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Rezension zu
Widerworte

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Politische Widerworte

Von: Dagny Giel
19.03.2019

Inhalt: In seinem Sachbuch „Widerworte“ erklärt der Alexander Kissler, dass manche Sprüche eine Tiefe vorgeben, die sie eigentlich nicht besitzen. Phrasen sind Totschlagargumente, denn ihr Zentrum ist „unerklärlich, unbeschreiblich, unbeweisbar“ (S. 8). Dabei klafft in ihrer Mitte eine Leere des Denkens. Diesem Mangel an Gedanken geht Alexander Kissler auf den Grund, indem er fünfzehn Phrasen auseinandernimmt. Von „Wir schaffen das“ über „Jeder verdient Respekt“ bis hin zu „Das ist alternativlos“ wird ihnen jeweils ein Kapitel gewidmet. Eigene Meinung: Kisslers Definitionen der Phrasen haben mir gut gefallen. Sie stellen das Grundproblem solch leerer Worten dar: „Die Phrase beginnt dort, wo das Denken endet.“ (S. 171) Eine gefährliche Kombination mit „tausendfach erprobte[m...] Kopfnicken“ (S. 71). Allerdings entwickelte sich das Buch etwas anders, als von mir erwartet. Wenn man den Autor und sein Engagement für politische Kultur bereits kennt, dann überrascht die Richtung vermutlich nicht. Ich jedoch hatte mir etwas Ausgeglicheneres zwischen politischen und zwischenmenschlichen Phrasen vorgestellt. Es ist schwer, beim Auseinandernehmen politischer Phrasen neutral zu bleiben. Wie erwartet, gibt sich im Verlauf des Buches eine politische Stellungnahme zu erkennen. Der Autor kommt immer wieder auf das Thema Flüchtlingskrise zurück und lässt klar durchscheinen, dass er Merkels Handeln missbilligte. Darüber hinaus verabsolutiert er seine eigene Meinung. Es hinterließ bei mir einen üblen Nachgeschmack, wenn er z. B. entschied, wessen Weltanschauung die Richtige sei. Beispiel, Kapitel 12 „Gewalt ist keine Lösung“: „Realisten wie der Historiker Jörg Baberowski bescheiden sich mit dem generellen Hinweis, »wer Gewalt eindämmen will, muss Gewalt ausüben.«“, S. 143 Fazit: Wer das Buch zur Hand nimmt, sollte sich auf eine politische Lektüre einstellen. Die Erklärung von Phrasen ist gelungen, die Beispiele jedoch von einem festen Standpunkt aus erläutert. Wer bereits von Alexander Kissler gelesen hat, wird sich diese Lektüre sicher bewusst aussuchen und Gefallen finden.

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