle, dass Baracks Geburtsurkunde gefälscht sei, gab es sogar einen Angriff auf das Weiße Haus. Fazit: Eine sehr persönliche und bewegende Biografie, durch die man viel über die Gesellschaft, die Politik und über Amerika lernt. Sie hat mich sehr nachdenklich gemacht und mich immer wieder tief berührt. In meinen Augen ist es eine ausgesprochen gute Biografie.

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