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Rezension zu
Der Aufstieg und Fall des D.O.D.O.

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Schräg, spannend, und bestens erzählt

Von: Michael Lehmann-Pape
31.01.2019

Wer und was genau „D.O.D.O.“ genau ist, das ist eine der durchlaufenden, spannenden Fragen, die Stephenson in seinem neuen Roman gleich zu Beginn aufwirft, sich mit der konkreten Beantwortung aber Zeit lässt und währenddessen den Leser auf einen temporeichen Ritt ins Reich der Magie (zumindest, dieses überhaupt zu finden) mitnimmt. Mit der Frage im Hintergrund, die durchaus beachtenswert ist, ob nicht die moderne Technik dem Menschen mehr genommen hat, als nur dumpfen Aberglauben, sondern auch vielfache, verschiedene Zugänge zum Leben und dessen Sinn, zu Möglichkeiten der Bewältigung des Lebens und manches mehr verschlossen hat. Dass dabei, wie im Roman, das „Verschwinden der Magie“ zeitlich ziemlich genau eingegrenzt werden kann (1851), dass die weibliche Hauptfigur des Romans dazu eingespannt wird (von einem merkwürdigen „Geheimagenten“, bei dem alles, was nähere Informationen geben könnte über seine genaue Suche, seine Behörde und das Ziel all dessen, was da in einem kärglichen Büro in Boston beginnt als „Verschlusssache“ gekennzeichnet ist). Nicht nur für Melisande Stokes, sondern natürlich auch für den Leser über geraume (Lese-) Zeit hinweg. Beginnend zu einer „neuen Zeitrechnung“ (Jahr 0) in der Moderne, durch die Zeit sich zurücktastend (und, das weiß der Leser vom Prolog an, mit Schwierigkeiten, denn da ist schon etwas gewaltig schief gelaufen oder, besser gesagt, wird später in der Zukunft des Prologs gewaltig schieflaufen werden). „An dem ich Tristan Lyons kennenlernte und auf der Stelle einwillige, in größere Schwierigkeiten zu geraten, als ich mir damals hätte vorstellen können“. Wobei Stephenson zwar vom gewählten Thema her hier eher den Fantasy Bereich betritt, das ganze aber dennoch, wie gewohnt, eher als Science Fiction verpackt, ebenfalls wie gewohnt Nebengeschichten und, vor allem, seinem „Personal“ viele Platz und Zeit zur Entwicklung zur Verfügung stellt und, auch das nicht ungewohnt, nicht unbedingt einfach schreibt, sondern mit vielfachen Wendungen die Fantasie des Lesers anregt und diese als einen Teil der Lektüre quasi mit einplant. Was, ebenfalls gewohnt, dennoch aber im Stil auch wieder nicht einfach, ein stückweit „mäandert“, sprich sich vor allem im mittleren Drittel des Werkes verzweigt in Ereignisse und Erläuterungen, die nicht unbedingt den roten Faden des Buches temporeich vorantreiben. Diese Breite der Erzählweise muss man dann auch mögen oder zumindest auf dem Weg zum Finale ein stückweit ertragen. So erweist sich das Werk als eher „echter Stephenson“, bei dem die Teile der beiden Autoren sich nicht erkennbar voneinander abheben. Und wenn sich dann der Stil in Richtung „Puzzlestücke“ aus verschiedensten Quellen im mittleren Teil des Werkes beginnt, durchzusetzen, bedarf es durchaus erhöhter Konzentration, um den roten Faden nicht aus dem Blick zu verlieren. Dennoch, ein anregendes Thema, mit vielfachem Humor verarbeitet (Begegnungen mit Hexen sind nicht immer einfach) und episch in der Breite mit vielfachen Ideen größerer und kleinerer Natur ausgeschmückt. Flüssig und abwechslungsreich erzählt, so dass sich eine lohnenswerte Lektüre ergibt. „Und das sind alles Verschlusssachen, stimmts“? „Ob sie das sind oder nicht, ist Verschlusssache“.

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