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Rezension zu
Mörder

“Ohne dich wäre die Frau noch am Leben. Du bist schuld an ihrem Tod.” (S.252)

Von: Kaisu
19.03.2019

Fälle aus der Praxis eines Strafverteidigers “Ohne dich wäre die Frau noch am Leben. Du bist schuld an ihrem Tod.” (S.252) Wird ein Mörder gefasst, braucht er normalerweise einen Strafverteidiger. Kann er sich keinen leisten, wird ihm einer gestellt. Der rechtliche neutrale Beistand, der den Beschuldigten vor einer falschen richterlichen Entscheidung bewaren soll. Das “falsch” bezieht sich dabei auf eine korrekte Beweisführung. Ohne Beweise keine Verurteilung. Ist zum Beispiel ein belastendes Beweisstück nicht vorhanden, nutzt der Stafverteidiger diese Lücke und fällt ein passendes Strafmaß. An dem Zitat oben sieht man, dass es manchmal negative Folgen hat, wenn man seinen Job richtig und gut macht. Veikko Bartel gehört dazu. Wie oft ihm das in seiner Laufbahn passiert ist, erzählt er dem Leser nicht. Man kann sich aber gut vorstellen, dass so etwas an einem nagen kann und es zeitgleich nicht an sich heranlassen darf. “Unangreifbarkeit für jedermann.” (S. 218) Anhand von sechs Fällen zeigt er uns seinen Arbeitsalltag. Mit genau jener Unangreifbarkeit. “Gott, hat der mir seinen Schwanz reingerammt. Ein Riesenschwanz, kein Stummelschwänzchen wie der von Peter.” Das ist der erste Satz, den er von seiner Frau hört. […] Erschütterung bis ins Mark. Pirche ist wie versteinert. Worüber reden die?” (S.26) Peter Pirche wartet auf sein Urteil. Er ist ein typischer deutscher Finanzbeamter. Trocken, humorlos und dennoch äußerst religiös. Er hat ein Frau und Tochter. Lebt das typische Vater-Mutter-Kind Leben. Bis zu jenem grausamen Tag. Ihm ist übel und er geht eher nach Hause. Er öffnet die Tür und hört zwei Frauen reden. Dabei schnappt er jenen Satz auf, kaum dass er eingetreten ist. Peter kann später den Dialog bis ins kleinste Detail wiedergeben. Dabei wird er auch nie vergessen, was er danach tat. Das Urteil ist erschreckend und nachvollziehbar zugleich. Kaum hat man diese Tat verdaut, geht es bereits mit dem nächsten Geschehen weiter. Lebenslänglich! Man hört das Urteil und macht sich auf das Schlimmste gefasst. Uwe Dießler. Nach zwanzig Jahren aus dem Gefängnis entlassen, will er nun den richtigen Weg gehen. Keine Diebstähle, Betrügereien oder Einbrüche mehr. Doch sein Vorhaben scheint bereits zum Scheitern verurteilt, da er keinen Job findet. Niemand will in einstellen. Bis da dieser Mann kommt und ihm ein Angebot macht. “Ich habe Sie schon ein paarmal hier gesehen. Sie suchen Arbeit? Ich hätte da was für Sie. Ich kann gute Leute immer gebrauchen.” (S.49) Wo jeder nun schreiend weggerannt wäre, war dieser Mann das Licht am Ende des Tunnels. Endlich ein Job, endlich raus aus dem Obdachlosenheim, endlich ein Leben. Pustekuchen. Nach kurzer Zeit, zeigt der Mann sein wahres Gesicht und Uwe gerät mit seinen Kollegen in einen Strudel hinein, der weit über Diebstahl hinausgeht. Wobei: Man spürt die Angst und Verzweiflung. Kann es absurderweise nachvollziehen. Trotzdem war DAS nicht die Lösung. Am Ende eines jeden Kapitels gibt es einen Epilog. Dort berichtet der Autor, was aus den Mördern geworden ist, wie das Urteil ausging, was seine Gedanken dazu sind oder ähnliches. Eine Art Zusammenfassung stets angepasst zu dem Fall, den er vor Gericht vertreten hat. Dabei hört man stets heraus: Ich mache hier meine Arbeit. Ob ich das Urteil für richtig oder falsch halte, spielt keine Rolle. Nicht im Geringsten. In dem Buch geht es nicht so blutig und brutal zu, wie in den bisher vorgestellten Büchern aus der Rubrik #wahreVerbrechen. Ehm, doch. Man mag es kaum glauben, aber auch eine (nüchtern) beschriebene Tat, kann einem durchaus Schauer über den Rücken jagen. Zumal keiner der Mörder hier sanft vorgeht. Wirklich keiner. Wer also gedacht hat, dass er hier endlich was Softes in unserer Rubrik gefunden hat: Pustekuchen. Bereits in “Mörderinnen” (Kritik) hat Veikko Bartel gezeigt, wie man seinen Lesern äußerst lebendig den Beruf des Strafverteidigers näher bringen kann. Waren es dort zu wenig Fälle, hat er hier mit sechs Fällen ein gutes Mittelmaß gefunden. Wobei ich gerne noch mehr gelesen hätte. Statt Leichen zu sezieren oder Mörder zu analysieren, lernt man hier das deutsche Rechtssystem kennen. Keine Angst, es gibt keinen Paragraphendschungel. Stattdessen zieht man eher über die Unlogik und vielen Lücken die Stirn kraus. Und dann wundert man sich, warum Sexualverbrecher auf freien Fuß kommen… >> Lesetipp! Gefängnis oder kein Gefängnis, die vorerst letzte Endstation für Mörder anschaulich erzählt!

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